Ingolstadt/South Carolina Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison. Nach dieser Devise handelt freilich auch Jim Boni. Zwar befindet sich der Sportdirektor des ERC Ingolstadt bereits seit einiger Zeit in seiner Wahlheimat South Carolina. Doch über mangelnde Arbeit in Sacher Spielerkader 2011/2012 kann sich der 47-Jährige wahrlich nicht beklagen. Die Neuburger Rundschau sprach mit Boni über den aktuellen „Stand der Dinge“.
Hallo Herr Boni! Haben Sie sich zu Hause schon von der abgelaufenen Spielzeit gut erholt?
Boni: Ich bin immer noch dabei (lacht) – wobei es natürlich ohne Eishockey nicht geht. Als ich zurück nach Nordamerika geflogen bin, habe ich mir zuerst einige AHL-Partien beziehungsweise interessante Akteure für uns angesehen. Mittlerweile bin ich daheim in South Carolina, wo auch der gesamte Vormittag im Zeichen meines Jobs steht. Neben täglichen Gesprächen mit unserem Cheftrainer Rich Chernomaz bin ich natürlich auch viel mit Agenten in Kontakt, um die richtigen Akteure für unsere Mannschaft in der kommenden Saison zu finden.
Stichwort Kaderplanung: Mit wie vielen Spielern wollen Sie in die anstehende Saison gehen?
Boni: Nun, ich habe ja bereits in einem Interview mit Ihrer Zeitung gesagt, dass unser Kader im vergangenen Jahr zu groß war. Was die kommende Spielzeit betrifft, so ist es geplant, mit drei Torhütern, sieben Verteidigern und 13 Stürmern zu beginnen. Nachdem künftig nur noch 21 Akteure auf dem Spielberichtsbogen stehen dürfen, macht ein größerer Kader keinen Sinn.
Gehen wir die einzelnen Mannschaftsteile durch: Die Torhüter-Positionen sind mit Ian Gordon, Markus Janka und Andreas Banzer bereits besetzt. In der Verteidigung stehen mit den beiden Neuzugängen Jeff Likens (Nürnberg), Prestin Ryan (Iserlohn) sowie Tim Hambly, Jakub Ficenec und Stephan Retzer fünf Spieler, davon drei ausländische Cracks, unter Vertrag! Wie werden die beiden noch zu vergebenen Planstellen besetzt?
Boni: Nun, durch die schwere Verletzung von Jakub Ficenec unmittelbar vor den Play-Offs ist natürlich eine ungute Situation entstanden. Auch wenn ich es mir wünschen würde, dass Jake pünktlich zum Trainingsbeginn Mitte August wieder auf dem Eis steht – davon ausgehen kann man nicht. Ein Kreuzbandriss ist schließlich keine einfache Verletzung, die man locker wegsteckt. Nachdem wir ihn auch nicht unter Druck setzen wollen, werden wir wohl noch zwei weitere Ausländer für die Defensive verpflichten.
Womit man allerdings fünf Lizenzen an Import-Akteure vergeben hätte...
Boni: Ja, das ist richtig. Aber einerseits haben wir gerade in den Play-Offs gesehen, was passiert, wenn zwei wichtige Verteidiger verletzt ausfallen. Zum anderen ist es aber auch eine Kostenfrage. Ein deutscher Verteidiger mit hoher Qualität, der auch noch zu bezahlen ist, ist derzeit einfach nicht auf dem Markt.
Nach NR-Informationen soll einer der heißen ausländischen Verteidiger-Kandidaten Michel Periard sein, der zwar noch einen laufenden Vertrag bei den Adlern Mannheim besitzt, dort aber auf der Abschussliste steht. Können Sie das Interesse bestätigen?
Boni: Michel ist sicherlich ein sehr interessanter Spieler, zumal ihn unser Headcoach Rich Chernomaz aus gemeinsamen Zeiten in Frankfurt kennt und schätzt. Aber wie Sie bereits gesagt haben: Er hat noch einen laufenden Kontrakt in Mannheim. Und so lange das der Fall ist, sitzen die Adler am längeren Hebel.
Im Angriff sind bereits neun Akteure mit einem gültigen Arbeitspapier ausgestattet beziehungsweise drei Ausländer-Lizenzen an Joe Motzko, Tyler Bouck und Neuzugang Derek Hahn (Straubing) vergeben. Wie viele Import-Stürmer werden Sie noch verpflichten?
Boni: Zwei ausländische Offensivkräfte werden definitiv noch kommen. Sollte Jakub Ficenec nicht rechtzeitig fit werden und noch etwas länger ausfallen, dann würden wir noch eine weitere Ausländer-Lizenz im Angriff vergeben.
Ex-NHL-Star Peter Schaefer hat bekanntlich eine Option in seinem Vertrag, die es ihm ermöglicht, diesen um ein weiteres Jahr zu verlängern. Wird er diese ziehen?
Boni: Nein, das glaube ich nicht. Momentan sieht es danach aus, dass Peter nicht nach Ingolstadt zurückkehren wird.
Welche Spielertypen suchen Sie konkret für die noch zu vergebenen Positionen im Sturm?
Boni: Nun, zum einen suchen wir einen echten spielstarken Führungsspieler, der diese Rolle sowohl auf dem Eis als auch in der Kabine verkörpert. Quasi einen zweiten Tyler Bouck, nur spielerisch noch stärker. Und dann eben einen Ersatz für Peter Schaefer. Wichtig ist dabei sicherlich auch, dass beide Akteure körperlich sehr robust sind. In der abgelaufenen Saison waren wir etwas zu „soft“. Das müssen wir unbedingt ändern.
Nach unseren Informationen aus Nordamerika sollen Sie sogar schon fündig geworden sein und sowohl Center Jared Ross (Chicago Wolves/AHL) als auch den ehemaligen Teamkollegen von Marco Sturm bei den Boston Bruins, Jeremy Reich (Providence Bruins/AHL), unter Vertrag genommen haben. Können Sie bereits Vollzug melden?
Boni: Ich kann momentan nur sagen, dass es bei beiden Jungs sehr gut aussieht und ich optimistisch bin, dass sie in der kommenden Saison für den ERC Ingolstadt spielen werden. Warten wir einfach mal die nächsten Tage ab, dann wissen wir sicherlich mehr.
Eines der „Sorgenkinder“ in der abgelaufenen Spielzeit war zweifelsohne Nationalspieler Felix Schütz. Zuletzt wurde sogar über eine vorzeitige Vertragsauflösung beziehungsweise einen Wechsel nach Köln spekuliert. Haben Sie sich mit diesem Thema schon beschäftigt?
Boni: Nein, überhaupt nicht. Ich gehe fest davon aus, dass Felix auch 2011/2012 für uns spielen wird, zumal er mir das auch in unserem Abschlussgespräch bestätigt hat. Fakt ist, dass Felix mit sich selbst nicht zufrieden war und nun alles daran setzen möchte, in Ingolstadt wieder an sein wahres Leistungsvermögen heranzukommen. Wir sind nach wie vor von ihm voll überzeugt und werden ihn dabei auch nach Kräften unterstützen.