Zu Saisonbeginn werden die grundsätzlichen Fragen gestellt. Wer Meister wird zum Beispiel. "München zählt da zu den üblichen Verdächtigen. Neben Mannheim und Berlin. Ich habe jedoch einen ganz anderen Meisterschafts-Favoriten....", sagt dazu Dennis Endras von den Augsburger Panthern.
Selbstbewusst setzt der 37-Jährige auf einen krassen Außenseiter, auf seine Mannschaft. Das sagt der ehemalige Nationaltorhüter vor dem Duell mit dem EHC Red Bull München am Donnerstag (19.30 Uhr/im Stream auf Magentasport) in der Olympia-Eishalle. An Respekt mangelt es dem Augsburger Torwart nicht. Dazu ist er zu lange im Geschäft und kennt den Gegner aus vielen Spielen: "München ist ein Macht. Da müssen wir erst einmal bestehen. Aber wir fahren hin, um etwas mitzunehmen", sagt der Neuzugang im AEV-Dress.
Augsburger Panther zeigen sich aggressiver
Beide Kontrahenten spielten zuletzt 5:2. Die Oberbayern besiegten die Mannheimer Adler mit diesem Resultat, die Augsburger die ebenfalls hoch eingeschätzten Kölner Haie. Endras sah eine deutliche Leistungssteigerung seines Teams im Gegensatz zum 1:2 zum Saisonauftakt in Iserlohn. "Wir sind aggressiver aufs Eis gekommen. Köln hat ein gutes Spiel gezeigt, aber wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", sagt der Schlussmann und fügt an: "Der erste Brocken ist bewältigt. Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen, als der erste Sieg geschafft war."
Im Tor wird es wohl das Duell der Veteranen und ehemaligen National-Torhüter. Endras trifft auf Danny aus den Birken. Beide holten 2018 in Pyeongchang die Silbermedaille mit der deutschen Nationalmannschaft, der Münchner als Stammkeeper. Normalerweise ist aus den Birken als Ersatzmann für den aus Berlin verpflichteten Mathias Niederberger eingeplant. Doch eine "besondere bayerische Mathematik", wie es Endras nennt, sorgte für die Rotation. Da die Münchner zum Saisonauftakt mit Niederberger mit 3:6 in Köln unterlagen, musste der aktuelle Nationaltorhüter gegen Mannheim seinen Platz räumen. Denn: Wenn der Münchner Keeper drei Treffer kassiert und das Team verliert, rotiert er aus dem EHC-Team.
AEV-Frischling trifft auf Meistertrainer
Auf den Trainerbänken kommt es zu einem Duell der Gegensätze. AEV-Coach Peter Russell, der vom Zweitligisten Ravensburg kam, ist DEL-Frischling und geht in seine dritte Partie. Auf der Gegenseite arbeitet der VW-Käfer unter den DEL-Übungsleitern. Don Jackson läuft und läuft und läuft seit nun genau 1000 Spielen in der deutschen Eliteklasse. Dafür wurde der US-Amerikaner geehrt, der seine Pressekonferenzen noch immer mit dürren Sätzen in Deutsch beginnt, um dann dann in englischer Sprache zu enden. Vor dem Duell zuletzt gegen Mannheim überreichte DEL-Chef Gernot Tripcke einen Ring, den die Liga anfertigen ließ.
Als erster DEL-Coach erreichte der 66-Jährige diese Marke. Der achtfache Meister-Trainer (fünf mal mit Berlin, drei Mal mit München) geht in seine 17. Saison, hat über 650 seiner 1000. Partien gewonnen. Rummel um seine Person ist ihm unangenehm. Was nicht heißt, dass er nicht aus der Haut fahren kann. In Nordamerika kletterte Jackson Mitte der 1990er Jahre bei einem Spiel über die Plexiglas-Umrandung, um „Sir Slapshot“, das Maskottchen des Gegners, zu verprügeln.
Jackson tobt wie ein Rumpelstilzchen
Auch in Augsburg mussten ihn seine Spieler bändigen, als Jackson auf dem Gang über das Eis in die Kabine dem Schiedsrichter an die Gurgel wollte. Obwohl seine Mannschaft das vierte Play-off-Halbfinale im Frühjahr 2019 gegen die Panther gerade 2:1 gewonnen hatte, stürmte der US-Amerikaner auf das Eis. Jackson beschimpfte die Hauptschiedsrichter Daniel Piechaczek und Aleksi Rantala, zupfte einen der Pfeifenmänner am Ärmel, bis einer von beiden den EHC-Coach mit einer deutlichen Geste vom Eis schickte. Bereits in der Punktrunde nach einer 2:3-Niederlage in Augsburg war der Chefcoach zum Rumpelstilzchen mutiert. Meist bleibt er jedoch der nette Herr Jackson. Außer Dennis Endras und die Panther ärgern ihn am Donnerstag.