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Augsburger Panther: Panther-Trainer Peter Russell: "Ich wollte nie Trainer werden"

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Panther-Trainer Peter Russell: "Ich wollte nie Trainer werden"

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    Der neue Panther-Trainer Peter 
Russell legt großen Wert auf die Kommunikation mit seiner Mannschaft.
    Der neue Panther-Trainer Peter Russell legt großen Wert auf die Kommunikation mit seiner Mannschaft. Foto: Ulrich Wagner

    Als was für eine Art Trainer würden Sie sich selbst beschreiben?

    Peter Russell: Ich arbeite hart, achte auf die kleinen Details. Die Spieler müssen manchmal an die kleinen Dinge erinnert werden.

    Was sind das für kleine Dinge?

    Russell: Wir wollen eine bestimmte Identität haben. Wir wollen schnell und aggressiv spielen. Dafür erwarte ich eben viele kleine Dinge, die die Spieler machen müssen. Die richtigen Abstände, die richtige Position auf dem Eis. Ich mag es, an diesen Details zu arbeiten.

    Auf was achten sie darüber hinaus als Trainer?

    Russell: Ich bin fair. Ich halte mich meistens für umgänglich, kann aber schnell umschalten, wenn es nötig ist.

    Ist Ihr Verhältnis zu den Spielern freundschaftlich oder eher distanziert?

    Russell: Ich würde mich nicht als Freund der Spieler bezeichnen. Aber man baut auf jeden Fall eine Beziehung auf. Die Zeiten der Diktaturen sind vorbei. Du musst Menschlichkeit zeigen. Wir sind alle Menschen. Gleichzeitig muss man aber auch zeigen, wer die Richtung vorgibt. Sonst kann so eine Gruppe nicht funktionieren.

    Ist es in Ihrer Funktion wichtiger, ein guter Trainingswissenschaftler oder ein guter Psychologe zu sein?

    Russell: Unser Athletiktrainer Simon hält die Spieler in Form. Für mich ist es wichtig, Beziehungen zu den Spielern aufzubauen und den Überblick zu behalten …

    … und dafür zu sorgen, dass alle glücklich sind?

    Russell: Das ist nicht möglich. Ich versuche, allen das Gefühl zu vermitteln, dass sie einen Platz im Team haben. Jeder muss sich dort einbringen. Nur so kann es funktionieren.

    Hört sich schwierig an.

    Russell: Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um den Trainer-Job machen zu wollen. Viele versuchen es, aber es ist nicht einfach. Ich wollte eigentlich nie Trainer werden, aber dann ist es einfach passiert. Ich habe ein paar Sachen ganz gut gemacht und bin auch als Trainer gewachsen. Für mich ist das Wichtigste, dass ein Team eine Identität hat. Dass man weiß, wie man spielen will.

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    Ist es also das Wichtigste, die Mannschaft gut und nach den eigenen Vorstellungen zusammenzustellen?

    Russell: Ja. Und es ist schwierig, die richtigen Spieler auch zu bekommen. Es ist auch dieses Jahr nicht einfacher geworden, obwohl das viele dachten mit Blick auf Russland und die KHL. Alle dachten, dass von dort jede Menge Spieler kommen. Aber das ist nicht passiert. Wir sind glücklich mit den Jungs, die wir dazubekommen haben und wir haben auch sehr gute Jungs behalten. Das Wichtigste ist, dass du gute Menschen hast. Wenn du die nicht hast, wird es nicht funktionieren. Da wir die haben, bin ich sehr positiv gestimmt.

    Ist Ihnen als Trainer ein sehr talentierter oder ein sehr fleißiger Spieler lieber?

    Russell: Fantastisch ist es natürlich, wenn ein Spieler beide Eigenschaften hat. Aber ich will ehrliche Eishockeyspieler, die hart arbeiten, Respekt zeigen und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Diese vier Dinge sind nicht verhandelbar. Wenn du auf eine bestimmte Art Eishockey spielen willst, musst du diese vier Dinge mitbringen.

    Wie würden Sie die Art von Eishockey beschreiben, die Sie spielen lassen wollen?

    Russell: Wir reden alle vom deutschen Fußball. Dieses System von Druck und Gegendruck. Das ist auch die Art, wie ich Eishockey spielen will. Man kann es inzwischen auch schon sehen auf dem Eis.

    In Ihrer aktiven Zeit waren sie Torwart. Haben Sie dadurch einen anderen Blick auf das Spiel gewonnen, als ihn beispielsweise ein ehemaliger Stürmer hat?

    Russell: Naja, ich war fast immer Ersatztorwart, saß also an der Seite und habe zugeschaut. Ich hatte nie den Plan, Trainer zu werden. Und niemand, mit dem ich aufgewachsen bin, hätte das je gedacht. Ich war ein Spieler, den die Trainer immer in den Hintern treten mussten, damit ich trainiere. Ich habe aber Hockey geliebt und wollte in dem Sport bleiben. Also habe ich es ausprobiert, ein Trainer zu sein. Ich hatte das Glück, die richtigen Leute zu treffen, die mir geholfen und vertraut haben. Ich glaube, ich verstehe das Spiel sehr gut, ich kann es spüren. Ich merke, ob jemand gut oder schlecht drauf ist, wann jemand mehr oder weniger spielen sollte. Und die Spieler merken schnell, ob du dich um sie kümmerst. Sie wissen, wenn ein Trainer faul ist, wenn er keine Antworten hat. Du musst immer für jede Situation vorbereitet sein.

    Würden Sie also sagen, Sie sind als Trainer besser, als sie es als Spieler waren?

    Russell: (lacht) Ganz sicher. Ich war schrecklich als Spieler und ich will jetzt der Trainer sein, den ich als Spieler gerne gehabt hätte. Ein Teil davon ist, sich um die jungen Spieler zu kümmern. Mit ihnen zu reden. Sie besser zu machen.

    Welche Rolle spielt Eishockey in Schottland?

    Russell: Es ist ein bisschen gewachsen in letzter Zeit. Aber da ist natürlich noch Luft nach oben, auch wenn es im Kommen ist. Das Problem in Großbritannien ist, dass sie wenig Eiszeit haben. Oft nur einmal unter der Woche, manchmal zweimal, wenn sie Glück haben. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, wie gut die Nationalmannschaft zuletzt abgeschnitten hat.

    Bleiben Sie neben Ihrem Job als Panther-Trainer auch Nationaltrainer von Großbritannien?

    Russell: Das werde ich oft gefragt. Es ist ein Teilzeitjob, für den wir als Trainer nicht bezahlt werden. Es ist ein Ehrenamt, das ich seit inzwischen fünf Jahren ausübe. In der Zeit sind wir aus der C- in die A-Gruppe aufgestiegen. Es war aber nie ein Job, bei dem du unter großem Druck stehst. Ganz anders, als es zum Beispiel für den deutschen Bundestrainer Toni Söderholm ist. Es ist aber natürlich eine Ehre, die Nationalmannschaft zu trainieren.

    In welchen Situationen sind Sie typisch schottisch?

    Russell: Ich bin stolz, schottisch zu sein. Aber ich habe eine wundervolle englische Frau. Meine Tochter ist englisch-schottisch. Meine Familie ist also halb englisch, halb schottisch. Schottland ist ein kleines Land. Und wir wachsen dort auf in dem Wissen, dass wir für alles hart arbeiten müssen. Dass dann aber auch alles möglich ist. Vor sechs Jahren habe ich noch in der zweiten englischen Liga gecoacht und jetzt bin ich in der DEL. Das ist schon eine verrückte Geschichte. Aber ich denke nicht, dass deine Herkunft definiert, wer du bist. Wenn du hart genug arbeitest und nie aufhörst dich zu entwickeln und zu lernen, dann kann jeder alles schaffen.

    Sie haben zuletzt drei Jahre in der DEL2 gearbeitet, zwei in Freiburg und eins in Ravensburg. Wie groß ist der Unterschied zur DEL?

    Russell: Die Infrastruktur ist in der DEL viel größer und besser. Ich hatte großes Glück, dass ich damals nach Freiburg gekommen bin. Sie waren sehr gut zu mir. Und sie waren sehr enttäuscht, als ich gegangen bin. Aber ich wollte innerhalb der Liga einen Schritt nach vorne machen und dafür war Ravensburg eine tolle Gelegenheit.

    Wie kam dann der Kontakt mit Augsburg zustande?

    Russell: Ich hatte zu dem Zeitpunkt sechs Angebote von anderen Klubs. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte.

    Angebote auch aus der DEL?

    Russell: Nein. Aus Österreich, aus der DEL2 und auch zwei sehr gute aus meiner Heimat. Und ich dachte, dass es vielleicht ein guter Zeitpunkt sei, nach Hause zurückzukehren. Oder ich wäre in Ravensburg geblieben, denn dort hatte ich eine wunderbare Zeit. Aber dann hat Lothar (Sigl; Anm. d. Red.) angerufen. Wir haben uns in einem Hotel irgendwo im Niemandsland getroffen und vier Stunden geredet. Wahrscheinlich hat er nur die Hälfte von dem verstanden, was ich gesagt habe. Aber wir hatten sofort einen Draht zueinander. Am nächsten Tag hat er meinem Berater ein Angebot geschickt. Dann war es schnell entschieden.

    Was wussten Sie über die Augsburger Panther?

    Russell: Als ich gegen Belfast im Stadion war, dachte ich mir schon damals, dass es cool wäre, hier zu arbeiten. Ich liebe die Fans hier. Gleichzeitig ist der Druck groß. Aber der Klub ist sehr loyal, die Verantwortlichen haben Geduld. Und es braucht Geduld, um ans Ziel zu kommen. Ich sehe einen Platz, an dem ich ein paar Jahre bleiben kann und will. Wir können hier etwas aufbauen.

    Welche Rolle hat denn bei der Entscheidung Ihre Familie gespielt?

    Russell: Ich habe meine Frau gefragt, was ich machen soll. Sie hat nur gesagt, dass wir beide die Antwort schon kennen und hat gelacht. Sie hat gesagt, ich soll beweisen, dass ich auch in dieser Liga arbeiten kann. Die Leute waren damals schon überrascht, als ich nach Freiburg gegangen bin. Dabei war das eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Und eine sehr emotionale, weil meine Frau Brustkrebs hatte. Ich habe mich auch deshalb für Freiburg entschieden, weil es dort eine der besten Krebskliniken gibt. Meine Frau sagte damals zu mir, dass wir gehen sollten. Dass man manchmal im Leben die Chance einfach ergreifen muss.

    Wie geht es Ihrer Frau inzwischen?

    Russell: Ihr geht es gut. Wobei das Thema ja nie ganz erledigt sein wird. Sie muss regelmäßig untersucht werden.

    Wie viel von dem, was sie sehen wollen, hat die Mannschaft bisher schon umgesetzt?

    Russell: Ich würde sagen, dass wir bei etwa 60 Prozent sind. Ich denke, dass wir die Grundlagen jetzt verinnerlicht haben. Das geht nur mit Üben, Üben, Üben. Es dauert acht bis zehn Wochen, um ein System zu implementieren.

    Welches Saisonziel haben Sie der Mannschaft gegeben?

    Russell: Das wird in der Kabine bleiben. Wir wollen einfach so gut wie möglich sein. Und da muss viel zusammenpassen, um das zu erreichen.

    Das traditionelle Minimalziel der Panther ist Platz 10 und damit das Erreichen der ersten Play-off-Runde …

    Russell: Natürlich. Jedes Team will in die Play-offs. Aber es ist eine harte Liga. Wenn wir gesund bleiben und uns entwickeln, sind wir ein gutes Team. Wir müssen ein Team sein, das jeden Abend bereit ist.

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