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Augsburger Panther: Pantherchef Lothar Sigl: "Wir pokern auf hohem Niveau"

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Pantherchef Lothar Sigl: "Wir pokern auf hohem Niveau"

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    Torbeschwörung vor dem Eröffnungsbully: Einige Pantherspiele im Dezember wurden verlegt und finden nun im neuen Jahr statt. Hauptgesellschafter Lothar Sigl erklärt im Interview die Hintergründe.
    Torbeschwörung vor dem Eröffnungsbully: Einige Pantherspiele im Dezember wurden verlegt und finden nun im neuen Jahr statt. Hauptgesellschafter Lothar Sigl erklärt im Interview die Hintergründe. Foto: Siegfried Kerpf

    In Bayern sind vorerst bis 15. Dezember keine Zuschauer bei sportlichen Großveranstaltungen zugelassen. Was sind die Folgen der Geisterspiele für die Augsburger Panther?

    Lothar Sigl: Wie lange die Phase dauert, ist nicht absehbar, zumindest der komplette Dezember scheint betroffen zu sein. Wir ergreifen deshalb Maßnahmen, die den wirtschaftlichen und möglicherweise auch sportlichen Schaden so klein wie möglich halten sollen. Welche Auswirkungen es final haben wird, kann ich noch nicht abschätzen.

    Wie hoch ist der finanzielle Verlust, der den Panthern durch Geisterspiele entsteht?

    Sigl: Bislang hatten wir ein Spiel ohne Fans gegen Köln. Der Verlust lässt sich erst am Saisonende genau beziffern, wenn wir wissen, wie viele Geisterspiele wir hatten. Wir sind im Moment dabei, so viele Spiele wie möglich zu tauschen oder zu verlegen. Aber dieses Vorgehen hat zwei Seiten, denn auch die sportliche Komponente kommt hinzu. An diesem Wochenende sind wir spielfrei. Wir konnten jetzt auch das Heimspiel gegen Iserlohn kommenden Mittwoch, das eigentlich schon ein Nachholtermin war, in den Januar verschieben. Das alles geschieht in der Hoffnung, das irgendwann, möglichst zeitnah, wieder Zuschauer zugelassen sind. Für das Kalenderjahr 2021 ist meine Hoffnung, wie bereits skizziert, nicht sehr groß. Trotzdem kämpfen wir in der Endabrechnung um jeden Fan und versuchen, den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten. Jedes Geisterspiel ist ein Geisterspiel zu viel.

    Finanzieller Schaden durch Geisterspiele: Nicht mehr viel Spielraum für den AEV

    Wie viel Spielraum gibt es noch für Verlegungen?

    Sigl: Nicht mehr so viel. Wir haben einen Rahmenplan. Die Olympiapause muss überwiegend frei bleiben und im April beginnen die Playoffs. Außerdem benötigen alle Klubs noch Termine für eventuelle Spielverlegungen wegen Corona-Ausbrüchen. Wir pokern hier auf hohem Niveau. Viele Spiele haben wir im neuen Jahr sowieso, das wird sich ballen. Es könnte sein, dass wir in einer Phase, in der Zuschauer wieder zugelassen sind, viele Heimspiele haben. Das kann zum Vorteil werden. Ändert sich an der Zuschauersituation nichts, kann es zum Nachteil werden. Dann hat man wirtschaftlich nicht gewonnen und vielleicht sportlich das Problem, dass man viele Spiele bestreiten muss. Wir werden erst am Saisonende wissen, ob wir richtig oder falsch entschieden haben. Trotzdem ist es unsere Verantwortung gegenüber Spielern, Fans und Partnern, nichts unversucht zu lassen.

    Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl kämpft darum, die finanziellen Einbußen so klein wie möglich zu halten.
    Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl kämpft darum, die finanziellen Einbußen so klein wie möglich zu halten.

    Gibt es Signale aus der Politik, wie lange die Einschränkungen für den Profisport gelten sollen?

    Sigl: Ministerpräsident Söder hat Anfang September zu Protokoll gegeben, dass es keine Geisterspiele mehr geben wird. Jetzt haben wir sie dennoch wieder. Insofern sind wir gut beraten, die weiteren Entwicklungen abzuwarten, das ist aktuell zu undurchsichtig. Außerdem geht es ja gesamtgesellschaftlich nicht darum, ob die Panther oder der FC Augsburg Eishockey oder Fußball vor Publikum spielen wollen, sondern wie hoch die Hospitalisierungsraten sind. Wir müssen uns selbstverständlich dem Schutz der Bevölkerung unterordnen.

    Augsburger Panther stehen im Vergleich zu anderen DEL-Klubs gut da

    Können die Panther die restliche Saison mit Geisterspielen finanziell überstehen oder wären, wie in der abgelaufenen Spielzeit, staatliche Hilfen notwendig, um das Überleben der Eishockey GmbH zu sichern?

    Sigl: Es wurde in den Raum gestellt, dass den Klubs, in welcher Form auch immer, wieder geholfen werden soll. Aber noch ist nichts konkret. Es wird gewiss schwer, aber ich denke, dass wir es mit einem Kraftakt wieder schaffen. Zu einem gewissen Grad hängen die Personalkosten für unsere Profimannschaft auch an den Zuschauereinnahmen. Das ist einer der Gründe für Spielverlegungen. Wir wollen unseren Spielern die Möglichkeit geben, ihre Verträge möglichst zu einhundert Prozent erfüllt zu bekommen. Für uns war es unheimlich ermutigend, wie groß der Zuschauerzuspruch in der bisherigen Saison bei uns war. Im Vergleich zu anderen DEL-Standorten stehen wir gut da. Wir haben die Hoffnung, dass nach der Wiederzulassung von Zuschauern, auch unsere Anhänger wieder kommen.

    Im Grunde müssten sie nach einem Geisterspiel jedem der rund 3000 Dauerkartenkunden anteilig Eintrittsgeld erstatten. Wie handhaben Sie das in der Praxis?

    Sigl: Dieser Thematik sind wir uns natürlich bewusst und werden uns an unsere Zuschauer wenden, sobald ersichtlich ist, wie viele Geisterspiele es tatsächlich werden mussten. In der vergangenen Saison konnten wir die Dauerkarte in die jetzt laufende Saison übertragen. Wir prüfen ständig verschiedene Modelle, wie die Ausfälle kompensiert werden können. Es gab DEL-Klubs, die die Dauerkarte nicht in die nächste Saison geschoben haben, sondern der Kunde hat das Geld dem Klub ersatzlos überlassen. Dort konnten die Klubs die Dauerkartenumsätze zur aktuellen Saison zu einhundert Prozent erneut erlösen. Das gab es bei uns nicht, auch keine Bettelaktionen. Bei uns hat kein Zuschauer etwas eingebüßt und so wollen wir das wieder machen.

    Zeigen die AEV-Fans bisher Verständnis für das Vorgehen des Klubs?

    Sigl: Das ist mein Eindruck aus vielen persönlichen Gesprächen. Wir erhalten viel Zuspruch. Alle können die Situation gut einordnen und wissen, dass wir nicht freiwillig vor leeren Rängen spielen. Das ist keine Situation, die das Eishockey oder unsere Liga verursacht haben.

    Geisterspiele sind in Arbeitsverträgen der AEV-Profis berücksichtigt

    Haben alle Profis in dieser Saison Klauseln über einen möglichen Gehaltsverzicht bei Geisterspielen in ihren Verträgen?

    Sigl: Es gibt keine Situation wie im letzten Jahr, dass von der Liga während der spielfreien Zeit Eingriffe in die Verträge gemacht wurden. Das war vom Timing ganz anders. Aber wir, und übrigens auch viele andere Klubs, haben die Hausaufgaben gemacht und in den neuen Arbeitsverträgen Geisterspiele berücksichtigt. Unsere Personalkosten orientieren sich deshalb auch teilweise an der Anzahl der Zuschauer.

    Wie beurteilen Sie die sportliche Situation mit Platz 13 nach 23 von geplanten 56 Spielen?

    Sigl: Der Platz macht mich nicht nervös, aber wir müssen stabiler werden. Man muss auch bedenken, dass wir weniger Spiele als die meisten Konkurrenten haben und das wird noch extremer werden. Ich habe mir mehr erhofft, aber ich hatte auch auf dem Schirm, dass es Geisterspiele und Verlegungen geben könnte. Auswärts haben wir jetzt in Düsseldorf endlich mal wieder mit 4:3 gewonnen. Insgesamt müssen wir auswärts jedoch besser auftreten. Wir hatten auch ein paar Verletzungen von Schlüsselspielern zu verdauen. Wir müssen die Zeit jetzt nutzen, um uns auf eine anstrengende Phase spätestens ab Januar vorzubereiten. Da wird es höchstens in der Olympiapause ein paar freie Tage geben.

    Sie wollten nach Ihren Worten nicht ins „Abstiegsgemetzel“ geraten und stecken jetzt doch mitten drin...

    Sigl: Ja, aber da stecken viele Mannschaften drin. Die Abstände in der unteren Tabellenhälfte sind in dem Bereich gering. Dazu kommt die Verzerrung des Tabellenbildes durch die vielen Neuansetzungen von Spielen.

    Zwischenbilanz der Augsburger Panther: AEV-Trainer arbeiten "sehr akribisch"

    Wie beurteilen Sie die Arbeit des neuen Trainergespanns Mark Pederson und Pierre Beaulieu?

    Sigl: Positiv. Ich höre aus dem Mannschaftsumfeld und allem, was bei mir ankommt, dass sie sehr akribisch arbeiten. In der Mannschaft herrscht gute Kommunikation und es wird auf hohem Niveau trainiert. Bislang gibt es keine Holprigkeiten. Ein paar Punkte mehr wären schön.

    Was ist dran an den Gerüchten, dass die DEL auch in dieser Saison den Abstieg wegen all der Corona-Widrigkeiten wie im Vorjahr noch einmal aussetzen könnte?

    Sigl: Dazu kann ich nichts sagen. Es gibt einen Vertrag mit der DEL2, der ist gültig. Da wird öffentlich nicht diskutiert. Wenn sich die Situation dramatisch verschlechtert, dann wird man vielleicht überlegen müssen. Corona trifft die DEL2 mit Ausbrüchen und Spielverlegungen bis jetzt ebenfalls.

    Wie beurteilen Sie als DEL-Aufsichtsrat die Stimmung in der Liga?

    Sigl: Speziell die bayerischen Klubs versuchen aus der Not heraus Heimspiele jetzt zu vermeiden. Die Spielverlegungen sind deshalb das große Thema. Aber die Verlegerei wird bald einvernehmlich beendet, weil irgendwann die Termine ausgehen. Es gibt keinen Neid auf die Klubs, die noch Zuschauer ins Stadion lassen dürfen. Das ist Unsinn. Jeder muss seine Situation selbst meistern.

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