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Eishockey: Kevin Reich ist der überraschende Held des ERC Ingolstadt

Eishockey

Kevin Reich ist der überraschende Held des ERC Ingolstadt

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    Sicherer Rückhalt: Kevin Reich führte den ERC Ingolstadt mit starken Leistungen ins Finale der Deutschen Eishockey-Liga. Dort trifft er ab Freitag mit seiner Mannschaft auf Red Bull München.
    Sicherer Rückhalt: Kevin Reich führte den ERC Ingolstadt mit starken Leistungen ins Finale der Deutschen Eishockey-Liga. Dort trifft er ab Freitag mit seiner Mannschaft auf Red Bull München. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Dass Kevin Reich vor dem Beginn des Finales der Deutschen Eishockey-Liga zwischen Red Bull München und dem ERC Ingolstadt der wohl gefragteste Ansprechpartner sein wird, war noch vor einigen Wochen nicht zu erahnen. 

    Denn hinter dem Ingolstädter Torhüter liegt aus sportlichen, vor allem aber privaten Gründen, "die schwierigste Saison" seiner Karriere, wie er selbst sagt. Reich war Ersatztorhüter, wäre bei normalem Verlauf in den Play-offs überhaupt nicht zum Einsatz gekommen. Michael Garteig war die klare Nummer eins, rechtfertige seine Position auch im Viertelfinale gegen Düsseldorf. Beim 4:1-Seriensieg durfte Reich lediglich in der Endphase des fünften Spiels aufs Eis. Doch Garteig verletzte sich, als er nach dem entscheidenden Treffer über die Bande sprang und vom

    In der Hauptrunde agierte Reich für den ERC Ingolstadt noch nicht überzeugend

    Also musste im Halbfinale gegen die Adler Mannheim Reich zwischen die Pfosten. Bekanntlich sind Torhüter im Eishockey entscheidend, viele tippten auf ein Ausscheiden der oberbayerischen Panther. Reich, dessen Leistungen in der Hauptrunde schwankten, leistete sich prompt zwei spielentscheidende Fehler, Ingolstadt lag in der Serie mit 1:2 hinten. In den folgenden drei Partien kassierte er lediglich ein Gegentor, hielt bei zwei Auswärtssiegen mit fantastischen Leistungen und einer Fangquote von 94,6 Prozent die Null und führte sein Team ins Finale. "In Spielen wie diesen muss oft dein Torhüter der beste Spieler sein", sagt Trainer Mark French, "und Kevin war herausragend, er war ein Anker für uns". 

    Nun ist keine große Überraschung, dass der ERC Ingolstadt als Zweiter der Hauptrunde in das erste rein bayerische Finale seit Einführung der Play-offs eingezogen ist. Dass aber Reich dabei die Hauptrolle spielte, hat auch er selbst kaum zu träumen gewagt. Denn das Leben von Reich war Anfang Dezember aus den Fugen geraten. Kevin Reichs vier Jahre jüngerer Bruder Robin, der von Geburt an wegen einer seltenen Erbkrankheit körperlich und geistig beeinträchtigt ist, hatte sich bei einem Sturz zweimal das Genick gebrochen, lag auf einer Intensivstation und kämpfte um sein Leben. Was die Zukunft bringt, ist schwer vorherzusagen. Brust abwärts wird Robin wohl gelähmt bleiben. 

    Kevin Reich hatte immer ein inniges Verhältnis zu seinem Bruder, der Schock saß tief. "An Eishockey war nicht zu denken", sagt Reich rückblickend. Der 27-Jährige wollte Robin nahe sein, stand wie vom Verein kommuniziert, aus "privaten Gründen" vorläufig nicht zur Verfügung. Reich kehrte nach knapp zwei Wochen Pause aufs Eis zurück, leistete sich einige Fehler und kassierte 14 Gegentore in drei Spielen. In den sozialen Netzwerken hagelte es Kritik am Torhüter. "Für mich war es viel zu früh, wieder ins Spielgeschehen zu gehen. Ich war mental nicht bereit, mein Kopf war ganz woanders", berichtet Reich.

    Sorgen um Reichs Bruder

    Neben dem Eis wollte er seiner Familie helfen, startete eine Spendenaktion für die kostspielige Reha, die Krankenkasse zahle nicht viel. "Wir bekommen viel Unterstützung. Das ist unglaublich und hilft uns sehr", sagt Reich. Der Gesundheitszustand seines Bruders sei auch Monate später noch ein "Auf und Ab", mental gehe es ihm immerhin wieder besser. "Aber es ist noch ein sehr langer Weg für ihn." 

    Nur noch vier Siege entfernt ist Reich mit seiner Mannschaft vom Gewinn der deutschen Meisterschaft. Der ERC Ingolstadt steht zum dritten Mal in seiner Historie im Finale. 2014 gelang der Titel, 2015 wurde man Vizemeister. Gegen München sind die Panther ab Freitag (19.30 Uhr) in der Außenseiterrolle. Red Bull, das zum sechsten Mal in den vergangenen acht Jahren ins Endspiel eingezogen ist, dominierte die Hauptrunde nach Belieben, hatte aber in den Play-offs Probleme. Bremerhaven wurde nach einem 0:2-Rückstand noch mit 4:2 besiegt, im Halbfinale gegen Wolfsburg waren sieben Spiele nötig. 

    Für den ERC Ingolstadt, der alle vier Hauptrundenspiele gegen München verlor, wird erneut viel von den Leistungen Reichs abhängen. Gibt es über den 27-Jährigen ohnehin nicht schon genug zu erzählen, kommt mit dem Finalgegner eine neue Geschichte hinzu. Reich stand von 2013 bis 2021 acht Jahre bei München unter Vertrag. Er war nie erster Torhüter, feierte mit Red Bull aber einen Meistertitel. "Ich habe dort viele Erfahrungen gesammelt, die mir jetzt helfen", sagt Reich, der weiter viel Aufmerksamkeit erhalten wird. "Wichtig ist, mit den Emotionen nicht zu hoch zu sein oder zu tief, wenn es nicht läuft. Das habe ich ganz gut unter Kontrolle." Allzu gerne würde er sich mit dem

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