Wie positiv sich ein Trainerwechsel bemerkbar machen kann, hat der FC Augsburg erfahren. Seit Jess Thorup die Mannschaft in der Fußball-Bundesliga betreut, befindet sich diese im Aufwärtstrend. Einen ähnlichen Effekt erhofft sich Union Berlin nach der Trennung von Urs Fischer. Bis ein neuer Coach gefunden ist, leitet Co-Trainer Marco Grote die Spieler an. Als Augsburg und Berlin aufeinandertrafen, also die strebten die einen an, den Trend fortzusetzen, die anderen wollten ebendiesen stoppen. Denn der Champions-League-Teilnehmer Union steckt in einer schier für unmöglich gehaltenen Krise, aus dem Topteam ist ein Abstiegskandidat geworden. An diesem Status hat sich am Samstag wenig geändert. Das 1:1 (1:0) half den Gästen mehr als den Gastgebern.
Thorup hielt an seiner taktischen Grundausrichtung mit einer Viererabwehrkette fest, veränderte seine Startformation allerdings personell. Den erkrankten Jensen ersetzte auf der rechten Angriffsseite Engels, als Pendant gegenüber rückte Iago in die Anfangself. Mit einer offensiven Ausrichtung versuchten die Augsburger die Verunsicherung der Berliner auszunutzen. Sie setzten sich mit Ballbesitz in der Hälfte des Gastgebers fest, übten Druck aus. Dass die vergangenen Wochen nicht spurlos an den Union-Spielern vorübergegangen waren, zeigte sich, als Torhüter Rönnow nach einem Rückpass den Ball ins Toraus schoss. Zuvor hatte Union eine erste Torchance durch Knoche, FCA-Torhüter Dahmen hatte allerdings keine Mühe, weil der Ball zu mittig aufs Tor kam (5.).
Jess Thorup musste früh wechseln
In der Vergangenheit hatte Augsburg die Anfangsphase oft verschlafen, diesmal war es sofort im Spiel. Nach einem Doppelpass mit Tietz kam Demirovic zum Abschluss. Diesmal erwies sich Rönnow jedoch als gefestigt und parierte (9.). Ausdruck eines lebhaften Einstiegs in dieses Spiels war die nächste Möglichkeit, diesmal wieder durch die Berliner. Behrens setzte sich gegen Uduokhai durch, scheiterte mit seinem Schuss aber an Dahmens Fußabwehr (10.). Augsburg blieb das aktivere Team, ließ in den Abschlüssen jedoch Genauigkeit vermissen. Dorsch zielte bei einem Freistoß aus zentraler Position übers Gebälk (14.), Tietz jagte den Ball aus spitzem Winkel neben den rechten Pfosten (19.).
Augsburgs Trainer musste früh wechseln. Rechtsverteidiger Gumny hatte sich in einem Zweikampf mit Haberer verletzt, ihn ersetzte Mbabu. Wiederholt blitzte die Verunsicherung der Berliner in der Abwehr auf, die Nerven beruhigende Führung verpasste Unions Stoßstürmer Behrens, als er den Ball rechts neben das Tor nickte (27.). Union schöpfte Hoffnung, kassierte aber einen weiteren Nackenschlag. Nach einem Querpass von Pedersen traf Berlins Gosens FCA-Spieler Engels und den Ball. Schiedsrichter Badstübner entschied auf Strafstoß. Bei dieser Entscheidung blieb er auch nach Studium der Videobilder. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Demirovic blieb bei eisigen Temperaturen cool, verlud Rönnow und traf mit seinem siebten Saisontreffer zum 1:0 (39.). Der FCA hatte sich für eine engagierte erste Spielhälfte belohnt und hätte beinahe durch Tietz noch nachgelegt (45.). Weil Dahmen Kopf und Kragen riskierte und sich in einen Schuss von Fofana warf (45.+4), bestand die knappe Führung zur Pause.
Letztlich trafen die Berliner zum Ausgleich
In den Minuten nach der Pause bemühten sich die Gäste um Ballkontrolle, erhielten dafür von Thorup Beifall an der Seitenlinie. Andererseits standen sich die Augsburger teils selbst im Weg, weil sie ungenau passten. Union erhöhte vor der eigenen Fanwand den Druck und erhielt die größtmögliche Chance zum Ausgleich. Nach Videobeweis entschied Badstübner auf Strafstoß für Berlin. Iago hatte Trimmel regelwidrig geblockt. Doch, passend zur Berliner Situation, Knoch scheiterte am blendend reagierenden Torhüter Dahmen (58.). Union kam in der nun immer aufgeladener Atmosphäre dem Ausgleich nahe. Als Gosens traf, hatte er aber zuvor im Abseits gestanden (64.).
Thorup vergrub seine Hände in seinem Mantel und beriet sich mit den Co-Trainern, wie man wieder mehr Kontrolle erlangen könnte. Für mehr Ruhe auf dem Platz hätte Pedersen sorgen können, doch er drosch den Ball volley weit neben das Berliner Gehäuse (73.). In der Schlussphase verzagten die Berliner zusehends an der FCA-Abwehr, erzielten durch den gebürtigen Allgäuer Volland allerdings dann doch noch den späten Ausgleich (88.). Letztlich ein verdientes Ergebnis.
Berlin Rönnow - Jaeckel, Knoche, Diogo Leite (86. Hollerbach) - Trimmel (75. Juranovic), Kral, Gosens (75. Roussillon)- Laidoni, Haberer (67. Schäfer) - Fofana (75. Kaufmann), Behrens, Volland
Augsburg Dahmen - Gumny (23. Mbabu), Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen - Dorsch, Rexhbecaj - Engels (65. Vargas), Iago (77. Bauer) - Demirovic (77. Breithaupt), Tietz (77. Michel)
Tore 0:1 Demirovic (39/FE), 1:1 Volland (88.) Schiedsrichter Badstübner (Nürnberg) Besond. Vorkommnis TW Dahmen (FCA) hält Strafstoß von Knoche (58.) Zuschauer 22.012