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ERC Ingolstadt: Auf der Hut

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Auf der Hut

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    Voll fokussiert: Marco Eisenhut durfte in den vergangenen beiden Partien das Tor des ERC Ingolstadt hüten. Ob er auch heute gegen Bremerhaven spielt, wollte Panther-Coach Tommy Samuelsson noch nicht verraten.
    Voll fokussiert: Marco Eisenhut durfte in den vergangenen beiden Partien das Tor des ERC Ingolstadt hüten. Ob er auch heute gegen Bremerhaven spielt, wollte Panther-Coach Tommy Samuelsson noch nicht verraten. Foto: Xaver Habermeier

    Wahrscheinlich war Tommy Samuelsson, Trainer des ERC Ingolstadt, am Montagabend noch so im Siegesrausch, dass er da etwas gehörig durcheinanderbrachte, als er das Wort „Lehrgeld“ in den Mund nahm. Ein fabulöses 7:1 seiner Mannschaft hatte er soeben gesehen. Eine Demütigung des Tabellennachbarn aus Berlin. Und: einen 22-jährigen Jüngling, der hinten den Kasten hütete, als habe er von Montreal bis Moskau schon alle Eisflächen dieser Welt bespielt.

    Nun war Ingolstadts etatmäßiger Ersatztorwart Marco Eisenhut nie in Kanada oder Russland im Einsatz. Sein Wirkungsradius beschränkte sich meist auf bayerische Provinzstädte wie Kaufbeuren, Bayreuth und Landshut. Genau da aber kommen Samuelsson und sein semantischer Versprecher ins Spiel. „Das ist ein Lehrgeld, das man für seine Routine und Erfahrung braucht“, sagte der Schwede wörtlich.

    Mal abgesehen davon, dass Lehrgeld nur zahlt, wer aus explizit schlechten Erfahrungen lernt, hat Samuelsson Recht: Routine hat Eisenhut am vergangenen Wochenende reichlich aufgesogen. Er ist, so sagt es sein Coach selbst, einem Test unterzogen worden: zwei Einsätze, gegen Berlin und beim 5:2-Sieg in Augsburg, in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in nur drei Tagen – ein Novum für den gebürtigen Deggendorfer. Am Ende muss man sagen: Prüfung mit Bravour bestanden. Von 84 Schüssen hielt Eisenhut in den beiden Begegnungen satte 81.

    Es ist eine Cinderella-Story, wie sie im Buche steht: Eisenhut, der ewige Bankwärmer, der Enttäuschte, der Abgeschobene. Der, dem man immer wieder Hoffnungen auf Einsatzzeit machte, um ihm am Ende doch den Außenplatz der Ersatzbank zuzuweisen und lediglich bei den zweit- oder drittklassigen Kooperationspartnern Spielpraxis sammeln zu lassen. Er steht plötzlich im Fokus, wird von den Fans gefeiert und von Samuelsson als echte Alternative zum zuweilen etwas unkonzentriert wirkenden Stammtorwart Timo Pielmeier angesehen.

    „Das Vertrauen des Trainers ist für mich fast ein ungewohntes Gefühl“, gesteht Eisenhut und fasst damit seine bisher enttäuschende Zeit beim ERCI zusammen. Er hat in Ingolstadt viele Trainer und damit viele leere Versprechungen erlebt.

    Seine Geschichte voller Tiefpunkte beginnt so: Im Sommer 2014 holt Sportdirektor Jiri Ehrenberger Eisenhut als klare Nummer Zwei von Landshut an die Donau. Die Panther haben gerade die deutsche Meisterschaft gewonnen, Timo Pielmeier sensationelle Play-offs gespielt. Eisenhut soll von ihm lernen, in seinem Schatten langsam zu DEL-Format reifen. Anstatt Vertrauen bekommt er vom damaligen Trainer Larry Huras meist sporadische Einsatzminuten in aussichtslos verlorenen Partien. Eisenhut ist verunsichert, hält mäßig, kann seine wenigen Chancen nicht nutzen. Unvergessen ein Gegentreffer im Play-off-Viertelfinale gegen Iserlohn, als Eisenhut vier Sekunden nach seiner Einwechslung ein Gegentor von der Mittellinie schlucken musste.

    Neue Saison, neuer Coach, altes Spiel: In der kurzen Amtszeit von Manny Viveiros wartet Eisenhut einen Monat auf seine erste Bewährungsprobe. Dann: Mannheim, 20. Oktober 2015, 6:25 Minuten gespielt, da reißt sein Syndesmoseband. Zwei Monate zuschauen – von der Tribüne. Auch Kurt Kleinendorst, der Viveiros beerbte, setzt aufgrund der prekären Tabellenlage ausschließlich auf den erfahreneren Pielmeier. „Ein Seuchenjahr“, sagt Eisenhut. Die erschreckende Bilanz seiner ersten beiden DEL-Saisons: eine Partie in voller Länge, sieben Kurzeinsätze. In der aktuellen Spielzeit nun sammelte Eisenhut mehr Einsatzminuten als in den vorigen beiden Jahren zusammen (vier ganze Spiele, zwei Kurzeinsätze).

    „Marco hat das verdient“, meint Samuelsson. Und Eisenhut antwortet mit Schwiegersohngrinsen: „Ich freue mich, dass ich das Vertrauen mit guten Leistungen zurückzahlen kann.“ Ob er auch im Heimspiel gegen Bremerhaven (19:30 Uhr) das Tor hüten darf, will Samuelsson nicht verraten. Eines aber ist sicher: Die Gemengelage im Panthertor hat sich verändert. Eisenhut lauert auf seine Einsätze – und hat zum ersten Mal eine echte Chance.

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