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ERC Ingolstadt: Patrick Hager: Erst spielen, dann büffeln

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Patrick Hager: Erst spielen, dann büffeln

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    Patrick Hager studiert seit März dieses Jahres "Internationales Management" an der Hochschule Ansbach.
    Patrick Hager studiert seit März dieses Jahres "Internationales Management" an der Hochschule Ansbach. Foto: Michael Böhm

    Das Leben eines Eishockeyprofis in der Sommerpause könnte so schön sein. Ein bisschen Fitnesstraining hier, ein paar Krafteinheiten da und ansonsten schön die Füße hoch, das Gesicht in die Sonne und genießen. Die nächste Saison kommt früh genug, dann ist es wieder vorbei mit der Gemütlichkeit. Tägliche Trainingseinheiten, mindestens zwei Spiele pro Woche, Auswärtsfahrten durch ganz Deutschland – nein, die

    Das hat sich auch Patrick Hager in den vergangenen Jahren immer wieder gedacht und die Monate zwischen Saisonende und -anfang genutzt, um es sich gutgehen zu lassen und die Freizeit zu genießen. Doch dieses Jahr ist alles anders. Zwar sind Hager und der ERC Ingolstadt schon Ende März aus den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga geflogen – nach einer sechs Spiele dauernden Serie gegen die Krefeld Pinguine – aber von der damit eingeläuteten Sommerpause hatte der 24-Jährige bislang noch so gut wie gar nichts.

    Deutsche Sport-Asse geben sich die Klinke in die Hand

    Das hat zwei Gründe: Zum einen die Weltmeisterschaft, bei der Hager für die deutsche Nationalmannschaft stürmte und mit ihr knapp das Viertelfinale verpasste. Zum anderen die Schulbank, die Hager seit wenigen Wochen drückt.

    Seit diesem Semester ist der Rosenheimer an der Hochschule Ansbach eingeschrieben und studiert „Internationales Management“, ein Studiengang, der vor wenigen Jahren als Kombination aus Fern- und Präsenzstudium speziell für Spitzensportler ins Leben gerufen worden ist. Seither geben sich dort Deutschlands Sport-Asse wie die Biathlon-Stars Kati Wilhelm und Michael Greis, Skispringer Severin Freund oder Eishockeyprofis wie Felix Petermann und Uli Maurer die Klinke in die Hand. Aktuell studieren 130 Nationalkaderathleten an der mittelfränkischen Hochschule.

    Petermann, Spieler des EHC München, war es schließlich auch, der Patrick Hager auf die Idee brachte, neben der Karriere auf dem Eis noch einmal die Schulbank zu drücken. Der Bachelor- und später vielleicht sogar der Masterabschluss sollen die Basis für eine Zukunft nach dem Sport werden, sagt Hager. „Im Eishockey ist es leider nicht so wie im Fußball. Man verdient zwar nicht schlecht, aber finanziell ausgesorgt hat man nach seiner aktiven Karriere noch lange nicht“, weiß Hager.

    Schon zu seiner Zeit in Krefeld, wo er fünf Jahre lang für die Pinguine gespielt hat, habe er mit dem Studium geliebäugelt. Die eigene Bequemlichkeit, aber auch die Distanz zwischen der Stadt am Niederrhein und Ansbach hätten ihn jedoch daran gehindert, sich einzuschreiben, erzählt er. Nun, ein Jahr nach dem Wechsel nach Ingolstadt und der Rückkehr in seine bayerische Heimat sei der Zeitpunkt aber endgültig gekommen gewesen.

    Nachtschichten für die erste Studienarbeit

    Doch schnell wurde deutlich, dass es nicht ganz so einfach ist, das Leben als Eishockeyprofi mit dem eines Studenten zu vereinbaren. Als seine Kommilitonen zu Semesterbeginn fünf Tage lang in Ansbach erste Einführungsseminare besuchten, stand Hager mit den Ingolstädter Panthern mitten in den Play-offs und war unabkömmlich. Als es in den kommenden Wochen darum ging, sich erste Grundlagen in allgemeiner Betriebswirtschaftslehre und wissenschaftlichem Arbeiten anzueignen, spielte Hager bei der Weltmeisterschaft für Deutschland. „Theoretisch hat man bei einer WM zwischen den Spielen schon auch viel Zeit, aber meistens doch andere Sachen im Kopf als BWL“, erinnert er sich schmunzelnd. Als er dann vor gut einer Woche wieder nach Hause kam und endlich vom Eishockey abschalten konnte, hatte Töchterchen Emma ihren ersten Geburtstag und die Familie stand im Vordergrund.

    Vor wenigen Tagen bekam Hager die Quittung. Die Frist für seine erste Studienarbeit lief ab und er musste Nachtschichten einlegen. „An einem Abend war es dann kurz vor vier Uhr nachts. Gut zwei Stunden vor Abgabeschluss habe ich die Arbeit dann nach Ansbach geschickt. Den Stress brauche ich nicht mehr“, sagt er heute und will in den kommenden Wochen und Semestern einen Weg finden, wie er Sport, Familie und Studium in Einklang bringt. „Wenn du mal ein paar Jahre aus der Schule raus bist, ist es einfach schwer, da wieder reinzukommen, sich hinzusetzen und zu lernen“, erzählt Hager, der vor sechs Jahren in Rosenheim sein Fachabitur gemacht hat. Die Sommerpause kommt ihm daher jetzt ganz gelegen, um seinen „Lern-Rhythmus wieder zu finden.“ Ein Kurzurlaub in Süditalien mit seiner Verlobten Stephi und Tochter Emma ist aber trotzdem noch drin.

    Verdient hat er den allemal. In der abgelaufenen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga zählte Patrick Hager zu den besten Spielern des ERC Ingolstadt. Und auch in der Nationalmannschaft leistete der zweikampfstarke Angreifer seinen Beitrag dazu, dass Deutschland den drohenden Abstieg vermeiden konnte und nur knapp das Viertelfinale verpasste. „Wir können mit dieser WM ganz zufrieden sein“, resümiert Hager: „Wir haben mit Österreich, Lettland und Frankreich die Mannschaften geschlagen, die wir schlagen mussten. Gegen die Topteams aus Finnland, Russland, USA und der Slowakei haben wir zumindest bewiesen, dass wir mithalten können. Am Ende hat uns in manchen Situationen vielleicht einfach die Cleverness gefehlt.“

    Deutsches Eishockey in besseres Licht gerückt

    Mit drei Siegen in sieben Vorrundenspielen belegte das Team des Deutschen Eishockey-Bundes am Ende den neunten Platz. „Damit haben wir das deutsche Eishockey nach der verpassten Olympiaqualifikation wieder in ein besseres Licht gerückt“, glaubt Hager.

    Während er sich nach einem ereignisreichen Jahr nun also etwas vom Eishockey erholen darf, ist man bei seinem Verein in Ingolstadt weiter auf der Suche nach einem Trainer für die kommende Saison. Nach dem Rauswurf von Rich Chernomaz und der Interimslösung aus Sportdirektor Jim Boni und Co-Trainer Rick Nasheim ist die Stelle immer noch vakant. Stürmer Patrick Hager macht sich diesbezüglich momentan keine Gedanken. „Die Verantwortlichen werden schon den Richtigen finden. Es ist ja noch genug Zeit, bis es wieder weiter geht. Von daher ist jetzt kein Schnellschuss nötig. Ich bin gespannt, wer uns im August empfangen wird.“

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