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ERC Ingolstadt: Eduard Uvira: Der "Talentschmied" der Panther

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Eduard Uvira: Der "Talentschmied" der Panther

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    Alles im Blick: Ingolstadts U17-Cheftrainer Eduard Uvira (links) beobachtet einen seiner Schützlinge beim Sommertraining.
    Alles im Blick: Ingolstadts U17-Cheftrainer Eduard Uvira (links) beobachtet einen seiner Schützlinge beim Sommertraining. Foto: Dirk Sing

    Die besten Trainer – so heißt es zumindest in einem ungeschriebenen Sportgesetz – sollten im Nachwuchsbereich eingesetzt werden. Der Grund ist einfach wie einleuchtend: Hier wird bereits der Grundstein für eine möglichst erfolgreiche Karriere im Senioren-Bereich gelegt. Was dies betrifft, ist der ERC Ingolstadt im U17-Bereich hervorragend aufgestellt. Bereits seit 2014 liegt die Ausbildung der Jugendspieler in diesem Altersbereich in den Händen von Eduard Uvira (59). Die Neuburger Rundschau hat sich ausführlich mit dem Ex-Profi unterhalten.

    Herr Uvira, wenn Sie einmal auf Ihre aktive Zeit als Eishockey-Spieler zurückblicken: Wie viel Spaß hat Ihnen das jährliche Sommertraining gemacht?

    Uvira: Wenn ich ehrlich bin: Ich habe es – wie wohl nahezu jeder Eishockey-Spieler – gehasst! Aber klar ist auch, dass es ohne Sommertraining nicht geht. Man muss in dieser Zeit die Batterie wieder aufladen, um dann auf dem Eis entsprechend Leistung bringen zu können.

    Inwieweit unterscheidet sich das heutige Sommertraining von dem in Ihrer damaligen Profi-Zeit?

    Uvira: Ich habe ja damals das Sommertraining in der Tschechei gemacht. Und das war im Vergleich zu dem in Deutschland doppelt schlimm. Während die Erwachsenen sogar zweimal am Tag trainiert haben, hat der Nachwuchs einmal täglich rund zwei Stunden geschwitzt. Das war schon sehr hart.

    Welche spezifischen Bereiche und Elemente werden hier im Nachwuchsbereich beim ERC Ingolstadt im Sommertraining abgedeckt beziehungsweise stehen auf dem Trainingsplan?

    Uvira: Wir legen schon viel Wert darauf, dass wir auch im Sommer eishockey-spezifisch trainieren. Sprich: Es gibt beispielsweise Belastungsintervalle von 30 Sekunden, von denen sich die Jungs dann möglichst schnell erholen sollen. Aber auch Krafttraining, Sprints und Ausdauer stehen natürlich auf dem Programm. Im vergangenen Jahr waren die Jungs zu den täglichen Einheiten am Sonntag noch beim Spinning. Aufgrund der Corona-Krise müssen wir hier aber etwas improvisieren. Daher geht es jetzt zum Laufen in den Wald.

    Es gibt ja den allseits bekannten Spruch, dass Eishockey-Spieler im Sommer gemacht werden. Können Sie diesen bestätigen?

    Uvira: Ja, zu 100 Prozent! Wie bereits gesagt, müssen wir die Batterie in den Sommermonaten aufladen. Davon leben wir letztlich bis zum Saisonende.

    Sie kennen das Eishockey in Ihrem Heimatland Tschechien nach wie vor in- und auswendig. Was kann das deutsche Eishockey, speziell im Nachwuchsbereich, davon lernen?

    Uvira: Ich denke schon, dass Deutschland in diesem Bereich sehr große Fortschritte gemacht und diesen Rückstand aufgeholt hat. Die jungen Spieler in Deutschland sind deutlich besser als früher. In der Tschechei ist die Entwicklung dagegen sogar eher konträr beziehungsweise die Ausbildung leider schlechter geworden.

    Seit 2011 sind Sie nun in Deutschland (Landshut, Deggendorf und seit 2014 beim ERC Ingolstadt) als Nachwuchstrainer tätig. Wie hat sich in Ihren Augen das deutsche Eishockey im Jugendbereich in diesen Jahren verändert?

    Uvira: Ich möchte mir nicht anmaßen, die Nachwuchsarbeit von anderen Vereinen zu beurteilen. Daher sehe ich jetzt nur das, was ich bislang in Ingolstadt gemeinsam mit Petr Bares (Nachwuchs-Koordinator und U20-Trainer, Anm. d. Red). gemacht habe. Ich denke aber schon, dass wir hier Fortschritte gemacht haben. Wichtig ist, dass die Jungs gut und hart arbeiten. Sie kommen gerne zum Training und geben immer Vollgas. Natürlich gibt es auch während einer Saison hin und wieder mal Ausnahmen. Aber man darf nicht vergessen, dass das junge Menschen und keine Maschinen sind. In diesen Fällen gibt es dann mal eine kleine Auszeit oder das Training wird reduziert. Nachdem ich jetzt doch schon lange in diesem Geschäft bin, kann ich das sehr gut beurteilen und einschätzen.

    Im Jahr 2012 haben Sie während der Saison das Oberliga-Team des Deggendorfer SC bis zum Ende der Spielzeit übernommen. Worin liegen für einen Trainer die Hauptunterschiede in der Arbeit mit einer Senioren- und Jugend-Mannschaft?

    Uvira: Ich hatte ja damals die Saison in Deggendorfer Nachwuchs-Bereich begonnen, ehe ich dann im November erstmals ein Herren-Team übernahm. Die Arbeit im Training oder während eines Spiels unterscheidet sich eigentlich kaum. Wesentlich anders sieht es dagegen vor einem Match oder in den Drittelpausen aus. Bei den Herren sagst du im Grunde immer und immer wieder das Gleiche. Das war für mich das Schlimmste. Aber auch in Sachen Kritik musst du bei Erwachsenen immer etwas vorsichtiger sein, da es jeder anders aufnimmt. Und es gibt noch einen weiteren Punkt.

    Ja bitte...

    Uvira: Durch die Medien steht ein Senioren-Spieler heutzutage unter einem ganz anderen psychischen Druck als früher. Wenn ich damals schlecht gespielt habe, stand das einmal in der Zeitung und danach war es wieder vergessen. Heute ist die öffentliche Wahrnehmung eine andere. Da geht es auch um andere Sachen als nur das Eishockey selbst.

    Um wieder auf den Nachwuchs-Bereich zurückzukommen: Inwieweit muss ein Trainer gleichzeitig auch – speziell was die Ansprache betrifft – Psychologe sein?

    Uvira: Bei der U17 ist das nicht so schlimm. Die haben noch Respekt und akzeptieren das, was man ihnen sagt. Schon etwas schwieriger ist es dagegen bei der U20. Ein 19- oder 20-Jähriger denkt sich da schon mal: Was will der eigentlich von mir? Der kann mich mal! In all den Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn du den Jungs Vertrauen entgegenbringst, sie dir das auch entsprechend zurückzahlen.

    Ist es genau das, was für Sie diese Nachwuchsarbeit auszeichnet?

    Uvira: Ja, definitiv. Wenn du siehst, dass die Augen strahlen oder anhand ihrer Körpersprache wahrnimmst, dass sie etwas gelernt haben, bist du als Trainer auf dem richtigen Weg. Die Jungs müssen einfach gerne zum Training kommen. Das ist für uns Coaches enorm wichtig.

    Einer Ihrer U17-Spieler, Marco Riedl, hat Sie als „harten, aber sehr fairen Trainer, der alle Spieler gleich behandelt und mit dem man über alles reden kann“, beschrieben. Können Sie damit leben?

    Uvira: Das freut mich. Wie gesagt, die Jungs merken es, wenn man hart, aber objektiv mit ihnen arbeitet. Wenn sie das verstanden haben und sehen, dass man damit erfolgreich ist, ziehen sie zu 100 Prozent mit. Oft kommen nach der Saison oder auch ein, zwei Jahre später Spieler zu mir, die sagen: „Coach, ich habe anfangs nicht gedacht, dass es so funktioniert. Aber es hat funktioniert.“. Das ist natürlich auch eine schöne Bestätigung der Arbeit.

    Sie sind jetzt 59 Jahre alt. Haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie lange Sie noch als Eishockey-Trainer arbeiten wollen?

    Uvira: Diese Frage kann und werde ich nicht beantworten (lacht). Ich habe nahezu jedes Jahr gesagt, dass ich aufhören möchte. Dennoch bin ich immer noch da. Von dem her lasse ich das einfach ganz entspannt auf mich zukommen.

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