Der FC Augsburg und der DFB-Pokal – das ist eine Beziehung, die mit dem Status „Es ist kompliziert“ noch freundlich umschrieben wäre. In den vergangenen zehn Jahren schied der FCA viermal in der ersten Runde des Wettbewerbs aus – so oft wie kein anderer aktueller Erstligist. In der vergangenen Spielzeit gab es ein 0:2 bei der Spielvereinigung Unterhaching, einmal scheiterte Augsburg an Verl und gleich zweimal war Magdeburg die frühe Endstation. Zudem war in den vergangenen fünf Jahren immer spätestens in der zweiten Runde Schluss. Am Sonntag beim Regionalligist Viktoria Berlin tat sich der FCA lange schwer, zog aber verdient in die zweite Runde ein: Gegen die Hauptstädter gab es nach einem frühen Rückstand und späten eigenen Toren einen 4:1-Sieg.
FCA-Trainer Jess Thorup hatte im Vergleich zur Generalprobe gegen Olympique Marseille (1:3) vor einer Woche auf drei Positionen umgestellt: Kristijan Jakic saß auf der Bank, Fredrik Jensen (angeschlagen) und Steve Mounié (Infekt) fehlten im Kader. Stattdessen spielten Tim Breithaupt, Elvis Rexhbecaj und Phillip Tietz von Anfang an. Damit gaben beim runderneuerten FCA „nur“ vier Neulinge ihr Pflichtspieldebüt: Torwart Nediljko Labrovic stand ebenso wie Linksverteidiger Dimitrios Giannoulis, Innenverteidiger Keven Schlotterbeck und Stürmer Emmanuel Essende in der Startelf. Neuzugang Marius Wolf, der erst vor eineinhalb Wochen verpflichtet worden war, hatte vorerst noch auf der Bank Platz genommen.
Nach vier Minuten liegt der FCA zurück
Zu sehen bekam der ehemalige Dortmunder den Beleg dafür, dass sein neuer Verein mit dem Wettbewerb fremdelt: Schon nach der ersten Ecke klingelte es im Kasten der Augsburger. Die Hereingabe von Rajk Lisinski landete bei Viktoria-Kapitän Nicolas Hebisch. Der wurde von seinem Augsburger Amtskollegen Jeffrey Gouweleeuw nicht bedrängt, verlängerte zu Aidan Liu. Und der schoss ein – 1:0 für den Underdog (4.)! Viktoria, mit vier Punkten aus drei Spielen in die Regionalliga-Saison gestartet, schnupperte an der Sensation. Der FC Augsburg war bemüht, das Ergebnis zu korrigieren – und hatte durch Giannoulis die große Chance zum Ausgleich. Nach einem Freistoß von Gouweleeuw tauchte der Grieche frei vor dem Tor auf, scheiterte aber an Berlins Keeper Florian Horenburg (10.). Berlin versuchte sein Glück über Konter, während Augsburg den Druck erhöhte – und einen Pfostentreffer verbuchte.
Tietz köpfte nach einer Pedersen-Flanke ans Aluminium (24.). Nach der bis dato besten Kombination fiel dann der Ausgleich für den FCA: Engels gab den Ball scharf in den Strafraum, wo Tietz für Rexhbecaj ablegte, der zum 1:1 abschloss (33.). Augsburg dominierte das Spiel nun und drängte auf die Führung. Vor allem über Engels und Tietz kam das Thorup-Team immer wieder zu guten Situationen. Der Ball lag nach einem Schuss von Tietz sogar schon erneut im Viktoria-Kasten, das Tor wurde aber wegen Abseits nicht gegeben. Kurz vor der Halbzeit war Keeper Horenburg bei einer Engels-Hereingabe schon geschlagen. Den Schuss von Tietz klärte aber Torschütze Liu auf der Linie (42.). Zur Pause wies die Statistik 80 Prozent Ballbesitz für Augsburg aus – ein ungewohnter Wert aus FCA-Sicht.
Im zweiten Durchgang trifft Neuzugang Samuel Essende für Augsburg
Die Überlegenheit zahlte sich im zweiten Durchgang aus: Samuel Essende tankte sich auf der linken Seite durch, spielte einen Doppelpass mit dem gebürtigen Berliner Arne Maier und schob überlegt zum 2:1 für Augsburg ein (53.). Es war der Premierentreffer für den kongolesischen Nationalspieler.
Thorup wechselte kurz darauf und brachte Wolf, Kabadayi und Jakic für Pedersen, Essende und Breithaupt. Wenig später ersetzte Niklas Dorsch den Torschützen Rexhbecaj. Gut möglich, dass es das letzte Spiel des Mittelfeldspielers für den FC Augsburg war. Dorsch, der vor drei Jahren mit großen Hoffnungen gekommen und auch wegen vieler Verletzungen nie in den Tritt gekommen war, soll laut belgischen Medien vor einem Wechsel zum dortigen Rekordmeister RSC Anderlecht stehen. Der 26-Jährige kennt die Liga, spielte bis zu seinem Wechsel nach Augsburg für den KAA Gent. Die Abschiedspartie könnte es auch für Ruben Vargas gewesen sein. Der wechselwillige Schweizer ersetzte Arne Maier. Augsburgs Drang auf das gegnerische Tor ließ in der zweiten Halbzeit zunehmend nach, stellenweise hatte der FCA sogar Kontergelegenheiten. Eine Kombination der Abwanderungswilligen besorgte die Entscheidung: Eine Flanke von Vargas, leitete Kabadayi weiter – und Niklas Dorsch traf zum 3:1 (87.). Es war sein erster Pokaltreffer für Augsburg. Berlins Emmanuel Elekwa vergab die große Chance zum Anschluss (90.), dann besorgte Tietz den Schlusspunkt (90.+2).
FC Augsburg: Labrovic – Giannoulis, Schlotterbeck, Gouweleeuw, Pedersen (66. Wolf) – Maier (79. Vargas), Breithaupt (66. Jakic), Engels, Rexhbecaj (71. Dorsch) – Tietz, Essende (66. Kabadayi)
Tore: 1:0 Liu (4.), 1:1 Rexhbecaj (33.), 1:2 Essende (53.), 1:3 Dorsch (87.), 1:4 Tietz (90.+2) Zuschauer: 5504
Ein standesgemäßer Sieg am Ende, passt auch in der Höhe, aber zäh war's. Anfangs gemeinsam geschnarcht und der Berliner sagt Danke. Die Chancen waren da um mit einer Führung in die Halbzeit zu gehen. Den Führungstreffer durch Essende sauber rausgespielt, da zeigt er was er drauf hat wenn man ihm den Raum gibt wo er seine Schnelligkeit einbringen kann. Der Dorschi erzielt mit seinem Tor die Vorentscheidung, war dann wohl auch sein Ausstandsgeschenk.
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