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ERC Ingolstadt: Kurt Kleinendorst rechnet ab: „Betrüger muss man loswerden“

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Kurt Kleinendorst rechnet ab: „Betrüger muss man loswerden“

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    Gibt auch in der kommenden Saison die sportliche Richtung beim ERC Ingolstadt vor: Headcoach Kurt Kleinendorst, der seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat.
    Gibt auch in der kommenden Saison die sportliche Richtung beim ERC Ingolstadt vor: Headcoach Kurt Kleinendorst, der seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat. Foto: Xaver Habermeier

    Die Panther setzen weiterhin auf Kontinuität im Trainer- und Managerbereich. Nachdem Sportdirektor Jiri Ehrenberger seinen Vertrag noch verlängern wird, steht fest: Auch Kurt Kleinendorst wird zunächst für mindestens noch ein weiteres Jahr die Geschicke des ERC Ingolstadt hinter der Bande leiten. Unsere Zeitung hat sich mit dem US-Amerikaner vor dessen Rückflug in die Heimat ausführlich unterhalten.

    Herr Kleinendorst, was war für Ihren Verbleib letztlich ausschlaggebend?

    Kleinendorst: Da gab es sicherlich viele Gründe. Es ist eine großartige Stadt mit tollen Fans. Ich habe etliche Freunde hier. Außerdem mag ich diese Truppe und ihre Einstellung. Sicher müssen wir Veränderungen vornehmen, die uns zu einem besseren Team machen. Auch darum ging es in den Gesprächen um meine Vertragsverlängerung. Jungs wie Jared Ross oder Björn Barta, die lange hier gespielt haben und noch dazu wunderbare Menschen sind, gehen zu lassen, ist hart. Aber solche Schritte muss man eben gehen, um sich als Mannschaft weiterzuentwickeln.

    Sie haben immer betont, dass der Rückhalt Ihrer Spieler ein wichtiger Faktor ist. Die „Vertrauensfrage“ muss ziemlich einstimmig beantwortet worden sein…

    Kleinendorst: Im Vergleich zu anderen Trainern ist mir das sehr wichtig. Um ehrlich zu sein, wollte ich mit den Verhandlungen bis zum Ende der Saison warten. Weder ich noch der Verein sollten eine vorschnelle Entscheidung treffen. Die Abschlussgespräche sind gut gelaufen. Danach habe ich die Spieler nach ihrer offenen und ehrlichen Meinung gefragt – egal, ob sie positiv oder negativ ausfällt.

    „Einschneidende Änderungen“ waren eine Bedingung Ihrer Verlängerung. Hat der Verein Ihre Wünsche erfüllt?

    Kleinendorst: Diese Frage müssen Sie vielleicht eher Jiri (Ehrenberger, ERCI-Sportdirektor, Anm. d. Red.) oder Claus (Gröbner, ERCI-Geschäftsführer) stellen. Nur so viel: Ich bin sehr glücklich mit dem Verständnis, das mir entgegengebracht wurde.

    Jiri Ehrenberger, Jürgen Arnold (Beiratsvorsitzender) und Sie haben gegenüber unserer Zeitung bereits betont, dass harte Entscheidungen getroffen werden müssen. Heißt das, dass es Vertragsauflösungen geben wird?

    Kleinendorst: Manchmal ist vieles vom Geld abhängig. Es nicht in das Viertelfinale geschafft zu haben, bringt finanzielle Einbußen mit sich. In einer perfekten Welt würde die Antwort lauten: Ja, ich könnte noch ein paar harte Entscheidungen fällen. Wenn das allerdings nicht in die Budget-Planung passt, macht es keinen Sinn. Wir können uns aber auch so mit Sicherheit verbessern. Mit der jetzigen Situation kann keiner zufrieden sein.

    Kann das zu einer sogenannten „Jetzt-erst-recht“-Mentalität führen? Dass jeder Spieler beweisen will, wozu er wirklich in der Lage ist?

    Kleinendorst: Definitiv. Das ist auch durch die Abschlussgespräche klar geworden. Keine Frage, es gibt Spieler, von denen ich eine Steigerung erwarte. Jetzt wissen sie es. Das sind gute Jungs. Die wissen, wie hart sie im Sommer arbeiten müssen. Nach einer Woche in der Saisonvorbereitung erkennen wir ohnehin, wer sich daran gehalten hat und wer nicht. Und wenn sie nicht die nötige Fitness mitbringen, dann ist das ein sehr schlechtes Zeichen. Solche Spieler, ich nenne sie „Betrüger“, muss man mit der Zeit dann los werden und an denjenigen festhalten, die die erforderliche Philosophie, die Mentalität und das Spielsystem verinnerlicht haben. Mit solchen Leuten lässt sich langfristig arbeiten.

    Verglichen mit der abgelaufenen Saison haben Sie nun einen Einfluss auf die Kader-Zusammenstellung. Was muss sich ändern?

    Kleinendorst: Denken Sie an Brandon McMillan. Er ist jemand, den wir gerne behalten würden und dessen ehrliche Art, Eishockey zu spielen, mir besonders ins Auge sticht. Man kann sehen, warum er es bis in die NHL geschafft hat. Er ist durchwegs professionell. Ich denke nicht zwingend, dass es ein Team voller McMillans braucht. Nur ist das ein Spielertyp, der uns meiner Meinung nach helfen wird, weil er so viele Fähigkeiten vereint: Gutes Schlittschuhlaufen, Schießen, Passen, sich reinhängen und flink sein. Ich will ein schnelles System spielen lassen. Dafür brauche ich Leute, die diesen Speed umsetzen, gleichzeitig aber die Scheibe bewegen und in den Ecken auch mal Zweikämpfe gewinnen können.

    Für die neue Saison stehen 18 Akteure unter Vertrag. Auf welchen Positionen wird es Veränderungen geben?

    Kleinendorst: Die Verteidigung steht soweit, dort sind ja ohnehin alle Verträge verlängert. Im Angriff brauchen wir einen rechten Flügel für die erste Reihe, der mit John Laliberte und Brandon Buck stürmt. Die zweite Linie um Alexander Barta, Petr Taticek und Thomas Greilinger bleibt intakt, solange sie ihre Leistung bestätigen können. Der Posten des linken Angreifers in der dritten Formation ist auch noch offen. Dort könnte McMillan spielen. Auch für Ross müssen wir einen Ersatz finden. Rechts können David Elsner, Danny Irmen und Marc Schmidpeter sowohl in der dritten als auch in der vierten Reihe spielen. Außerdem suchen wir noch einen linken Außen für den vierten Block.

    Wissen Sie schon, wer Ihnen an der Bande assistieren wird?

    Kleinendorst: Peppi (Heiß, ERCI-Co-Trainer, Anm. d. Red.) wird auf jeden Fall involviert sein. Er hat wirklich hart mit mir zusammengearbeitet. Ich würde den Trainerstab gerne vergrößern und jemanden holen, der mich vor allem bei der Arbeit mit den jüngeren Spielern unterstützt. Peppi würde dann wieder das Torwarttraining übernehmen, wo er ein echter Experte ist.

    Apropos junge Spieler: Sie sagten, Durchschnitt reicht in diesem Verein nicht. Ist das mit dem Ingolstädter Weg vereinbar?

    Kleinendorst: Ja. Jiri kennt den deutschen Markt und hat ein gutes Auge für junge Spieler wie Fabio Wagner. Mehr solcher Talente zu finden, muss Ziel des Vereins sein, damit wir sie selbst aufziehen und ausbilden können und nicht teuer von anderen Vereinen abwerben müssen.

    Nach dem frühen Ausscheiden in den Pre-Play-Offs ist es ein langer Sommer. Wie sieht Ihre Planung für die Pause aus?

    Kleinendorst: Ab an die Arbeit (lacht). Ich werde natürlich erst einmal zu Hause in Salt Lake City mit meiner Familie Zeit verbringen. Vermutlich werde ich aber auch ein paar Mal im Sommer in Ingolstadt vorbeischauen. Ich habe große Pläne, über die ich noch nicht allzu viel verraten will, weil ich dann in Erklärungsnot geraten würde, wenn das alles nicht wie erhofft klappt (schmunzelt). Allerdings habe ich etwas im Hinterkopf, das mich in der Pause sicher ein paar Mal hierher führen wird, um zu kontrollieren, ob alles funktioniert. Wir wollen die Bedingungen für unsere Spieler noch besser gestalten.

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