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ERC Ingolstadt: Daniel Pietta: „Ich habe die Play-offs extrem vermisst“

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Daniel Pietta: „Ich habe die Play-offs extrem vermisst“

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    Trifft mit dem ERC Ingolstadt ab Montag in der Play-off-Halbfinalserie auf die Eisbären Berlin: Angreifer Daniel Pietta (links, hier im Duell mit Münchens Maximilian Daubner).
    Trifft mit dem ERC Ingolstadt ab Montag in der Play-off-Halbfinalserie auf die Eisbären Berlin: Angreifer Daniel Pietta (links, hier im Duell mit Münchens Maximilian Daubner). Foto: Johannes Traub

    Gemütlich auf dem heimischen Sofa verfolgten die Spieler und Verantwortlichen des ERC Ingolstadt am Samstagabend, wie die übrigen sechs Mannschaften verbissen um den Einzug ins Halbfinale der Play-offs kämpfen. Diesen Schritt hatten die Panther bereits am Donnerstagabend mit dem packenden 5:4-Erfolg nach Verlängerung gegen RedBull München geschafft. Als die Adler Mannheim schließlich die Straubing Tigers mit 4:3 in der Overtime besiegt hatten, stand fest, dass es die Shedden-Truppe in der „Best-of-Three“-Serie ab Montag (18.30 Uhr) mit den Eisbären Berlin zu tun bekommt. Wir haben mit Ingolstadts Center Daniel Pietta gesprochen.

    Herr Pietta, während den zeitgleich stattfindenden dritten Viertelfinal-Partien wechselte der kommende Gegner des ERC Ingolstadt in der Runde der letzten Vier gefühlt alle paar Minuten. Wie haben Sie diesen „Krimi“ verfolgt?

    Pietta: In erster Linie habe ich mir auf Sport1 das Match zwischen Mannheim und Straubing angeschaut, jedoch auch gelegentlich auf MagentaSport zwischen den anderen beiden Partien hin- und herge-switcht. Für die Eishockey-Anhänger war es sicherlich spannend, während wir ohnehin nur abwarten konnten. Deshalb war es für mich auch relativ entspannt.

    Am Ende standen die Eisbären Berlin als Halbfinal-Gegner fest. Ihr Trainer Doug Shedden meinte, dass unter den vier möglichen Kontrahenten die Grizzlys Wolfsburg angesichts ihrer speziellen Spielweise wohl der „Worst Case“ gewesen wäre...

    Pietta: Nun, wir haben in der Hauptrunde gegen Wolfsburg in der Tat ziemlich schwergetan. Aber in den Play-offs beginnt bekanntlich eine völlig neue Saison. Letztlich muss man es ohnehin nehmen, wie es kommt. Die Eisbären Berlin spielen gutes Eishockey und sind offensiv immer gefährlich. Für uns ist klar: Wir müssen – was wir ja schon die gesamte Saison über immer wieder betonen – unser Spiel spielen. Wenn uns das gelingt, sehe ich gute Chancen, dass wir auch diese Serie gewinnen.

    Nach dem Serien-Sieg gegen München gab Headcoach Doug Shedden dem Team am Freitag frei. Genießt beziehungsweise schätzt man einen freien Tag bei einem derart dichten Spielplan, wie es bereits seit Wochen der Fall ist, noch mehr als sonst?

    Pietta: So ein freier Tag ist immer ganz gut, um wieder ein bisschen Abstand zu bekommen und sich neu zu fokussieren – gerade nach einer solchen Serie wie gegen München! Auch wenn wir gut gespielt haben, kostet so etwas – sowohl körperlich als auch mental – immer Körner. Leider kann man jedoch zu Corona-Zeiten an einem freien Tag nicht viel machen. Außer Spazierengehen oder daheim die eine oder andere Tätigkeit auszuüben, ist ja kaum etwas möglich.

    Ist es dennoch – vor allem hinsichtlich der von Ihnen gerade beschriebenen körperlichen und mentalen Komponente – nicht ein großer Vorteil, wenn man eine eng getaktete Play-off-Serie so schnell wie möglich entscheidet und sich in diesem Fall ein drittes Spiel spart?

    Pietta: (überlegt) Ich denke, dass das jetzt in einer kurzen Best-of-Three-Serie nicht ganz so entscheidend ist. In einer Best-of-Seven-Serie wäre das definitiv anders. Letztlich kann man sich aktuell – wie es eben gegen München der Fall war – immer nur ein Match sparen. Aber klar, wenn du am Ende dieser drei Wochen bis ins Finale kommst, kann das unter dem Strich vielleicht schon den einen oder anderen Prozentpunkt freisetzen. Grundsätzlich glaube ich aber schon, dass jede Mannschaft, die jetzt in den Play-offs steht, fit genug ist, um eine Best-of-Three-Serie problemlos zu überstehen.

    Lassen Sie uns nochmals auf das zweite Viertelfinal-Spiel gegen München blicken. Sie waren ebenfalls auf dem Eis, als Brandon DeFazio in der Verlängerung das Siegtor erzielte. Nachdem Sie sich ja in einem vorherigen Interview mit unserer Zeitung als sehr emotionalen Menschen beschrieben haben: Wie emotional war dieser Moment?

    Pietta: Der war schon sehr emotional. Das hat man ja danach sehr gut gesehen (lacht). Ich denke, dass das jeden – egal ob er gerade von der Bank gekommen oder direkt auf dem Eis stand – richtig mitgenommen hat. Nachdem ich es einige Jahre lang nicht erleben durfte, war es umso schöner, dass man nach einem entscheidenden Tor mal wieder richtig ausflippen konnte.

    Wenn man etwas zurückblickt: In den Hauptrunden-Partien im April lief es für die Panther nicht wirklich rund. Lediglich ein „Dreier“ stand in neun Begegnungen zu Buche. Hand aufs Herz: Waren Sie immer der Überzeugung, dass Ihr Team rechtzeitig zum Play-off-Start den Schalter umlegen kann oder gab es doch zumindest kleinere Bedenken?

    Pietta: Ich bin der Meinung, dass wir nach dem Auswärtsspiel in Wolfsburg schon damit begonnen hatten, den Schalter umzulegen. Im Anschluss haben wir zweimal gegen Bremerhaven oder gegen Iserlohn teilweise die Gegner dominiert und richtig gut gespielt – was sich unter anderem in den überlegenen Schussstatistiken widerspiegelte. Gegen München haben wir dann nochmals etwas draufgepackt. Wir können nur erfolgreich sein, wenn jeder für das Team spielt. Da ist es zweitrangig, wer die Tore oder Punkte macht. Jeder muss zu 100 Prozent seine Rolle ausfüllen – sei es in Über- und Unterzahl, Schüsse blocken oder bei den Bullys. Genau das haben wir zuletzt wieder perfekt umgesetzt. Zuvor war vielleicht beim einen oder anderen Akteur noch im Hinterkopf: Ah ok, ich muss jetzt noch ein Tor schießen, um einen neuen Vertrag zu bekommen. Aber das macht ja niemand absichtlich. Nach dem Wolfsburg-Match haben wir das nochmals im Team angesprochen. Und damit war das Thema auch erledigt.

    Unglaublich, aber wahr: Sie haben 2014 (!) ausgerechnet gegen Ingolstadt (1:4) Ihre bis dato letzte Play-off-Serie absolviert. Wie sehr haben Sie diese „schönste Zeit des Eishockey-Jahres“ in den vergangenen sieben Jahren vermisst?

    Pietta: Extrem! Wir hatten natürlich auch in Krefeld vor Saisonbeginn immer das Ziel, in die Play-offs zu kommen. In den zurückliegenden Jahren hat das aus verschiedenen Gründen nie geklappt. Wenn du jedes Mal Anfang März schon Urlaub hast, ist das natürlich bitter. Aus diesem Grund bin ich ja 2018 auch nach Schweden gegangen (zu Leksands IF, Anm. d. Red.), um mal wieder Play-offs zu spielen. Das habe ich regelrecht genossen. Jetzt die Serie gegen München gewonnen zu haben und im Halbfinale zu stehen, ist natürlich überragend. Fakt ist aber auch, dass der Sieg gegen RedBull jetzt nichts mehr zählt. Gegen Berlin müssen wir wieder ganz vorne beginnen und hart arbeiten, um den nächsten Schritt zu machen.

    Kommen wir abschließend zu Ihnen persönlich: Vor Ihrem Wechsel nach Ingolstadt waren Sie bei den Krefelder Pinguinen der absolute „Franchise Player“, um den sich quasi alles drehte und der bei sämtlichen Situationen auf dem Eis stand. Wie schwer war es für Sie, in einer neuen, qualitativ hochwertigen Panther-Truppe Ihre Rolle zu finden?

    Pietta: Was meine Rolle betrifft, hat sich hier in Ingolstadt kaum etwas verändert. Ich bin nach wie vor in allen Situationen auf dem Eis – vielleicht nicht mehr bei jedem zweiten Wechsel, wie das in Krefeld der Fall war. Dennoch habe ich ja nicht gerade wenig Eiszeit, spiele in Über- und Unterzahl oder nehme auch die Bullys. Eigentlich ist es beim ERCI nahezu das Gleiche. Klar, wenn man neu in einer Mannschaft ist, muss man zunächst immer seinen Platz finden. Ich glaube, dass mir das ziemlich schnell ganz gut gelungen ist. Das Einzige, was mir dieses Jahr etwas fehlt: Ich war es in den vorangegangenen Spielzeiten gewohnt, fast in jeder Partie zu punkten. In dieser Saison hatte ich zwei längere Phasen, in denen ich nicht getroffen habe. Aber auch da gilt es, sich bestmöglich im Team einzubringen und seine defensiven Aufgaben gut zu machen. Irgendwann läuft es dann auch vorne wieder.

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