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ERC Ingolstadt: Doug Shedden: Verliebt in Berlin

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Doug Shedden: Verliebt in Berlin

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    Würde sich über ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk seines Teams in Form des Finaleinzugs freuen: Ingolstadts Cheftrainer Doug Shedden (hinten).
    Würde sich über ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk seines Teams in Form des Finaleinzugs freuen: Ingolstadts Cheftrainer Doug Shedden (hinten). Foto: Johannes Traub

    Doug Shedden ist großer Berlin-Fan. Die tollen Restaurants, die Geschichte, das Flair. Mit seiner Frau hat der Kanadier die Freizeitmöglichkeiten der Hauptstadt bereits umfassend ausgekostet. Aber nochmals nach

    Doch um ins Endspiel zu kommen, muss Shedden noch einmal einen ungewollten Umweg über die Spree-Metropole nehmen. Der Grund war schnell gefunden und schwer wegzudiskutieren: Nur sechs Mal hatten die Panther in den letzten beiden Dritteln des Rückspiels am Mittwoch auf das gegnerische Tor geschossen. 21 Mal hingegen die Berliner Gäste. Am Ende stand es 2:3 aus Shedden-Sicht. Berlin hatte die Best-of-Three-Serie ausgeglichen. „Ihre Verzweiflung, die Saison nicht frühzeitig enden zu lassen, war viel größer als unser Verlangen, sie auszuknocken“, fand der ERCI-Trainer im Nachhinein. Nun entscheidet also ein drittes Spiel in Berlin über „Weitergehen oder Nach-Hause-Gehen“ – wie Shedden das nennt.

    Eisbären-Trainer Serge Aubin sieht sein Team stark verbessert

    Sein Gegenüber Serge Aubin dürfte noch nicht aus touristischen Gründen in Ingolstadt gewesen sein. Zufrieden mit seinem Aufenthalt am Mittwoch war er dennoch. Vor allem in Sachen Einsatzbereitschaft hatte der Trainer der Eisbären ein stark verbessertes Team gesehen. Schonungslos spielte Berlin auf den Körper, ließ den Schanzern kaum Luft, um kontrolliert aufzubauen oder seine gefürchteten, lückenreißenden Pässe durch die neutrale Zone zu spielen. „Von ein paar Spielern muss mehr kommen. Es ist Halbfinale. Das ist nicht selbstverständlich. Wir müssen etwas härter spielen und die Zeit genießen. Unsere Starspieler müssen unsere Starspieler sein und unsere Arbeitspferde müssen arbeiten“, sagte Shedden.

    Auf einen zielte Sheddens Kritik explizit nicht: Tim Wohlgemuth. Der 21-Jährige ist weniger Arbeitspferd, sondern mehr eine Gazelle auf Schlittschuhen – und war am Mittwoch doch irgendwie eine Kreuzung aus beidem. Er war an beiden Panther-Treffern beteiligt, traf selbst schlitzohrig nach 57 Sekunden, legte später noch frecher für Reihenkollege Mirko Höfflin vor, verkörperte Ingolstadts Umschalt-Mentalität, konterte selbst Berliner Provokationen – und wanderte, was Premiere für ihn sein dürfte, sogar wegen einer Rangelei auf die Strafbank. Hätte Shedden im Entscheidungsmatch 18 dieser Wohlgemuths dabei und einen ohnehin blendend aufgelegten Michael Garteig zwischen den Pfosten, er würde unbesorgter in den Flieger nach Berlin steigen. „Es war sein bestes Spiel seit drei Monaten“, lobte der Trainer. Wohlgemuth selbst sagt: „Ich fühle mich jetzt etwas befreiter. Es ist ein neuer Antrieb da.“ Sein im Februar öffentlich gewordener Wechsel zu den Adler Mannheim hatte dem Stürmer mental durchaus zu schaffen gemacht.

    Berlins Angreifer Leo Pföderl war eigentlich schon abgeschrieben

    Entscheidend für die Eisbären war ein Akteur, den man eigentlich schon abgeschrieben hatte. Leo Pföderl sollte wegen einer Knieverletzung kein Spiel mehr in dieser Saison machen. In der Serie gegen Ingolstadt tauchte der 27-Jährige nun doch überraschend im Kader auf. Seitdem hat er zwei Tore erzielt. „Plötzlich bekamen wir die frohe Botschaft, dass seine Verletzung gar nicht so schlimm war. Er bringt eine Dynamik ins Team. Wir sind jetzt in den ersten drei Sturmreihen ausgeglichener. Mit seinem schnellen Abschluss kann er Spiele entscheiden“, sagte Eisbären-Coach Aubin über den „Wundergeheilten“.

    Ähnliches ist bei Ingolstadts Daniel Pietta nicht zu erwarten. Der Center verletzte sich in Spiel eins durch einen geblockten Schuss am rechten kleinen Finger und wird auch am Freitag (18.30 Uhr) ausfallen. Der bisher überzählige Petrus Palmu könnte hingegen sein Play-off-Debüt feiern. „Ich denke darüber nach, entscheide aber erst am Spieltag“, sagt Shedden.

    Einseitige Eiszeiten-Verteilung in der Verteidigung

    Entscheidend ist für ihn ohnehin die Eiszeiten-Verteilung in der Defensive. Vertrauen in seine jungen deutschen Defender scheint Shedden kaum zu haben. Garret Prudens Play-off-Arbeitszeit beträgt bisher keine drei Minuten: Lediglich ein langer Wechsel am Mittwoch, gezeichnet von drückend überlegenden Berlinern und verpassten Klärversuchen. Simon Schütz, wiederholt unglücklich agierend bei Gegentreffern, spielte im Schnitt bisher 4.43 Minuten. Selbst der solide Emil Quaas bekommt nur knappe elf Minuten Eiszeit.

    Im Vergleich dazu steht Spitzen-Verteidiger Mat Bodie mehr als eine halbe Stunde auf dem Eis. Auch Fabio Wagner, Ben Marshall und Morgan Ellis kommen weit über 20 Minuten. „Das macht mir schon ein wenig Sorgen“, sagte Shedden nach der verlorenen Mittwochs-Partie und begründete sein ungleiches Eiszeiten-Management dann am nächsten Tag so: „Es ist eine kurze Saison. Wir müssen spielen, um zu gewinnen. Aber bei längeren Play-off-Serien hättest du so keine Chance. Da würdest du Leute umbringen.“

    „Ich denke, sie kommen da durch. Die sind alle topfit und top erfahren. Es sind noch maximal vier Spiele. Das hält jeder durch“, sagt Wohlgemuth über seine Hintermänner.

    Noch drei Siege bis zum Gewinn der Meisterschaft

    Noch ein Sieg für das Finale, noch drei für den Gewinn der deutschen Meisterschaft. Für den ERCI geht es in Berlin um alles. „Wir können schon jetzt extrem zufrieden sein. Das Jahr war, wie überall, extrem hart und die ganze Saison irgendwie blöd. Aber wir haben bisher überragende Play-offs gespielt. Da müssen wir weitermachen. Wir haben noch immer Riesenhunger auf mehr“, beschreibt Wohlgemuth die Gefühlslage vor der Rückkehr in die Hauptstadt.

    „Wir brauchen jetzt diese Ein-Spiel-Mentalität und eine perfekte Auswärtspartie. Alles kann passieren“, sagt Doug Shedden. Seinen Geburtstag hat er zur Hälfte am Arbeitsplatz in der Saturn-Arena verbracht. Von den Vereinsmitarbeitern gab es ein neongelbes Trikot mit der Nummer „60“. Vom Team einen Weinkorb. „Vielleicht werde ich am Nachmittag ein Gläschen trinken und grillen“, sagt er. „Aber am Schönsten wäre es natürlich, wenn ich meinen Geburtstag mit einem Trip ins Finale in Erinnerung behalten würde.“ Und um das zu feiern, gibt es wahrlich schlechtere Orte als Berlin.

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