Ginge es im Eishockey nach der Lautstärke der Fans, wäre die Partie des ERC Ingolstadt gegen den Helsingfors IFK in Helsinki am Samstagnachmittag bereist vor dem Anfangsbully entschieden gewesen. Rund 200 Anhänger der Panther waren mit in die finnische Hauptstadt gereist und verwandelten die erste Auswärtspartie des ERC in der European Trophy rein stimmungstechnisch in ein echtes Heimspiel.
Auf dem Eis gestaltete sich das Ganze - wie erwartet - dann aber doch nicht ganz so einfach. Nicht ohne Grund hatten die Finnen am Vortag die Adler Mannheim mit 4:0 vom Eis geputzt. Doch die Panther schlugen sich deutlich besser als der letztjährige Vizemeister aus der Kurpfalz und gewannen verdient mit 5:3 (1:1, 1:2, 3:0.)
Erstes Drittel
Von Beginn an setzten sie die flinken und technisch versierten Finnen unter Druck, gingen kaum einem Zweikampf aus dem Weg. Damit hatten diese ganz offensichtlich so ihre Probleme. Die Folge war der Führungstreffer für Ingolstadt in der achten Minute. Nach einem Bullygewinn vor dem eigenen Tor spielte Christoph Gawlik die Scheibe schnell in die Spitze, wo er in Joe Motzko einen dankbaren Abnehmer fand. Im direkten Duell ließ der Amerikaner dem finnischen Torhüter Mika Norja keine Chance und nagelte den Puck zum 1:0 ins rechte obere Eck.
Drei Minuten später schlugen dann jedoch die Gastgeber zurück, per Konter fiel der umstrittene 1:1-Ausgleich. Einen Schuss von Roope Talaja hatte ERC-Torhüter Markus Janka noch gehalten, die Scheibe jedoch nicht festhalten können. Als sowohl Talaja als auch Iiro Pakarinen nachstocherten, Janka aus dem Gleichgewicht brachten und schließlich auch noch das Tor verrutschte, war plötzlich auch der Puck über der Linie. Trotz lautstarker Proteste der Ingolstäder ließ das Schiedsrichtergespann den Treffer zählen (11.). Zur Drittelpause war das 1:1 dennoch der gerechte Zwischenstand einer ausgeglichenen und hitzigen Partie.
Zweites Drittel
Im zweiten Drittel ging zunächst erneut Ingolstadt in Führung. Nach einem Querpass von Jean-Francois Boucher verlud Neuzugang Björn Barta den gegnerischen Keeper eiskalt und hob den Puck zum 2:1 für den ERC unter die Latte (28.). Dumm nur, dass die Panther sich dieses Erfolgserlebnis wenig später selbst wieder zunichte machten. Einen Moment der Unachtsamkeit in der Defensive nutzte Helsinki gnadenlos aus. Zwei schnelle Pässe und Iiro Pakarinen stand mutterseelenallein schräg vor ERC-Torhüter Janka - 2:2 (29.).
Fünf Minuten vor dem Ende des zweiten Abschnitts passierte dann noch genau das, wovor der frühere Ingolstädter und jetzige Stürmer der Adler Mannheim, Yannic Seidenberg, seine ehemaligen Teamkollegen noch gewarnt hatte ("Bleibt weg von der Strafbank"). Michel Périard saß gerade wegen Haltens in der Kühlbox und die Schiedsrichter zeigten eine weitere Strafe gegen Kapitän Tyler Bouck an, als Helsinki blitzschnell reagierte: Markus Granlund brachte HIFK erstmals in Führung (36.).
Drittes Drittel
"Was ihr könnt, können wir schon lange", dachten sich offenbar die Spieler des ERC in der Kabine und drehten nach dem Wiederbeginn im letzten Drittel den Spieß kurzerhand um. Mit einem Mann mehr auf dem Eis schnürten sie HIFK im eigenen Drittel ein, Nutznießer war schließlich Alexander Oblinger, der den Puck zum 3:3 im Tor unterbrachte (44.). Nicht einmal zwei Zeigerumdrehungen später stellte Christoph Gawlik mit einem Abstauber wieder den alten Abstand her und traf nach einer Vorlage von Patrick Hager zum 4:3 für den ERC (46.).
Im weiteren Verlauf merkte man beiden Teams an, dass die vorangegangenen 50 Minuten nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen waren - insbesondere nicht an den Finnen, die ja schon am Vorabend 60 Minuten lang auf dem Eis gestanden hatten. So hatten Jared Ross und Alexander Oblinger in der 58. Minute bei einem Konter auch kaum Mühe, das entscheidende letzte Tor zu erzielen. Oblinger traf schön in Szene gesetzte zum entscheidenden 5:3 (58.).
Trotz einer abschließenden "6 gegen 3"-Überzahlsituation für Helsinki in der letzten Minute blieb es schließlich dabei und Ingolstadt durfte mit seinen begeisterten Fans den erste Siegn im zweiten Spiel der European Trophy feiern. Stürmer Joe Motzko wurde nach der Schlusssirene noch zum "Spieler des Spiels" gewählt.
ERC Ingolstadt: Janka - Périard, Ficenec; Dinger, Likens; Heid, Weller; Hambly, Conboy - Hager, Hahn, Greilinger; Laliberte, Ross, Oblinger; Boucher, Sparre, Barta; Bouck, Gawlik, Motzko. - Tore: 0:1 Motzko (8.), 1:1 Pakarinen (11.), 1:2 Barta (28.), 2:2 Pakarinen (29.), 3:2 Granlund (36.), 3:3 Oblinger (44.), 3:4 Gawlik (46.), 3:5 Oblinger (58.).