Die Augsburger Panther melden einen spektakulären Neuzugang. Dennis Endras wechselt von Mannheim zu den Augsburger Panthern. Der 36-Jährige nennt die Gründe, die ihn zur Vertragsauflösung in Mannheim bewogen haben, und was er mit Augsburg erreichen will.
Sie haben zehn Jahre in Mannheim gespielt und besaßen einen gültigen Vertrag mit den Adlern für die kommende Saison. Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Vertrag dort aufzulösen und nach Augsburg zurückzukehren?
Dennis Endras: Das war ursprünglich nicht so geplant. Ich habe ja erst im vergangenen Sommer meinen Vertrag verlängert. Dann hatte ich vor einiger Zeit ein sehr gutes Gespräch mit Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl. Seitdem habe ich mir viele Gedanken gemacht, was der nächste richtige und sinnvolle Schritt für mich ist. Das hat mir einen Ruck gegeben, hat neues Feuer in mir entfacht. Ich will noch einmal voll angreifen, noch einmal in meiner Karriere für den AEV spielen.
Sie haben in der abgelaufenen Saison 21 Partien für die Adler Mannheim absolviert, ansonsten spielte meist Felix Brückmann. War es ein Wunsch, wieder öfter zum Einsatz zu kommen?
Endras: In den vergangenen vier Jahren unter Cheftrainer Pavel Gross habe ich mich immer abgewechselt mit einem anderen Torwart. Damit hatte ich kein Problem. Mit Mannheim spielt man ja fast immer Play-offs und international. Zu Beginn der abgelaufenen Saison war ich verletzt und als ich zurück war, wurde wieder abgewechselt. Von daher war das alles fair abgesprochen. Ich gehe nicht im Groll. Aber klar ist auch, dass man als Sportler immer spielen will.
Sie haben im Jahr 2004/2005 Ihre DEL-Premiere bei den Augsburger Panthern gefeiert. Sie führten als zentrale Figur das Team zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte mit der Vizemeisterschaft im Jahr 2010. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Klub und der Stadt?
Endras: Ich sehe Augsburg, auch wenn es so nicht stimmt, als meinen Heimatverein. Das Eishockeyspielen habe ich ja in Sonthofen erlernt. Aber seit meinem 18. Lebensjahr bin ich in Kontakt mit den Panthern und habe einige Spielzeiten in der Stadt absolviert. Ich hatte immer eine gute Zeit hier. Und eines wurmt mich bis heute: Die Niederlage im Play-off-Finale von 2010 gegen die Hannover Scorpions mit Hans Zach. Das bekomme ich aus meinem Kopf und meinem Körper nicht heraus. Das tut immer noch weh. Das heißt jetzt nicht, dass ich wieder eine Vizemeisterschaft versprechen will oder kann. Auf jeden Fall will ich noch einmal voll angreifen. Ich brenne für die Herausforderung, wieder als Nummer eins für die Augsburger Panther zu spielen. Unsere Familie hat zudem ein Haus in Neusäß bei Augsburg. Da freuen wir uns als Familie darauf, dort wohnen zu können. Ich habe eine lange gemeinsame Geschichte mit Augsburg, meine Frau kommt aus der Stadt ebenso wie viele Freunde. Für mich ist es wie eine Heimkehr. Ich freue mich, wieder das Panther-Trikot tragen zu dürfen.
Hatten Sie bereits Kontakt mit dem neuen Panther-Coach Peter Russell?
Endras: Noch nicht. Aber ich freue mich auf ihn, er wird für frischen Wind in Augsburg sorgen. Ich denke, er ist ein Trainertyp, der ordentlich aufs Gas steigen wird. Er brennt genauso auf die neue Herausforderung wie ich.
In Mannheim sind Sie bei einer Topmannschaft im Tor gestanden. Macht es einen Unterschied, wenn man nun wieder für ein Team aus dem Mittelfeld im Kasten steht?
Endras: Das wird sich zeigen. Aber erstens hatte ich auch in Mannheim Partien, in denen ich stark mit Schüssen eingedeckt worden bin. Zweitens habe ich vollstes Vertrauen zum neuen Trainer und den Jungs, die vor mir stehen werden. Ich möchte einfach Teil des Ganzen werden, und dann sehen wir, wie weit die Reise geht.
Zehn Jahre bei einem Klub sind inzwischen keine Selbstverständlichkeit mehr. Wie blicken Sie auf die Zeit in Mannheim zurück?
Endras: Wie Sie es sagen: Zehn Jahre für nur einen Verein zu spielen, ist extrem lang in diesem schnelllebigen Geschäft. Ich bin extrem dankbar für alles, was ich mit den Adlern erlebt habe. Mein größter Traum war es, Deutscher Meister zu werden, was mir zwei Mal, 2015 und 2019, gelungen ist. Mannheim wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Sportlich war es sehr erfolgreich. Zudem ist mein Sohn Ian hier geboren. In zehn Jahren lernt man auch Menschen kennen, die mit Eishockey nichts zu tun haben. Die Verbundenheit bleibt. Aber es war mir auch klar, dass der Tag kommt, an dem man seine Sachen packt. Mit der Chance, für Augsburg zu spielen, haben wir als Familie gefühlt, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Wechsel zu vollziehen.
Hat Ihr Abgang auch damit zu tun, dass Sie in den Play-offs nicht gespielt haben?
Endras: Null. Ich habe gelesen, dass geschrieben wurde: Endras ist beleidigt, weil er nicht zum Zug kommt. Nein, es ist mir wichtig zu betonen, dass andere Gründe zum Wechsel geführt haben. Ich hatte schon Wochen vor den Play-offs um die Vertragsauflösung gebeten. Die Gespräche liefen schon vorher.
Mit zwei Olympia-Teilnahmen, sechs Weltmeisterschaften und 95 Länderspiele zählen Sie zu den großen deutschen Torhütern. Mit 36 Jahren stehen Sie im Herbst Ihrer Karriere. Wie sehen Sie Ihre Rolle in Augsburg?
Endras: Ich möchte voll angreifen mit der Mannschaft. Ich denke nicht daran, so wie irgendwo geschrieben stand, dass ich meine Karriere in Augsburg ausklingen lassen will. Ich bin topfit, mache sehr viel für meinen Körper, für meinen Sport und lebe entsprechend. Alter hin oder her: Cristiano Ronaldo ist, wie ich auch bald, 37 Jahre alt und schießt alles in Grund und Boden.
Wie sehen Ihre Pläne für den Sommer aus, organisieren Sie wieder eine Torwart-Schule?
Endras: Nein, eine eigene Torwartschule mache ich nicht mehr. Meine Frau, mein knapp zweijähriger Sohn Ian und ich ziehen demnächst nach Augsburg um. Im Sommer helfe ich bei einer Eishockeyschule von Peter Flache (spielte von 2010 bis 2013 für die Panther, Anm. d. Red.) in Oberstdorf mit und kümmere mich dort um die Torhüter. Ansonsten wird für die neue Saison beim AEV trainiert.