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Eishockey: Großes Lob für Marco Sturm

Eishockey

Großes Lob für Marco Sturm

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    Freut sich mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft über den Einzug ins olympische Finale: Larry Mitchell, Sportdirektor des ERC Ingolstadt.
    Freut sich mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft über den Einzug ins olympische Finale: Larry Mitchell, Sportdirektor des ERC Ingolstadt. Foto: imago

    Unglaublich, aber wahr: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat das Endspiel bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang erreicht. Das Team von Bundestrainer Marco Sturm bezwang im Halbfinale Kanada mit 4:3 und trifft somit im Kampf um Gold am Sonntag auf das Team der Olympischen Athleten aus Russland.

    Wir haben nach diesem sensationellen Erfolg mit dem gebürtigen Kanadier und Sportdirektor des ERC Ingolstadt, Larry Mitchell, gesprochen.

    Herr Mitchell, wenn Ihnen vor Beginn der Olympischen Spiele jemand gesagt hätte, dass Deutschland das Finale des Eishockey-Turniers erreichen würde: Was wäre wohl Ihre Antwort gewesen?

    Mitchell: Naja, man muss schon ein sehr optimistischer Mensch sein, um so etwas voraussagen zu können (lacht). Ich selbst bin zwar auch überaus optimistisch. Aber eine derartige Prognose hätte ich dann doch nicht gewagt. Auf der anderen Seite: Ich habe nach dem erfolgreichen Viertelfinal-Match gegen Schweden ein Interview gegeben und dabei gesagt: Wer Schweden besiegt, ist vielleicht sogar Favorit gegen Kanada. Diesbezüglich war für mich der deutsche Erfolg gegen Kanada nicht wirklich überraschend. Vor dem Turnier habe ich getippt, dass Russland die Goldmedaille holt. Auch wenn mein Herz im Finale natürlich für Deutschland schlägt, sind die Russen der haushohe Favorit.

    Sie selbst bezeichnen sich als jemanden, auf den die Bezeichnung Deutsch-Kanadier hervorragend zutrifft. Für wen hat denn in dieser Halbfinal-Partie Ihr Herz geschlagen?

    Mitchell: Für beide eigentlich! Ich bin in Kanada aufgewachsen, besitze die deutsche Staatsangehörigkeit, habe bislang die meiste Zeit in meinem Leben in Deutschland verbracht und verdiene mein Geld im deutschen Eishockey-Bereich. Von dem her würde ich sagen, dass ich wohl einer von wenigen Menschen war, die bei diesem Duell nicht verlieren konnten (lacht). Nachdem ich, wie gesagt, in Deutschland arbeite und lebe, fühle ich mich definitiv als Gewinner – und das sollten letztlich auch alle tun, die in der DEL tätig sind! Wir sollten daher auch langsam einmal aufhören, unser Produkt permanent schlecht zu reden. Die

    Was macht in Ihren Augen den momentanen Erfolg der DEB-Auswahl in Pyeongchang aus?

    Mitchell: Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Trainer, die Erfolg haben, in der Wahrnehmung immer zu kurz kommen. Gewinnt man, ist es zumeist die Mannschaft. Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer schuld. Von dem her möchte ich in allererster Linie sagen, dass Marco Sturm als Bundestrainer einen erstklassigen Job macht. Denn wenn Deutschland bei einem großen Eishockey-Turnier um die Goldmedaille spielt, muss man zuerst den Headcoach nennen. Hut ab vor Marco und seinem Trainer-Team! Was sicherlich auch noch hinzukommt: Als Außenseiter-Team – und ich weiß, wovon ich spreche, da ich zuletzt zehn Jahre bei Außenseiter-Mannschaften in der DEL als Trainer gearbeitet habe (Augsburg und Straubing, Anm. d. Red.) – muss man geschlossen auftreten. Jeder muss für jeden kämpfen und sich den Hintern für seine Mitspieler aufreißen. Genau das hat man beim deutschen Team von Anfang an gemerkt. Es steht ganz einfach eine echte Mannschaft auf dem Eis.

    Wenn Sie die bisherigen Partien allgemein bei den Olympischen Spielen 2018 Revue passieren lassen: Auf welchem Niveau finden diese statt?

    Mitchell: In Sachen Kampf und Herz ist das mit Sicherheit genau so zu bewerten wie bei allen anderen Olympischen Spielen. Logischerweise spielen die besten Eishockey-Akteure der Welt in der NHL. Dass diese Profis in Pyeongchang nicht dabei sind, ist definitiv ein Vorteil für ein Land wie Deutschland. Ich möchte aber diesen Erfolg in keiner Weise schmälern. Alle anderen Länder waren ohne die

    Denken Sie, dass dieser tolle Erfolg in Pyeongchang Auswirkungen auf das Eishockey in Deutschland beziehungsweise speziell die DEL haben wird?

    Mitchell: Ich hoffe es! Ich sage immer wieder, dass unser Produkt oftmals schlecht geredet wird – teilweise sogar von uns selbst! Ich habe wenig Verständnis für so etwas. Wir haben eine sehr gute Liga sowie eine gute Mischung aus ausländischen und deutschen Akteuren. Wenn man sich beispielsweise das Halbfinale Deutschland gegen Kanada anschaut: Brooks Macek, der die meiste Zeit seines Lebens in Kanada gelebt hat und mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, hat den ersten Treffer erzielt. Sein Herz schlägt bei diesem Turnier definitiv für Deutschland – und das ist das Wichtigste! Ich würde es mir wünschen, dass wir alle von diesem großartigen Erfolg profitieren. Um es nochmals deutlich zu sagen: Im deutschen Team stehen ausschließlich Jungs aus der DEL – und diese kämpfen am Sonntag im Endspiel um eine Goldmedaille. Das spricht Bände!

    Mit Torhüter Timo Pielmeier steht auch ein Profi des ERC Ingolstadt im Kader der DEB-Auswahl. Sind Sie der Meinung, dass ihm eine derart einzigartige Erfahrung einen zusätzlichen „Push“ für den weiteren Saisonverlauf bei den Panthern geben kann?

    Mitchell: Auf alle Fälle! Timo spielt ohnehin eine erstklassige Saison für uns und ist dementsprechend auch zurecht bei den Olympischen Spielen dabei. Ich denke, Marco Sturm wird mir recht geben, wenn ich sage, dass anstatt von Danny aus den Birken auch Timo hätte spielen können – was sich ja auch bei seinem Einsatz in der Vorrunde gegen Schweden gezeigt hat. Marco hat sich letztlich für Danny als Nummer eins entschieden – und der Erfolg gibt ihm recht! Obwohl natürlich jeder Eishockey-Spieler bei einem olympischen Finale dabei sein möchte, bin ich überzeugt, dass Timo am Sonntag der größte Fan von Danny sein und ihn nach allen Kräften unterstützen wird.

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