Noch läuft die Dauer-Party in Ingolstadt. Zu unglaublich ist der märchenhafte Titelgewinn des ERC, um ihn schnell verarbeiten zu können. Zu groß war der Teamgeist, als dass die Spieler nicht noch jede gemeinsame Minute genießen wollten. Denn es ist ein offenes Geheimnis: Diese Mannschaft, die den ersten DEL-Titel in die Audi-Stadt brachte, wird schon bald ein völlig anderes Gesicht bekommen.
Sportdirektor Jiri Ehrenberger, der am 1. Februar ein schweres Erbe antrat, wird viel zu tun bekommen. Das geht bei Meistertrainer Niklas Sundblad los. Der Schwede hat noch immer keinen Vertrag für die kommende Saison.
ERC-Trainer Sundblad: "Ich würde gerne bleiben"
Um die Jahreswende, als nach dem Rücktritt von Jim Boni kein Sportdirektor da war, wollte der Verein mit ihm offenbar nur für ein weiteres Jahr verlängern. Sundblad wollte zwei Jahre. Es gab keine Lösung. Seit einigen Wochen gibt es Gerüchte, dass Sundblad Nachfolger von Pierre Pagé bei Red Bull München werden soll. Noch auf dem Eis nach dem Triumph in Köln sagte der ERC-Coach jedoch: „Ich würde gerne bleiben.“
Das wollten auch einige Spieler, deren mündliche Vereinbarungen mit Jim Boni von der Vereinsführung für nichtig erklärt wurden. So sahen sie sich anderweitig um. Travis Turnbull trieb es damit nach nur einem Jahr zurück nach Düsseldorf. Tim Conboy soll ebenso zur DEG wechseln. Ein herber Verlust: Das beinharte Duo war identitätsstiftend für diese Mannschaft, die so aggressiv spielte und zusammenhielt, wenn die Fäuste flogen.
Der dienstälteste ERC-Spieler Jakub Ficenec, 37, wollte noch ein Jahr spielen, wurde aber nicht mehr gebraucht und soll auch nach Düsseldorf wechseln. Das slowenische Duo Robert Sabolic und Ziga Jeglic steht vor dem Absprung in die Kontinental Hockey League. Ehrenberger: „Die können wir nicht halten, wenn die KHL anklopft.“ Slovan Bratislava soll im Rennen vorne liegen.
Der ERC Ingolstadt verliert wohl vier seiner sechs besten Punktesammler
Ersatztorhüter Markus Janka wechselt nach Schwenningen. Gehen wird wohl auch Derek Hahn, womit dem ERC vier seiner sechs besten Punktesammler aus den Play-offs wegbrechen werden. Ganz sicher ist außerdem, dass Kapitän Tyler Bouck seine Karriere beenden wird.
Ohne Verträge sind noch Alexander Oblinger, Greg Classen, Tim Hambly und Derek Dinger, die trotz allem erst einmal bei der Party mittendrin sein werden. Nach ein paar Nächten in der Ingolstädter Kneipenszene wartet am Samstag ab 14 Uhr ein offizieller Empfang der Stadt auf die Profis. Danach wird am Rathausplatz mit den Fans gefeiert, ehe auch die letzte Minute irgendwann ausgekostet sein wird.
Finalverlierer Kölner Haie hat Verteidiger Alexander Sulzer (Buffalo Sabres, NHL) verpflichtet. Der Ex-Kaufbeurer unterschrieb einen Vertrag bis 2019.