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ERC Ingolstadt: ERC-Torhüter Danny Taylor: „Natürlich will ich die Nummer eins sein“

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ERC-Torhüter Danny Taylor: „Natürlich will ich die Nummer eins sein“

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    Seit Ende November in Ingolstadt: Danny Taylor konnte bisher bei drei Spielen im Tor des ERC von seinen Fähigkeiten als Goalie überzeugen. Gegen Iserlohn gelang ihm sogar ein Shutout.
    Seit Ende November in Ingolstadt: Danny Taylor konnte bisher bei drei Spielen im Tor des ERC von seinen Fähigkeiten als Goalie überzeugen. Gegen Iserlohn gelang ihm sogar ein Shutout. Foto: Johannes Traub

    Herr Taylor, Sie sind mittlerweile seit drei Wochen in Ingolstadt. Haben Sie sich schon eingelebt?

    Danny Taylor: Um ehrlich zu sein, fühlt es sich wie ein nahtloser Übergang an. Alle hier waren sehr freundlich, nicht nur die Mitarbeiter, auch die Spieler. Man merkt, dass es eine große Familie ist. Ich habe mich schon gut eingelebt, meine Familie kam am Sonntag, ich habe sie am Montagmorgen das erste Mal wieder gesehen. Es hat nicht lange gedauert, dass ich mich wie zuhause gefühlt habe – auch weil jeder Englisch spricht, oder es zumindest versteht. Trotzdem würde es mir wahrscheinlich gut anstehen, ein bisschen Deutsch zu lernen.

    Haben Sie bereits damit angefangen?

    Taylor: Noch nicht. In den vergangenen drei Wochen war einfach noch zu viel los.

    Sie haben drei Kinder, richtig?

    Taylor: Genau. Sie sind neun, sieben und fünf Jahre alt. Zwei Jungs und ein Mädchen. Sie waren schon einmal in Russland, aber es ist ihr erstes Mal in Deutschland.

    Bleiben die Kinder länger in Ingolstadt oder nur über Weihnachten?

    Taylor: Das ist eine gute Frage. In Kanada beginnt gerade ein Lockdown wegen der Pandemie, die Schulen werden wahrscheinlich geschlossen. Ich weiß nicht, wie das Leben dort in drei Wochen ist, wenn die Kinder eigentlich wieder zurückkehren wollten. In Kingston (

    Sie haben in vielen verschiedenen Ländern gespielt. Was ist der Unterschied zum Hockey in Deutschland?

    Taylor: Hier gibt es Spieler aus der ganzen Welt – Finnen, Schweden, Kanadier, Amerikaner. Das Spiel ist das gleiche, aber weil die Eisfläche hier größer ist, nehmen Skaten und Passen einen wichtigeren Stellenwert ein. Die größere Fläche bringt auch gute Spielqualität mit sich, weil du den Puck kontrollieren und gut skaten können musst, sonst wird es hart. Mir macht diese Art Hockey zu spielen wirklich Spaß.

    Sie haben die belarussische Staatsangehörigkeit und wollten sich mit der Nationalmannschaft im August für die Olympischen Spiele qualifizieren, was nicht gelang. Was haben sie zwischen August und ihrer Ankunft in Ingolstadt Ende November gemacht?

    Taylor: Ich habe in Kingston als Immobilienmakler gearbeitet. Die Arbeitszeiten sind anders als gewohnt. Als Makler beginnst du deine Arbeit erst, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Dann klingelt das Telefon, denn erst dann haben deine Kunden Feierabend. In der Zeit davor, also vormittags und nachmittags, konnte ich trainieren und im Anschluss daran als Makler arbeiten. In dieser Zeit habe ich viel gelernt. Ich weiß, dass ich nicht für immer professionell Hockey spielen kann. Ich weiß auch, dass die Makler-Industrie ungefähr das ist, wo ich danach arbeiten möchte. Aber ich weiß noch nicht in welchem Umfang.

    Sie haben für verschiedene Mannschaften in der KHL gespielt, unter anderem in Minsk, Nowosibirsk und Zagreb. Was sagen sie zur KHL?

    Taylor: Es gibt dort wirklich gute Spieler, richtig gute Mannschaften. Aber wenn Sie auf die Geschichte schauen, gibt es dort nur einige wenige Teams, die das Potenzial haben, die Liga zu gewinnen. Es gibt also keine Überraschungen. In die Play-offs schaffen es eigentlich nur immer die gleichen fünf, sechs Teams.

    In den vergangenen fünf Jahren haben sie in sechs verschiedenen Ländern gespielt: Kroatien, Tschechien, Russland, Kanada, Belarus und jetzt Deutschland. Ist es schwierig, sich nie niederlassen zu können?

    Taylor: Ich glaube, das ist Teil des Jobs. Ich würde meine Reise gegen nichts eintauschen wollen. Ich genieße es auch, dadurch die ganze Welt sehen zu können – verschiedene Menschen, verschiedene Kulturen. Rückblickend würde ich keine Entscheidung anders treffen.

    Aber es war hart für Ihre Familie, oder?

    Taylor: Oh, definitiv. Das war wirklich schwer. Aber es hat uns auch zusammengeschweißt. Die Kleinen haben Teile der Welt gesehen und Erfahrungen gesammelt. Nicht viele Kinder haben diese Möglichkeit. Es hat uns aber auch ein Leben ermöglicht, dafür sind wir sehr dankbar. Manchmal ist es schwierig, das den eigenen Kindern zu vermitteln. Also ja, es war hart, aber es hat sich gelohnt.

    Wie kam der Kontakt nach Ingolstadt zustande?

    Taylor: Mein Berater bekam einen Anruf, dann habe ich zuerst mit Larry Mitchell und dann mit Doug Shedden gesprochen. Diese Gespräche liefen richtig gut. Bereits eine Woche später ging es los und ich bin in den Flieger gestiegen. John Tripp, der ja auch lange Zeit in Deutschland gespielt hat, wohnt nur etwa zehn Minuten von unserem Haus in Kingston entfernt. Ich habe mit ihm darüber gesprochen und er hat viele gute Dinge erzählt. Auch die Zeit vor zehn Jahren in Hamburg war für mich eine großartige Erfahrung. Das Angebot war einfach zu gut, um es abzulehnen.

    Am Anfang sagte Larry Mitchell, Sie bräuchten ein bisschen Zeit, weil Sie seit August nicht mehr gespielt haben. Dann kamen Sie gleich gegen Krefeld zum Einsatz, kurz darauf gelang Ihnen gegen Iserlohn sogar ein Shutout. Hat es Sie überrascht, wie gut es gelaufen ist?

    Taylor: Überrascht hat es mich nicht, denn ich habe mir über die Jahre einen festen Stil angeeignet, Hockey zu spielen. Auch nach zehn Jahren fühlt es sich noch so an, als würde ich auf die gleiche Art und Weise spielen. Ich glaube, das kommt einfach automatisch. Am Ende kommt es auf die Grundlage an, außerdem habe ich mich immer fit gehalten. Es hat nur ein paar Einheiten gedauert, um mich an die Geschwindigkeit zu gewöhnen. Nachdem man so lange und vor allem so viel gespielt hat, erreicht man einen Punkt, an dem es ähnlich ist wie Fahrradfahren.

    Nach dem Shutout gegen Iserlohn stand gegen Mannheim aber trotzdem wieder Kevin Reich im Tor. Wollen Sie Nummer eins sein? Was denken Sie über diese Rivalität?

    Taylor: Natürlich will ich Nummer eins sein, das sagt Kevin aber auch von sich. Eine gesunde Rivalität ist großartig für das Team. Kevin hat einen Lauf und das erkenne ich auf jeden Fall an, er spielt wirklich super. Aber genau das macht gute Teams großartig. Sie treten nicht nur gegen das andere Team an, sondern auch untereinander gegen sich selbst. Ich glaube, wenn es keinen Wettbewerb gibt, liegt es in der menschlichen Natur, den Fuß vom Gas zu nehmen. Wenn du ein Rennen läufst und nicht jemand neben dir rennt und dich antreibt, wirst du wahrscheinlich nicht alles aus dir rausholen.

    Was sind Ihre Ziele und Erwartungen mit Ingolstadt?

    Taylor: Ich glaube, dass wir momentan alle wissen, dass es gut für uns läuft, auch wenn wir nicht wirklich darüber sprechen. Aber wir wissen, zu was wir in der Lage sind. Wir müssen nur rausgehen und es tun.

    Wie feiern Sie Weihnachten?

    Taylor: Ich kann es kaum erwarten, gemeinsam mit meiner Familie Weihnachten zu verbringen. Es ist Jahre her, dass wir es zusammen gefeiert haben. In Russland wird es erst am 7. Januar gefeiert und zu dieser Zeit spiele ich normalerweise. Ich habe mich auch gefreut, dass die Spiele am 26. gegen Bietigheim und am 28. Dezember gegen Nürnberg verlegt wurden.

    ERC Ingolstadt in Kürze:

    Die Panther können am Dienstagabend (19.30 Uhr) wieder auf Louis-Marc Aubry zurückgreifen. Noch offen sind die Einsätze von Mat Bodie und Leon Hüttl, die beim 3:2-Erfolg nach Verlängerung am Sonntag in Köln fehlten. Das für Mittwoch, 5. Januar 2022, terminierte Auswärtsspiel des ERC Ingolstadt bei Red Bull München muss aufgrund der Teilnahme der Landeshauptstädter am Halbfinale gegen Tappara Tampere in der Champions Hockey League verlegt werden. Neuer Termin für das Oberbayern-Derby im Olympia-Eissportzentrum ist entweder am Sonntag, 20. Februar 2022 (16.30 Uhr), oder am Dienstag, 15. März (19.30 Uhr).

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