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ERC Ingolstadt: Larry Mitchell im Interview: „Wir haben keine Trainerdiskussion geführt“

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Larry Mitchell im Interview: „Wir haben keine Trainerdiskussion geführt“

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    Nicht zufrieden: Sportdirektor Larry Mitchell sieht beim ERC Ingolstadt Luft nach oben. Am Freitag sind die Panther in Bremerhaven zu Gast.
    Nicht zufrieden: Sportdirektor Larry Mitchell sieht beim ERC Ingolstadt Luft nach oben. Am Freitag sind die Panther in Bremerhaven zu Gast. Foto: Johannes Traub

    Larry Mitchell, wie haben Sie die zurückliegende Länderspielpause verbracht?

    Larry Mitchell: Ich war erst in meiner Wahlheimat Landsberg und konnte ein paar Tage abschalten. Dann bin ich nach Krefeld zum Deutschland-Cup gefahren, am Montag fand eine Sitzung der Sportlichen Leiter in Düsseldorf statt.

    Ihre Stimmung wird wieder besser gewesen sein nach zehn Punkten aus vier Spielen vor der Pause ...

    Mitchell: Es war notwendig, mehr Punkte einzufahren, als es zuvor der Fall war. Ich bin nicht der einzige, der uns definitiv als Top-Sechs-Klub der DEL sieht. Für meinen Geschmack waren wir zu weit unten in der Tabelle. Wir sind sicherlich noch nicht über dem Berg, aber auf einem guten Weg.

    Welche Schulnote von eins bis sechs geben Sie der bisherigen ERC-Saison?

    Mitchell: Eine eins und zwei definitiv nicht, eine fünf und sechs genauso wenig. Irgendwo dazwischen, ich gebe eine 3,5.

    Ganz allgemein gefragt: Was lief bisher gut?

    Mitchell: Was offensives Eishockey angeht, brauchen wir uns vor keiner Mannschaft der Liga verstecken. Ich kann mich nicht der Meinung anschließen, dass wir aus unseren Schüssen zu wenige Tore erzielen. Das wichtigste ist, überhaupt Chancen zu kreieren. Dennoch ist zu bemängeln, dass manchmal der Biss und Hunger fehlen, ein Tor unbedingt schießen zu wollen. Diesen Vorwurf kann man an manche Spieler richten. Insgesamt würde ich unserem offensiven Spiel eine bessere Note als eine 3,5 geben. Wir haben genügend Tore geschossen, um mehr Punkte zu haben. Das defensive Spiel hat uns sehr viele Punkte gekostet.

    Was bemängeln Sie?

    Mitchell: Man braucht nur zu schauen, wie viele Gegentore wir in in eigener Überzahl bekommen haben. Acht wären schon viel auf 56 Spiele gesehen. Diese Zahl haben wir nach 20 Partien bereits erreicht. Wir agieren manchmal zu offensiv, müssen ohne Scheibe defensiver denken. Auch im Spiel fünf gegen fünf denken wir als Team manchmal zu offensiv. Dann leisten wir uns unnötige Scheibenverluste und werden bestraft. In den vergangenen Spielen ist es besser geworden, da haben wir deutlich weniger Chancen zugelassen.

    Liegt dies an einer zu offensiven Vorgabe des Trainers oder gilt die Kritik der Konzentration der Spieler?

    Mitchell: Wir sind ein Team und die Kritik geht an uns alle. Der Trainer gibt das System vor und die Spieler müssen es bestmöglich umsetzen. Letztlich haben die individuellen Scheibenverluste nichts mit dem Trainer zu tun, sondern sind Konzentrationsfehler der Spieler.

    Vor der jüngsten positiven Serie gab es Kritik an Trainer Doug Shedden. Konnten Sie diese nachvollziehen?

    Mitchell: Ich werde niemals Kritik an Mitarbeitern kommentieren. Das bleibt intern.

    Also stand der Trainer nie zur Disposition?

    Mitchell: Wir haben keine Trainerdiskussion geführt.

    Zur Mannschaft: Die Top-Neuzugänge David Warsofsky (Plus-/Minus-Bilanz -8), Jerome Flaake (-8) und auch Chris Bourque (-1) haben noch nicht überzeugt. Was sind die Gründe?

    Mitchell: Bei Warsofsky widerspreche ich. Er ist einer der Topscorer der Liga unter den Verteidigern. Von Flaake haben wir uns mehr als drei Tore und keine Vorlage in 14 Spielen erhofft. Ich nehme ihn teilweise in Schutz, weil er sechs Partien verletzungsbedingt verpasst hat. Wenn man ihn fragt, wird er auch selbst nicht zufrieden sein. Da ist Luft nach oben, genau wie bei Bourque. 15 Punkte in 20 Spielen sieht nicht so schlecht aus. Zuletzt hat er gut gescort, ich sehe eine positive Tendenz. Nur ein Tor bei fünf gegen fünf in den ersten 15 Spielen kannte man von ihm nicht.

    Die jungen Neuzugänge, gerade die Verteidiger Leon Hüttl und Simon Gnyp, machen einen guten Eindruck...

    Mitchell: Wir haben einen sehr guten Konkurrenzkampf, den wir die vergangenen ein bis zwei Jahre weniger hatten. Leon hat sich etabliert. Er ist sicher ein Top-5-Verteidiger, hat auch eine Top-4-Rolle in sich. Simon hat eine gute Plus/Minus-Bilanz. Er ist unser achter Verteidiger, hat aber bewiesen, dass er DEL spielen kann. Er musste bereits einige Male nach Ausfällen anderer Verteidiger einspringen. Ein Abfall war so gut wie nicht vorhanden. Dieser

    Nicht überzeugt haben die beiden Torhüter. Die Fangquoten sind im DEL-Vergleich schwach. Wie sehen Sie die Leistungen?

    Mitchell: Mir sind Statistiken wichtig, man darf sie aber nicht überbewerten. Die Quote wäre besser, wenn der Gegner 15 bis 20 Schüsse von der blauen Linie aufs Tor bringt, die unsere Goalies halten würden. Dennoch sind unsere Torhüterleistungen bestenfalls Durchschnitt, muss ich ehrlich sagen. Das wissen die Torhüter auch selbst. Es ist aber schwierig für sie, wenn die Defensive fahrlässig spielt. Komischerweise redet niemand über den Fakt, dass unser Team sechs von neun Spielen mit Kevin Reich als Starter gewonnen hat. Das ist eine hervorragende Quote. Er scheint sich gefangen zu haben. Bei mir gilt, seit ich in der DEL bin, eine Faustregel: Wenn der zweite Torhüter 50 Prozent seiner Spiele gewinnt, ist es gut. Kevin ist unser zweiter Torhüter, bei ihm sind es sogar 67 Prozent.

    Sie sprechen über Kevin Reich. Was ist mit Karri Rämö?

    Mitchell: Er ist derzeit verletzt und steht uns nicht zur Verfügung.

    Und seine Leistungen?

    Mitchell: Wie gesagt waren die Torhüterleistungen bestenfalls Durchschnitt. Karri hat in 20 Spielen elfmal gefangen. Ich denke schon, dass seine Leistungen manchmal nicht so schlecht waren, wie geredet wurde. Wenn ich aber sagen würde, sie seien überdurchschnittlich, würde ich lügen.

    Ist es ein Thema, auf der Torhüterposition nachzulegen?

    Mitchell: Bei einer so langen Saison kann ich das nicht ausschließen. Im Profisport ist alles möglich, wir haben Ausländerlizenzen offen. Der Kader ist bewusst so zusammengestellt, dass wir nachrüsten können. Das haben wir in der Vergangenheit auch gemacht.

    Zum Abschluss: Corona hat in der DEL für Spielabsagen gesorgt. Gibt es einen Leitfaden für die Spieler, wie sie sich verhalten sollen?

    Mitchell: Es ist kein großes Geheimnis, dass unsere Mannschaft, die Trainer, der Staff und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle vollständig geimpft sind. Aber wir wissen, dass ein 100-prozentiger Schutz nicht möglich ist. Ich appelliere regelmäßig an die Spieler und weise sie darauf hin, was in anderen Klubs passiert ist. Das Thema begleitet uns laufend und wird intern viel diskutiert.

    ERC Ingolstadt in Kürze

    Die Panther spielen am Freitag (19.30 Uhr) in Bremerhaven und empfangen am Sonntag (14 Uhr) Nürnberg. Torhüter Karri Rämö und Angreifer Daniel Pietta, der sich beim Deutschland-Cup verletzt hat, stehen nicht zur Verfügung.

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