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Entlassung: Nürnberg: Schlusspfiff für Hans Meyer

Entlassung

Nürnberg: Schlusspfiff für Hans Meyer

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    Hans Meyer
    Hans Meyer

    Nürnberg (dpa) - Paukenschlag beim 1. FC Nürnberg: Nach der dramatischen Talfahrt in der Fußball-Bundesliga hat der Krisen-Club die Notbremse gezogen und Trainer Hans Meyer in Rente geschickt. Beim UEFA-Cup-Spiel am Donnerstag bei Benfica Lissabon wird sein Nachfolger Thomas von Heesen auf der Bank des DFB-Pokalsieger sitzen.

    "Ich bin aber kein Feuerwehrmann, sondern will erfolgreich Fußball spielen - das kann ich. Deshalb nehme die Herausforderung sehr gerne an. Unser gemeinsames Ziel ist der Klassenerhalt", sagte der frühere Bundesliga-Profi bei seiner Vorstellung am Dienstag im prall gefüllten Presseraum des Nürnberger Stadions. Der 46 Jahre alte Westfale erhält einen bis zum 30. Juni 2009 datierten Vertrag, der auch für die 2. Liga gilt.

    "Ich denke, wir haben den besten Trainer geholt, der derzeit auf dem Markt ist. Ich hoffe, es wird lange mit ihm gehen. Nach der Erfolglosigkeit der letzten Monate musste dieser Tag kommen", begründete Präsident Michael A. Roth den zu diesem Zeitpunkt spektakulären Trainertausch. Am Nachmittag führte von Heesen ein "Grundsatzgespräch" mit der Mannschaft, Vorgänger Meyer hatte sich am Morgen von den Spielern verabschiedet.

    Von Heesen, der 378 Bundesliga-Spiele für den Hamburger SV und Arminia Bielefeld bestritt und mit dem HSV Europacupsieger (1983) und deutscher Meister (1982/1983) wurde, traut sich die schwierige Aufgabe zu: "Ich liebe den Druck. Man muss ihn nur richtig kanalisieren und in positive Energie umwandeln." Bielefeld rettete er nach dem Erstliga-Aufstieg 2004 zweimal (2006, 2007) vor dem Abstieg.

    "Er war unser Wunschkandidat. Thomas ist erfahren im Abstiegskampf. Ich bin froh, dass er die komplizierte und reizvolle Aufgabe annimmt", sagte FCN-Sportdirektor Martin Bader zum Trainer- und Generationswechsel. Die bereits am Sonntagabend vorbereitete Entscheidung gegen den 65-jährigen Meyer und für seinen 15 Jahre jüngeren Nachfolger "war ein einstimmiger Beschluss von Präsidium und Aufsichtsrat. Wir mussten auf die sportliche Talfahrt reagieren." Auch Co-Trainer Jürgen Raab, der am 9. November 2005 mit Meyer an den Valznerweiher gekommen war, muss gehen. Neuer Assistenzcoach wird Michael Oenning (42), zuletzt Jugendcheftrainer beim VfL Bochum.

    Als Nachfolger von Wolfgang Wolf führte Meyer den neunmaligen Meister in der Saison 2005/2006 von einem Abstiegsplatz auf den achten Rang. Eine Jahr später schaffte er mit dem sensationellen sechsten Rang nach fast 40 Jahren wieder den Einzug in den UEFA-Pokal und feierte in Berlin den Triumph im DFB-Pokal. Der Thüringer war Kult, doch nach dem ernüchternden Rückrundenstart war die Position eines der erfolgreichsten Trainer der "Club"-Geschichte geschwächt. Das Remis am Samstag gegen Rostock, als Meyer zum 75. Mal auf der "Club"-Bank saß, brachte das Fass Überlaufen.

    Dennoch dürfte Meyers Rauswurf kein Schnellschuss gewesen sein. "Wir haben seit längerer Zeit mit einigen Trainern gesprochen, und von Heesen haben wir schon seit Jahren im Hinterkopf", verriet FCN- Chef Roth am Montagabend im Deutschen Sportfernsehen. Was hinter den Kulissen gespielt wurde, wusste Meyer nicht, aber er hat vielleicht etwas geahnt. Zuletzt wirkte er angeschlagen und ratlos, kokettierte mit zweideutigen Anspielungen mit einem vorzeitigen Rücktritt und ruderte dann wieder zurück.

    "Ich hänge mit dem Herzen an der Mannschaft" sagte er wenige Stunden vor seiner Beurlaubung und verriet, er habe seine Kinder und Enkel zum Spiel nach Lissabon eingeladen. Der Familienausflug fällt aus, und auch Meyers bewegte Trainerkarriere ist vorbei. Dass Nürnberg seine letzte Station sei, hatte der einzige Ost-Trainer, der auch im vereinigten Deutschland auf höchstem Niveau erfolgreich war, schon mehrmals betont.

    Er halte Meyer für einen der größten deutschen Trainer der letzten fünf bis zehn Jahre, sagte von Heesen. Mehr dürfte sich Meyer jedoch mit der Weiterzahlung seines Gehalts von jährlich angeblich 1,2 Millionen Euro bis zum Vertragsende am 30. Juni 2009_über die nicht ganz glückliche Trennung hinwegtrösten. "Es ist nicht schön gelaufen und eine Sache, die uns leidtut", räumte Bader ein."

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