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Englands Auftritt bei der Euro 2024 hinterlässt Fragen

Fußball-EM 2024

England siegt gegen Serbien – ein Auftritt, der Fragen hinterlässt

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    Jude Bellingham ist der prägende Spieler der englischen Nationalmannschaft. Für den EM-Titel braucht er aber wohl ein wenig mehr Unterstützung.
    Jude Bellingham ist der prägende Spieler der englischen Nationalmannschaft. Für den EM-Titel braucht er aber wohl ein wenig mehr Unterstützung. Foto: Martin Rickett/PA Wire, dpa

    England hat einen Traum - und das seit 58 Jahren. Das Land und seine Fußballfans wollen endlich wieder einen großen Titel gewinnen, den ersten seit der Weltmeisterschaft 1966. Seit der EM 1996 beschwören sie deshalb alle zwei Jahre "Football‘s Coming Home". So auch am Sonntag auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen, als etwa 15.000 Engländer den Klassiker grölten - in der Erwartung, dass es dieses Mal doch endlich klappen würde.

    Ein paar Stunden nach dem Abpfiff in der Veltins-Arena, wo es ein vergleichsweise kraftloses 1:0 gegen Serbien gab, dürfte sich der Enthusiasmus etwas abgekühlt haben. England brillierte nicht wie andere Turnierfavoriten. Aber England gewann, und das gibt immerhin Sicherheit. 

    EM 2024: Englands individuelle Qualität ist herausragend

    Warum England den Titel holen kann Ein Blick auf die Aufstellung Englands genügte. Vor allem im Mittelfeld und im Angriff ballt sich die individuelle Qualität. Champions-League-Sieger wie Phil Foden (Manchester City) oder Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool), Weltklasse-Spieler wie Harry Kane (FC Bayern) oder Declan Rice, der Arsenal im vergangenen Sommer 116 Millionen Euro kostete. Dazu Supertalent Bukayo Saka (auch Arsenal) und der alles überstrahlende Jude Bellingham, der inzwischen sogar bei Real Madrid dominiert. Das ist auf dem Papier eine Übermannschaft, abgesichert von einer mindestens soliden Defensive.

    Dass die individuelle Klasse überbordend ist, zeigte sich erstmals nach elf Minuten: Walker steckte auf Saka durch, der seine Gegenspieler schwindelig spielte. Der Rechtsaußen flankte ins Zentrum, wo sich Bellingham mit voller Wucht hineinwarf und energisch einköpfte. Der 20-Jährige, der schon sein drittes Turnier spielt, trägt inzwischen die Zehn auf dem Trikot - und so spielt und agiert er auch. Dominant in allen Aktionen, dynamisch und kraftvoll, wenn es Richtung Tor geht, aber auch physisch stabil. Dazu kommt eine Theatralik, die man nervig oder abgehoben finden kann. Da konnte sich England auch erlauben, dass Kapitän und Tormaschine Kane fast über 90 Minuten unsichtbar war - mit Ausnahme eines Lattenkopfballs nach 77 Minuten, der eigentlich einzigen englischen Chance in der zweiten Hälfte. 

    Was gegen England spricht Trainer Gareth Southgate ist ein Sicherheitsfanatiker. Seine Maxime ist die Risikominimierung. Das führte einerseits dazu, dass der traditionsreiche Verband unter dem inzwischen 53-Jährigen 2018 erst im WM-Halbfinale scheiterte und 2021 auf schmerzhafte Art und Weise das EM-Finale in Wembley gegen Italien verlor. Im Vergleich zum Jahrzehnt zuvor waren das herausragende Ergebnisse für England. Aber eine echte Weiterentwicklung erkennt man nicht. Einstudierte Abläufe und wiederkehrende Muster findet man kaum, vieles basiert auf dem Zufall und der individuellen Qualität. Das reicht meistens aus, enttäuscht aber mit Blick darauf, was mit diesen Spielern noch so möglich wäre. 

    Serbien, das zuvor als dankbarer Auftaktgegner auftrat, erhöhte etwas den Druck, und England begann zu schwimmen - kein gutes Zeichen für weitere Aufgaben. In der 53. Minute erhob sich Southgate das erste Mal im Spiel, weil er merkte, dass etwas nicht mehr stimmte. Nur: Er änderte nichts daran. England spielte seinen Stiefel runter, den ersten Wechsel nahm der Trainer nach 69 Minuten vor. Insgesamt tauschte er nur drei Mal, was heutzutage ja eine Seltenheit ist. 

    Das kann von Vertrauen in sein Team zeugen - oder von Ideenlosigkeit. Southgate wird das alles egal sein, schließlich hielt seine Mannschaft mit einer defensiv leidenschaftlichen Schlussphase die Null. Und vielleicht spricht das dann doch wieder dafür, dass der "Fußball nach Hause kommt".

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