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ERC Ingolstadt: Zwischen Schule und Sport

ERC Ingolstadt

Zwischen Schule und Sport

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    Wollen sich ihren Traum vom "Eishockey-Profi" mithilfe der Audi Sportakademie erfüllen: Aleksei Ermakow (links) und Nils Wegner (rechts).
    Wollen sich ihren Traum vom "Eishockey-Profi" mithilfe der Audi Sportakademie erfüllen: Aleksei Ermakow (links) und Nils Wegner (rechts). Foto: Dirk Sing

    Die Frage? Eigentlich rhetorisch! Dementsprechend schnell kommt die Antwort von Aleksei Ermakow wie aus der Pistole geschossen. „Natürlich will ich eines Tages Eishockey-Profi werden! Wer will das nicht?“, sagt der 17-Jährige, der seine Aussage mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck untermauert. Ein Ziel, das auch der zwei Jahre jüngere Nils Wegner, der ebenso wie Ermakow im U17-Bundesliga-Team des ERC Ingolstadt spielt, mit klarem Blick verfolgt. „Würde ich das nicht wollen, dann wäre ich nicht hier“, meint Wegner. Er und Ermakow sind zwei von insgesamt zehn Nachwuchsspielern des ERCI, die derzeit in der „Audi Sportakademie“ beheimatet sind. Die restlichen zwölf der insgesamt 22 Plätze werden von jungen Fußball-Talenten des FC Ingolstadt 04 eingenommen.

    In der Freizeit wird des Öfteren mit der PS4-Konsole gezockt: Nils Wegner (links) und Aleksei Erkamow (rechts).
    In der Freizeit wird des Öfteren mit der PS4-Konsole gezockt: Nils Wegner (links) und Aleksei Erkamow (rechts). Foto: Dirk Sing

    „Wenn man so will, dann ist diese Akademie ein hochwertiges Rundum-Paket für unsere Jugendlichen“, so Petr Bares, Nachwuchs-Koordinator beim ERC Ingolstadt. Jeder Spieler bewohne in diesem dreistöckigen Wohnkomplex, der seit dem Jahr 2014 auf dem Gelände des Audi Sportparks beheimatet ist, ein Einzelzimmer (Bares: „Wenn ich das mit den meisten anderen Akademien in Deutschland vergleiche, ist das schon ein absoluter Luxus.“), werde pädagogisch rund um die Uhr betreut und könne sich damit voll und ganz auf die beiden Schwerpunkte Sport und Schule konzentrieren – wobei gerade Letzteres einen „hohen Stellenwert“ einnehme!

    „Bei unserem Konzept spielt die sportliche Weiterentwicklung des Jugendlichen eine genauso große Rolle wie die schulische Ausbildung“, erklärt Christine Schlamp, Jugendleiterin des Stammvereins ERC Ingolstadt. Als Klub sehe man sich laut Schlamp gegenüber den Nachwuchs-Akteuren „in der Verantwortung, auch an deren Zukunft zu denken“. Zum einen könne eine Verletzung die sportliche Karriere von heute auf morgen beenden. Zum anderen sei der Weg zum Profisportler mit vielen Fragezeichen und Unwägbarkeiten verbunden.

    Fühlen sich auf dem Eis sichtlich am wohlsten: Aleksei Ermakow (links) und Nils Wegner (rechts) von der U17-Bundesliga-Mannschaft des ERC Ingolstadt.
    Fühlen sich auf dem Eis sichtlich am wohlsten: Aleksei Ermakow (links) und Nils Wegner (rechts) von der U17-Bundesliga-Mannschaft des ERC Ingolstadt. Foto: Dirk Sing

    „Würden diese Jungs alles auf die Karte Eishockey setzen und es am Ende nicht in den Profi-Bereich schaffen, stünden sie vor einem Scherbenhaufen. Und genau das wollen wir vermeiden“, so Bares, der bezüglich dieses „Zwei-Säulen-Systems“ (Sport und Schule) eine knallharte Linie fährt. „Wir hatten in der Vergangenheit schon drei sehr gute Spieler in unserer Akademie, die der Meinung waren, sich ausschließlich auf das Eishockey konzentrieren zu müssen. Nachdem die Schule darunter extrem gelitten hat, haben wir uns von diesen Jungs wieder getrennt“, erklärt Bares.

    Überhaupt, so unterstreicht Jugendleiterin Schlamp, kämen auf die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren mit dem Einzug in die Akademie unzählige neue Eindrücke sowie einschneidende Veränderungen zu, mit denen „die Jungs erst einmal lernen müssen, entsprechend umzugehen. Für die meisten ist es schließlich das erste Mal, dass sie – oftmals sogar über eine große räumliche Distanz – von ihren Eltern und Freunden entfernt leben. Damit muss der eine oder andere erst einmal klarkommen“.

    Zwei „Parade-Beispiele“, wie gut und problemlos diese Umstellung gelingen kann, sind Aleksei Ermakow und Nils Wegner. Während der aus Nürnberg stammende Ermakow („Mein Vorteil ist sicherlich, dass es nach Nürnberg nicht weit ist.“) bereits sein zweites Jahr in der „Audi Sportkademie“ verbringt, gerade an seiner Mittleren Reife bastelt und sogar schon einen Ausbildungsvertrag zum Fertigungsmechaniker in der Tasche hat, zählt Wegner zu den „Neulingen“. Seit August 2018 lebt der gebürtige Wolfsburger nun in Ingolstadt. Zu seinem „bisherigen“ Leben in der niedersächsischen Heimat hat er dabei vor allem zwei Haupt-Unterschiede ausgemacht. „Auch wenn man in der Akademie in vielen Bereichen Unterstützung bekommt, lernt man auf alle Fälle eine gewisse Selbstständigkeit, da man sich schon auch um etliches selbst kümmern muss“, berichtet Nils. Als weitere große Veränderung nennt der 15-Jährige das anspruchsvolle Schulsystem in Bayern. „Ich bin zuvor in Wolfsburg aufs Gymnasium gegangen. Obwohl ich jetzt in Ingolstadt nur die Realschule besuche, ist der Schwierigkeitsgrad hier deutlich höher“, sagt der Neuntklässler. „Man muss jeden Tag lernen, da man ständig abgefragt werden kann oder einen unangekündigten schriftlichen Test schreiben muss. Das gab es bei uns in Wolfsburg in dieser Art nicht.“

    Seit 2014 auf dem Gelände des Audi Sportparks: Die Audi Sportakademie, in der zwölf junge Fußballer des FC Ingolstadt sowie zehn Nachwuchstalente des ERC Ingolstadt beheimatet sind.
    Seit 2014 auf dem Gelände des Audi Sportparks: Die Audi Sportakademie, in der zwölf junge Fußballer des FC Ingolstadt sowie zehn Nachwuchstalente des ERC Ingolstadt beheimatet sind. Foto: Roland Geier

    Doch ebenso wie den normalen (schulischen) Alltag, der in der Akademie genau getaktet ist (siehe eigener Kasten), meistern die Youngsters auch die sportlichen Herausforderungen auf dem Eis bravourös. Nachdem beide vor zwei (Ermakow beim EHC 80 Nürnberg) beziehungsweise einem Jahr (Wegner bei den EHC Grizzly Adams Wolfsburg) noch in der zweiten Divison der Schüler-Bundesliga mit ihren Teams auf Tore- und Punktejagd gegangen waren, passten sie sich schnell den deutlich höheren Anforderungen in der ersten Division beim ERC Ingolstadt an.

    „Das Niveau in der ersten Liga ist im Vergleich zur zweiten schon deutlich höher“, weiß Ermakow. Dementsprechend habe er sich in den vergangenen eineinhalb Jahren, in denen er das Panther-Trikot trägt, „sowohl im körperlichen als auch spielerischen, technischen und taktischen Bereich enorm verbessert“. Quasi als Bestätigung bildet er zusammen mit Justin Bachmann die erste Verteidiger-Reihe bei den Schanzern und steht dabei durchschnittlich über 20 Minuten pro Partie auf dem Eis. Auch Wegner hat in seiner Premieren-Saison beim ERCI in Sachen Entwicklung bereits einen großen Schritt nach vorne gemacht. „Ich habe nicht nur körperlich einige Kilogramm zugelegt, sondern bin auch schneller und technisch besser geworden“, berichtet der Angreifer stolz, der es in 23 Hauptrunden-Begegnungen auf neun Tore und zehn Assists gebracht hat.

    „Ob unsere Nachwuchsspieler am Ende tatsächlich den Sprung in den Profi-Bereich schaffen beziehungsweise in welchen Ligen sie letztlich landen, lässt sich in dieser Phase der Entwicklung nur sehr schwer vorhersagen“, weiß Nachwuchschef Bares, der in seiner aktiven Zeit selbst als Profi – unter anderem bei den Panthern – tätig war. Schon allein aus diesem Grund liegt dem 49-Jährigen die Nachwuchsarbeit bei „seinem“ ERC Ingolstadt besonders am Herzen. „Unser aller Ziel ist es, dass möglichst bald Jugendspieler, die wir bei uns ausgebildet haben, in der eigenen Profi-Mannschaft zum Einsatz kommen. Und in enger Zusammenarbeit mit der ’Audi Sportakademie’ befinden wir uns diesbezüglich auf einem sehr guten Weg“, meint Bares, zugleich auch Headcoach der DNL2-Mannschaft.

    Spätestens dann wäre endlich auch eine ganz bestimmte Sehnsucht der Ingolstädter Eishockey-Anhänger gestillt: Eine neue Identifikationsfigur aus dem „eigenen Stall“! Wenn das kein zusätzlicher Motivationsschub ist...

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