Seit zehn Jahren hat es in der Deutschen Eishockey Liga keinen Meister mehr gegeben, der nicht EHC Red Bull München, Adler Mannheim oder Eisbären Berlin hieß. Die am Donnerstag startende 30. Spielzeit könnte nach Ansicht einiger Club-Verantwortlicher mit einem anderen Champion enden.
Besonders hoch im Kurs stehen demnach die Kölner Haie. "Es gibt sicher mehrere Favoriten, aber ich sage Köln, weil es mal an der Zeit ist für einen anderen Titelträger als Berlin, Mannheim oder München", sagte Franz-David Fritzmeier, der Sportdirektor der Löwen Frankfurt, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Selbst der Titelverteidiger aus München, der mit dem früheren Bundestrainer Toni Söderholm (45) als Nachfolger des Erfolgsgaranten Don Jackson (67) den fünften Titel binnen acht Jahren anstrebt, hat die Haie auf der Liste. "Die Kölner Haie sind für mich der Geheimfavorit, weil sie in dem Sommer sehr gute Transfers getätigt haben und sich in der letzten Saison auch weiterentwickelt haben", sagte Red-Bull-Sportdirektor Christian Winkler, der sein Team indes am Ende wieder ganz oben sieht: "Wir werden deutscher Meister, weil wir uns gut verstärkt haben."
EHC Red Bull München gilt als Top-Favorit
So klar wie Winkler spricht sonst kaum einer in der Liga über die mögliche Titelverteidigung der dank der österreichischen Brause-Millionen finanzstarken Bayern, die dennoch als größter Favorit ins Titelrennen gehen. Sechs von 14 Trainern oder Sportdirektoren nennen den EHC in der dpa-Umfrage als größten Titelkandidaten. Dahinter rangieren mit fünf Nennungen die Adler Mannheim, die dank SAP über den höchsten Etat der Liga verfügen sollen und im zweimaligen Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl (31) einen neuen Starspieler in die Liga geholt haben. "Sie haben sich gut verstärkt, sehr viel Qualität im Kader und werden sicher erfolgshungrig sein", sagte Augsburgs neuer Coach Christof Kreutzer angesichts der bislang letzten Adler-Meisterschaft, die schon vier Jahre zurückliegt.
Doch schon unmittelbar dahinter vereinen die Haie, die vor 21 Jahren ihre achte und bislang letzte Meisterschaft holten, vier Nennungen auf sich. Selbst der Erzrivale aus Düsseldorf hat die Kölner mit auf der Rechnung. Und Straubings Coach Tom Pokel begründet: "Die Haie haben ihren Kader in der Abwehr sowie im Sturm sehr gut verstärkt – unter anderem mit deutschen Talenten wie Tim Wohlgemuth und Justin Schütz oder auch Frederik Storm als Importspieler."
Haie-Coach Uwe Krupp gibt sich dagegen defensiv und prognostiziert konservativ: "Für mich sind die Titelfavoriten München, Mannheim und Berlin. Das sind die Mannschaften, die jedes Jahr das größte Investment in ihre Mannschaft machen, und diese Konstanz im Prozess spiegelt sich in der Tabelle wider. Dahinter reihen sich Wolfsburg und Ingolstadt ein, an diesen Standorten wird Kontinuität ebenfalls großgeschrieben."
Während einige Clubvertreter mehrere Teams nannten, wollen sich vier Trainer nicht festlegen. Einer davon ist Serge Aubin von den Eisbären Berlin, der nach einer enttäuschenden Saison ohne Playoff-Teilnahme wieder angreifen will. "Für mich gibt es keinen klaren Favoriten auf den Titel. Die DEL ist sehr ausgeglichen", sagte der Meistercoach von 2021 und 2022.
(Von Carsten Lappe, dpa)