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Augsburger Panther: Michael Bakos: Vom Messdiener zum Nationalspieler

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Michael Bakos: Vom Messdiener zum Nationalspieler

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    Die Krippenfiguren hatten es Michael Bakos am Christkindlesmarkt angetan: Der Pantherverteidiger ist mit seinen 100 Länderspielen einer der besten Augsburger Sportler aller Zeiten.
    Die Krippenfiguren hatten es Michael Bakos am Christkindlesmarkt angetan: Der Pantherverteidiger ist mit seinen 100 Länderspielen einer der besten Augsburger Sportler aller Zeiten. Foto: Ulrich Wagner

    Genau genommen hat die katholische Kirche den Berufsweg von Michael Bakos entscheidend beeinflusst. „Ich war neun Jahre alt und Ministrant bei St. Ulrich, die älteren Messdiener sind immer zu den AEV-Heimspielen und haben mich mitgenommen“, erinnert sich der 34-Jährige beim Treffen auf dem Christkindlesmarkt.

    Eishockey war für den Buben aus dem Bismarckviertel derart faszinierend, dass ihm auf die Dauer die Zuschauerrolle nicht reichte. „Ich habe so lange keine Ruhe gegeben, bis mich mein Vater in die AEV-Laufschule schickte.“ Trainer Ernst Baumgartner machte ihn mit der Sportart vertraut, mittlerweile ist Bakos seit 17 Jahren Profi und einer der erfolgreichsten Augsburger Sportler.

    Der Verteidiger bestritt bis 2010 genau 100 Länderspiele und fast 800 Partien in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für Mannheim, Ingolstadt, Straubing und seinen Heimatverein. Bei den Panthern schließt sich der Kreis für den 1,90 Meter langen Defensivspezialisten. Die Runden seit 2012 kann Bakos nur in großen zeitlichen Intervallen drehen. Zunächst zwang ihn das Pfeiffer’sche Drüsenfieber vom Eis, dann setzte ihn ein Bandscheibenvorfall außer Gefecht und in diesen Tagen wartet er sehnsüchtig darauf, dass er nach einer Schulteroperation die Freigabe der Ärzte bekommt.

    Bakos: Mindestens 16 schwere Verletzungen

    Drei Wochen muss er sich noch gedulden, bis „ich meinem Körper wieder so beschäftigen kann, dass es den Namen Sport verdient“. Der Abwehrspieler hat viele solcher Phasen durchlebt und kann eine lange Liste der Leiden vorlegen. Mindestens 16 schwere Verletzungen hat er hinter sich, sieben Mal musste er operiert werden. Bakos jammert nicht über die Risiken seines Jobs. „Ich habe immer mit vollem Körpereinsatz versucht, die Probleme auf dem Eis zu lösen.“

    Das hatte Folgen. Bakos will nicht ausschließen, dass er einmal bei der Berufsgenossenschaft eine Rente beantragen muss, wenn die Spätfolgen seiner Berufsunfälle gravierende Einschränkungen mit sich bringen. Doch das schiebt er noch beiseite. Sein aktueller Wunsch für 2014? „Ich will die Zeit nutzen, damit ich im Sommer endlich wieder 100-prozentig fit in die neue Saison gehen kann.“ Einen weiteren Einsatz in dieser Spielzeit hält er für unwahrscheinlich.

    Den gewohnten Weihnachtsrhythmus des Eishockeyprofis behält er auch im Krankenstand bei. „An Heiligabend haben wir ohnehin immer frei, am ersten Feiertag schaue ich im Training vorbei und am Donnerstag fahre mit zum Auswärtsspiel nach München. Für unsere Branche ist um diese Zeit Hochsaison“, weiß Bakos aus langjähriger Erfahrung.

    Für ihn ist es aber auch Anlass, zumindest kurz innezuhalten und mit seiner Familie heute die Kindermette in Neusäß zu besuchen. Er hält die besinnlichen Momente für wichtig, gerade, um sich bewusst zu machen, „warum dieses Fest überhaupt gefeiert wird“.

    „Wir werden bis zum Schluss um einen Play-off-Platz kämpfen müssen“

    Das gemeinsame Singen zu Hause vor dem Weihnachtsbaum wird aber entfallen. „Das sollte man den Profis überlassen, deshalb werde ich wohl den CD-Spieler anschalten“, verrät der Nationalspieler. Spätestens am Donnerstag wird er sich wieder auf das Eishockey konzentrieren. Gastgeber EHC München gilt in der Partie gegen die Panther als Favorit. „Der Verein hat dank Geldgeber Red Bull einen sehr großen finanziellen Hintergrund, aber keine angenehme Situation, weil häufig Unruhe herrscht.“ In Augsburg sorgen die viele Ausfälle für große aktuelle Probleme. „Wenn das kein Ende nimmt, stoßen wir an Grenzen“, glaubt der Fachmann und hofft auf Besserung. „Wir werden bis zum Schluss um einen Play-off-Platz kämpfen müssen.“

    Bakos ist dabei nur Zuschauer – und häufig zum Fahrdienst eingeteilt. Denn auch seinen beiden Söhnen Timo, 13, und Leon, 9, hat es der Puck angetan. „Ich sehe das sehr entspannt, irgendwann kommt die Zeit, in der sie entscheiden müssen, wie wichtig sie Eishockey nehmen. Im Moment sind sie mit viel Herzblut dabei.“

    Auch Michael Bakos war als Kind ehrgeizig. „Ich habe viel Eiszeit bekommen.“ Bald hörte er beim FC Hochzoll mit dem Fußball auf. „Als ich zum ersten Mal eine Einladung für die U-16-Nationalmannschaft erhielt, dachte ich an einen Druckfehler.“ Aber Bakos war nicht mehr zu bremsen.

    Im Alter von 17 Jahren brach er die Ausbildung zum Industriekaufmann ab und entschloss sich, Profi zu werden. 2000 wechselte er zu den Mannheimer Adlern, einem der finanzstärksten DEL-Mitglieder. „Ich bekam dort aber nicht meinen besten DEL-Vertrag.“ Auch Ingolstadt und Straubing haben offensichtlich nicht schlecht bezahlt.

    Doch ein defensiv orientierter Verteidiger hat nicht den Marktwert eines Torjägers oder eines Abwehrspielers mit Offensivkraft. „Ich durfte in der Nationalmannschaft in Überzahl spielen und war dann manchmal schon frustriert, weil ich im Verein nicht die Chance dazu bekam. Aber Eishockey ist nicht Golf. Im Mannschaftsport gibt es Faktoren, die man nicht beeinflussen kann. Dennoch darf man nicht verzweifeln.“

    Für Bakos ist sein Beruf eine gute Schule. „Ich bin teamfähig, habe ein Gespür für Menschen und kann mit Druck umgehen.“ Das könnte ihm später einmal mehr helfen als sein Abschluss in Sportmanagement, den er in einem Fernkurs erworben hat. „Ich bin für alles offen“, beschreibt er seine Pläne nach der Sportlerlaufbahn.

    Am besten kennt er sich im Eishockey aus und macht deshalb im nächsten Sommer seinen Trainer-B-Schein. Bakos weiß, dass es in der Branche viel zu verbessern gibt – angefangen bei der häufig mangelhaften Nachwuchsarbeit bis hin zu den Trainern in der Eliteklasse, die wie die wichtigsten Spieler aus Nordamerika kommen.

    Einheimische Trainer würden möglicherweise die deutschen Talente eher fördern, aber sie sind in der Vergangenheit oft schon an sprachlichen Barrieren gescheitert. „Das könnte sich in Zukunft ändern. Es gibt mittlerweile viele Profis, die sich mit dem nordamerikanisch geprägten System auskennen und allen Spielern ihre Vorstellungen deutlich machen können“, hat Bakos den Glauben an Fortschritte auf deutschem Glatteis noch nicht verloren.

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