Der Deutsche Eishockeybund hat rund zweieinhalb Monate benötigt, um die Fragen unserer Redaktion an den neuen DEB-Präsidenten Peter Merten zu beantworten. Der hatte im Sommer das Amt von Franz Reindl übernommen, der nach verbandsinternen Streitereien nicht mehr angetreten war. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts der Untreue gegen Reindl.
Der neue Präsident will die Eishockey-Familie wieder zusammenführen
Nachfolger Merten lässt schriftlich mitteilen, wie er sich die Zukunft des DEB vorstellt. „Sportlich wollen wir die Männer in der Weltspitze weiter voranbringen und die Frauen-Nationalmannschaft in der Spitzengruppe halten. Bei beiden Teams streben wir die Olympiaqualifikation 2026 an.“ Organisatorisch wolle man eine neue, moderne Führungsstruktur im DEB etablieren sowie effiziente Abläufe und Prozesse in der Geschäftsstelle implementieren. „Daneben wollen wir als neues Präsidium die Deutsche Eishockey-Familie wieder näher zusammenzuführen.“
Über allem aber schwebt die Bewerbung für die WM 2027 beim Weltverband IIHF. Diese ist mit Blick auf die chronisch klamme Kasse des DEB fast schon überlebenswichtig. Merten ist optimistisch, dass Deutschland 2027 wieder Gastgeber des Turniers sein wird. „Ich bin sicher, dass wir mit unserer zentralen geografischen Lage in Europa, unseren hochmodernen Eishockey-Arenen und unseren großartigen Eishockey-Fans nicht nur für die IIHF eine gute und sichere Wahl für die Austragung der Eishockey Weltmeisterschaft 2027 sein werden. Deshalb stellen wir uns mit Zuversicht im Mai 2023 einem fairen und transparenten Wettbewerb mit Norwegen und Kasachstan um die Ausrichtung der 2027 IIHF Eishockey Weltmeisterschaft.“
Anonymes Schreiben enthält offenbar Vorwürfe gegen den Sportdirektor
Bis 10. Januar müssen die Bewerbungsunterlagen bei der IIHF eingegangen sein. Da passt es eher nicht ins Bild, dass hinter den Kulissen des DEB erneut Ärger droht. Wie schon in anderen Verbänden kursiert nun offenbar auch innerhalb des DEB ein anonymer Brief. Er enthält nach Informationen unserer Redaktion Vorwürfe gegen den Sportdirektor Christian Künast. Dem Vernehmen nach war der Brief an Merten persönlich adressiert. Auf Anfrage äußerte sich der DEB am Donnerstag nicht zu dem Brief.
Mit Blick auf die Strukturen des DEB bekommen nun allerdings die Gerüchte rund um den Abschied von Bundestrainer Toni Söderholm neues Futter. Söderholm hatte mit Künast eng zusammenarbeiten müssen und sich Mitte November überraschend aus seinem laufenden Vertrag in Richtung Bern verabschiedet. Schon damals war gemunkelt worden, dass es erhebliche Dissonanzen zwischen den beiden Führungskräften gegeben habe. Mancher interpretierte Söderholms Abgang gar als Flucht. Gut möglich, dass sich in dem Brief Antworten auf einige offene Fragen finden lassen.