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Augsburger Panther: AEV-Coach Tray Tuomie: "Der Zusammenhalt wird unsere Stärke sein"

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AEV-Coach Tray Tuomie: "Der Zusammenhalt wird unsere Stärke sein"

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    Aufmerksamer Beobachter: Tray Tuomie verfolgt konzentriert das Spiel seiner Mannschaft. Die neue Saison ist seine zweite als Cheftrainer der Panther.
    Aufmerksamer Beobachter: Tray Tuomie verfolgt konzentriert das Spiel seiner Mannschaft. Die neue Saison ist seine zweite als Cheftrainer der Panther. Foto: Ulrich Wagner

    Tray Tuomie, wie haben Sie diesen langen Sommer der Ungewissheiten erlebt?

    Tray Tuomie: Es war schwierig, es war ein Auf und Ab. Zuerst einmal mussten wir alle verarbeiten, dass die Saison so abrupt beendet wurde – unmittelbar vor den Play-offs, der besten Zeit des Jahres. Dann wussten wir sehr lange nicht, wie es weitergeht. Trotzdem ist man als Trainer unter Zeitdruck, denn die üblichen drei Monate Sommerpause sind nicht viel Zeit. Man musste ja immer davon ausgehen, dass es vielleicht doch pünktlich im August losgeht. Dann kamen einige Phasen, in denen die Tendenz nicht so gut war. Da schaltest du schon ein bisschen zurück. Du willst natürlich bereit sein. Aber bereit für was? Das ist frustrierend. Irgendwann willst du einfach eine Aussage haben, mit der du dann eben leben musst. Gott sei Dank gab es am Ende die Entscheidung, dass wir spielen.

    Wie ist die Mannschaft mit der Unsicherheit umgegangen?

    Tuomie: Die Jungs haben es gut gemacht und sich an die Trainingspläne gehalten. Wir hatten eigentlich immer Kontakt. Ich wollte ja wissen, wie es ihnen geht. Wir haben uns immer Zwischenziele gesteckt und uns darauf konzentriert. Jede Verschiebung war zwar ein Nackenschlag, aber der Frust hat nie sehr lange angehalten.

    Hatten Sie auch mal mit dem Gedanken gespielt, dass Ihre berufliche Zukunft außerhalb des Eishockeys liegen könnte?

    Tuomie: Nein. Trotz aller Verschiebungen und Unsicherheiten waren wir immer startbereit. Ich will Trainer sein und so bin ich auch immer an die Aufgabe herangegangen.

    Sezemsky, Holzmann und Valentine vom AEV tat die Pause gut

    Für die Spieler war es die längste Sommerpause aller Zeiten. In welchem Zustand sind sie nach Augsburg gekommen?

    Tuomie: In einem sehr guten Zustand. Für den ein oder anderen war die längere Pause vielleicht sogar ganz gut, um hartnäckige Verletzungen auszukurieren. Simon Sezemsky, Thomas Holzmann und auch Scott Valentine hatten Zeit, komplett gesund zu werden. Oder Patrick McNeill, auch wenn er jetzt noch nicht wieder bei uns ist, der fast die komplette vergangene Saison verletzt durchgespielt hat. Wir haben außerdem viele junge Spieler, die die Zeit genutzt haben, sich stärker zu machen. Marco Sternheimer zum Beispiel. Ich habe bisher einen guten Eindruck von der Mannschaft. Was das wert ist, werden wir erst sehen, wenn die Saison losgegangen ist.

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    Die Vorbereitung mit der ganzen Mannschaft ist sehr kurz. Gerade mal knapp drei Wochen stehen zur Verfügung. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

    Tuomie: Wenn wir in die Saison starten, ist es schon Mitte Dezember. Da haben wir normalweise schon ein ganz anderes Niveau. Aber das können wir in diesem Jahr nicht erwarten. Wade Bergman hat in Krefeld schon ein Testspiel gemacht. Das sieht man auch auf dem Eis. Sein Timing ist schon besser. Wir haben im Training viel 5-gegen-5 gespielt. Haben viel an unserer Taktik gearbeitet und alle Themenbereiche angesprochen. Aber es ist einfach wenig Zeit und wir müssen jede Trainingseinheit nutzen. An der Kondition müssen wir natürlich auch arbeiten, wenn auch vielleicht nicht ganz so intensiv wie in einer normalen Vorbereitung. Wenn du sechs Wochen hast, hast du mehr Zeit, dich von einer harten Einheit wieder zu erholen. Wir versuchen genau an die Grenze zu kommen, ohne die Spieler kaputt zu machen.

    Das bedeutet vermutlich, dass Ihre Zusammenarbeit mit Athletiktrainer Gregor Grutschnig noch wichtiger geworden ist?

    Tuomie: Wir reden sowieso schon jeden Tag vor, während und nach dem Training miteinander. Aber wir müssen jetzt noch besser schauen, wie wir die Belastung steuern. Wir haben einen genauen Plan, aber der muss jeden Tag individuell neu angepasst werden. Die Arbeit auf dem Eis ist am wichtigsten. Gregor bastelt dann einen Trainingsplan darum herum. Es ist ein schmaler Grat zwischen Belastung Regeneration.

    Wie sieht dann für die Panther-Profis ein normaler Arbeitstag in dieser Vorbereitung aus?

    Tuomie: Wegen der Hygienemaßnahmen müssen wir außerhalb des Eises in Gruppen arbeiten. Die ersten Spieler kommen um 7.45, die zweite Gruppe dann um 8.15 Uhr. Sie werden über den Eingang zum VIP-Raum eingecheckt mit Temperaturmessung und einem Gesundheitsfragebogen. Dann geht es erst in die Kabine, überall müssen alle Maske tragen. Dann folgt das normale Trainingsprogramm mit Aufwärmen, Krafttraining, Eistraining, Dehnen, Videomeetings im VIP-Raum, wo wir viel Platz haben und die Spieler mit Abstand sitzen können. Das alles dauert dann bis etwa 13.30 Uhr.

    Klingt nach einer logistischen Meisterleistung?

    Tuomie: Ja, das stimmt. Es macht extrem viel Arbeit, das alles zu organisieren. Das nervt natürlich, aber da müssen wir jetzt eben durch. Es geht nicht mehr nur darum, zu schauen, was man an einem Tag macht, sondern auch wo und wie. Du musst auf sehr viele Dinge achten. Ich kann zum Beispiel nicht sagen, wir machen jetzt schnell ein Meeting mit allen Spielern. Das geht nicht mehr. Alles muss geplant sein. Aber wir nehmen das an. Alles ist eben gerade nicht normal und wir müssen auch unseren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten und dankbar sein, dass wir spielen dürfen.

    Angesichts all dieser Erschwernisse müsste es doch ein großer Vorteil sein, dass sich der Großteil der Mannschaft schon über mehrere Jahre kennt?

    Tuomie: Unser Teamzusammenhalt wird unsere große Stärke sein. Wir haben einen Stamm, der schon länger zusammen ist. Dazu kommt eine Handvoll Neuzugänge, die frischen Wind reinbringen. Die meisten sind sehr jung.

    AEV-Coach Tray Tuomie: "Wir haben nicht viel Zeit zum Experimentieren"

    Die Vorbereitung ist sehr kurz. Werden Sie sich deshalb früher als sonst auf Ihre Sturmreihen festlegen und auf Experimente eher verzichten?

    Tuomie: Wir haben vier Vorbereitungsspiele und wollen möglichst schnell unsere Erkenntnisse gewinnen. Experimente wird es vor allem dahingehend geben, dass vielleicht der ein oder andere ungewohnte Spieler in Über- und Unterzahl zum Einsatz kommt. Ansonsten habe ich in diesem Jahr gleich im ersten Training meine Reihen gemacht und die sollen auch erst einmal zusammenbleiben. Wir haben nicht viel Zeit zum Experimentieren. Als Trainer habe ich aber natürlich Puzzleteile, wie ich die Reihen verändern kann.

    Der Kader ist in diesem Jahr kleiner als sonst. Bedeutet das, dass die Belastung für die besten Spieler größer wird, weil sie länger auf dem Eis stehen?

    Tuomie: Nicht unbedingt. Wir wollen versuchen, die Belastung auf mehr Schultern zu verteilen – auch wenn man das nie zu hundert Prozent durchziehen kann.

    Sie haben ja durch das Trackingsystem im Curt-Frenzel-Stadion schon während des Spiels genaue Daten über jeden einzelnen Spieler...

    Tuomie: Ja, das haben wir sofort. Ich könnte die Daten rein theoretisch schon während des Drittels haben, aber das will ich nicht. In der Drittelpause bekomme ich während der Heimspiele dann die genauen Daten. Auswärts bekomme ich die Daten von der Liga. Dazu kann ich mir in den Pausen immer das Videomaterial anschauen, das unser Torwart-Coach Max Dürr zusammenschneidet, und es mit den einzelnen Spielern, Einheiten oder dem ganzen Team sofort besprechen.

    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Panther unter der Saison noch Personal nachverpflichten?

    Tuomie: Erst einmal ist es so, dass wir mit diesem Kader spielen wollen. Aber Eishockey ist sehr schnelllebig. Sollte sich jemand verletzen oder sonst irgendwas passieren, haben wir die Option zu reagieren. Erst einmal bekommen aber die Spieler, die hier sind, ihre Chance und können sich beweisen. Alle haben auf Gehalt verzichtet. Da wäre es nicht fair, jetzt gleich munter zig neue Spieler zu holen.

    Bis zuletzt war offen, ob Matt Fraser einen neuen Vertrag bekommt. Jetzt steht fest, dass er kommende Saison in Klagenfurt spielen wird. Wie bewerten Sie diese Personalie?

    Tuomie: Erst einmal freue ich mich für Matt Fraser, dass er einen Job hat. Er ist ein wirklich guter Spieler und war natürlich immer noch ein Thema für uns. Nach dem überraschenden Ende der vergangenen Saison hatte er erst einmal keinen Vertrag und dann haben wir entschieden, diese Stelle vorerst nicht zu besetzen. Aber wir haben ihn nie abgeschrieben. Er war gut in die Mannschaft integriert und hat gute Leistungen gezeigt. Weil wir ihm aber nichts versprechen konnten, musste er irgendwann reagieren. Jetzt hatte er ein Angebot, das er angenommen hat.

    Der knappe Kader bedeutet im Umkehrschluss, dass die jungen Spieler Gelegenheit bekommen werden, sich zu präsentieren?

    Tuomie: Ich mag junge Spieler und sie bekommen jeden Tag im Training die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Sie werden auch in der DEL ihre Chance bekommen.

    Der EHC Red Bull München hat das DEL-Vorbereitungsturnier gewonnen.
    Der EHC Red Bull München hat das DEL-Vorbereitungsturnier gewonnen. Foto: Matthias Balk/dpa

    Die DEL wurde in eine Nord- und eine Süd-Gruppe unterteilt. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Süden stärker besetzt ist. Teilen Sie diesen Eindruck?

    Tuomie: Diesen Eindruck könnte man haben. Aber wir sind Sportler, wir lieben die Herausforderung. Wir wollen nicht gewinnen, nur weil der andere so schlecht war. Leicht wird es in dieser Gruppe nicht, aber in dieser Liga ist gar nichts leicht. München ist gut, Mannheim ist gut, Straubing ist verdammt gut – das waren vergangene Saison die erste drei. Dann hast du Ingolstadt, Nürnberg und Schwenningen, die neu aufgestellt sind. Ich finde den Modus in dieser Situation gut. Wir haben jetzt den Vorteil, dass wir nicht so weit fahren müssen. Das ist viel wert.

    München steht seit August auf dem Eis, die Panther seit Anfang Dezember. Wie groß ist der Nachteil?

    Tuomie: München wird so oder so gut sein. Egal, wann die anfangen zu trainieren. Aber wir nehmen die Herausforderung an und werden die Chance haben, sie zu schlagen.

    Dieser Artikel ist Teil unserer Beilage zur DEL-Saison 2020/21, die am 17. Dezember in den Lokalausgaben Augsburg, Augsburg-Land, Aichach, Friedberg und Schwabmünchen kostenlos der Zeitung beiliegen wird.

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