Im Winter steht Daniela Wiedemann jeden Samstag und Sonntag im Curt-Frenzel-Stadion. Unzählige Stunden investiert die hauptberufliche Erzieherin in den Eishockey-Nachwuchs des Augsburger EV. Gemeinsam mit ihrem über 20-köpfigen Team kümmert sich die 36-Jährige um die ganz Kleinen im Alter von vier bis sieben Jahren. Wiedemann ist bereits seit zehn Jahren Chefin der Laufschule, begleitet die Kinder seitdem bei ihren ersten Schritten auf dem Eis, zeigt ihnen, wie man vorwärts, rückwärts oder Kurven läuft, und führt sie langsam an Schläger und Puck heran. Durch ihren unermüdlichen Einsatz kommen mittlerweile über 100 Jungen und Mädchen zu den 60- bis 75-minütigen Trainingseinheiten. Deutschlandweit ist die Augsburger Laufschule damit Vorreiter.
Dafür erhielt sie nun die Auszeichnung "Nachwuchstrainerin des Jahres" der deutschen Eishockeyliga (DEL). "Ich habe das am Anfang gar nicht geglaubt. Das ist eine Riesen-Ehre für mich und das ganze Team der Laufschule. Das zeigt, wie gut unsere Arbeit ankommt", sagt Wiedemann. Die Kinder kommen größtenteils aus Augsburg, aber teils auch von weiter her, etwa aus Landsberg oder Donauwörth. Ein Großteil der deutschen Eishockeyvereine habe weitaus weniger Zulauf als der AEV. Während der Corona-Pandemie gründete Wiedemann deshalb ein Netzwerk. In Online-Sitzungen tauschen sich Laufschulen aus ganz Deutschland alle zwei Monate über Ideen, Erfolgsrezepte und Probleme aus.
Auch Profis der Augsburger Panther helfen in der Laufschule mit
Ligabetrieb gibt es für die Laufschüler noch nicht. Der Fokus liege vielmehr auf dem spielerischen Erlernen der Sportart. Geübt wird mit Bällen, Tüchern und Figuren – aber auch mit Schläger und Puck. "Das ist schließlich das große Ziel der Kinder", sagt Wiedemann. Zudem fährt die ausgebildete Eishockey-Trainerin mit ihren Schützlingen auf kleinere Turniere, bei denen die Eishockeystars von morgen erste spielerische Erfahrungen sammeln. Bei den Trainings sind auch immer wieder Profis der Panther mit auf dem Eis. "Das motiviert die Kinder enorm, da ist es auch egal, wer dabei ist, solange er ein Panther-Trikot anhat." Hinzu kommt das professionelle Umfeld. Der Nachwuchs trainiert, wie die Profis auch, im Curt-Frenzel-Stadion.
Ein Wermutstropfen ist allerdings das Verhältnis von Jungen zu Mädchen. "Von 115 Kindern sind leider nur 15 Mädchen. Die haben aber gute Chancen, es weit zu schaffen, da es für sie weniger Konkurrenz gibt", erklärt Wiedemann, die früher selbst als Verteidigerin für den EHC Königsbrunn auflief. In der Laufschule kommt es der Erzieherin zugute, dass sie auch hauptberuflich mit Kindern arbeitet - in einem Kindergarten in Leitershofen. "Das ist mein tägliches Geschäft. Ich weiß, wie ich ihnen die Angst vor dem Eis nehmen und sie motivieren kann", sagt Wiedemann. Und gerade für Mädchen sei es oftmals leichter, Vertrauen zu einer Trainerin aufzubauen.
Florian und Moritz Elias lernten bei Daniela Wiedemann das Schlittschuhlaufen
In der Regel verlassen die Kinder die Laufschule nach drei Jahren und steigen in der U9 in die erste richtige Eishockeymannschaft ein. Wiedemann erfülle es mit Stolz, die Wege ihrer ehemaligen Laufschüler weiterzuverfolgen. Einige haben es bereits bis zum Profi geschafft. Etwa die Brüder Florian (20, Schwenninger Wild Wings) und Moritz Elias (19, Adler Mannheim/Heilbronner Falken), die mittlerweile beide in der DEL beziehungsweise DEL2 auflaufen.
Für die Kinder in der Laufschule ist nun vorübergehend Pause auf dem Eis. Am vergangenen Wochenende wurde das Eis abgetaut. Los geht es erst wieder im August. In der Zwischenzeit treffen sich die Laufschüler einmal pro Woche für ein Alternativprogramm. "Uns ist wichtig, dass die Kinder auch abseits vom Eis Spaß an Sport haben", sagt Wiedemann.
Für die Nachwuchstrainerin des Jahres steht im Sommer zudem noch ein persönliches Highlight an. Da sie bei den DEL-Awards beruflich verhindert war, erhält sie ihre Auszeichnung im Rahmen eines Nachwuchs-Camps in Bietigheim. "Darauf freue ich mich schon sehr."