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AEV: Ex-Panther Endras: "In Augsburg ist meine Karriere explodiert"

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Ex-Panther Endras: "In Augsburg ist meine Karriere explodiert"

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    Ein gefragter und der vielleicht wichtigste AEV-Spieler in den Play-offs 2010: Torhüter Dennis Endras.
    Ein gefragter und der vielleicht wichtigste AEV-Spieler in den Play-offs 2010: Torhüter Dennis Endras. Foto: Siegfried Kerpf

    Euphorie, Jubel, eine Stadt fiebert mit dem AEV: Vor zehn Jahren feierten die Augsburger Panther mit dem Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft den größten Erfolg in der Geschichte des ältesten Eislaufvereins Deutschland. In einer vierteiligen Serie blicken wir auf die turbulenten Tage im Frühling 2010 zurück, von der Fans wie Spieler bis heute schwärmen. Teil 2 – das Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin.

    Vor genau zehn Jahren siegten die Augsburger Panther im fünften und entscheidenden Spiel des Viertelfinales gegen Berlin mit 6:2 und zogen in die nächste Runde ein. Wie haben Sie die Serie gegen die Eisbären in Erinnerung behalten?

    Dennis Endras: Wir waren als die am schlechtesten platzierteste Mannschaft der Punktrunde weitergekommen und deshalb der krasse Außenseiter. Nachdem wir Mannheim in der ersten Play-off-Runde besiegt hatten war das alles Bonus für uns. Wir hatten einen solchen Spaß in der Truppe, dass wir nicht daran dachten, ob wir weiterkommen. Wir haben von Tag zu Tag gelebt, es genossen und alles in uns aufgesaugt.

    Eine Niederlage zum Auftakt hat das Team kaum beeindruckt.

    Endras: Nach dem ersten Spiel in Berlin haben wir uns gedacht: 1:2 bei den Eisbären ist nicht so schlecht. Klar liegt man hinten in der Serie, aber wir haben uns gesagt: Die können wir daheim mit unseren Fans im Rücken packen. So selbstbewusst waren wir. Dass wir einen Matchball daheim hatten in Spiel vier, das war schon mal unglaublich. Als wir das Spiel 3:5 verloren hatten, da haben wir gedacht: Okay, die Reise war schön, aber jetzt wird es hart. Berlin war drei Mal zuvor Meister geworden und zu Hause lassen sie es sich nicht mehr nehmen. Dass wir in Berlin nach 0:1 Rückstand noch 6:2 gewinnen, das war Weltklasse.

    Wie haben die Berliner auf die unerwartete Pleite reagiert?

    Endras: Wir hatten nicht viel Kontakt zu den Spielern. Sie dachten wohl, dass sie leichter durchmarschieren werden. Wir hatten in der Saison davor die O2-World alles andere als glorreich mit einer deftigen 0:11-Pleite eröffnet. Dass wir sie im Viertelfinale schlagen und zwei Mal in ihrer Halle gewinnen, war die Revanche dafür.

    Wie sind Ihnen die AEV-Fans in Erinnerung geblieben?

    Endras: Wir sind zum Training gekommen und die Leute haben für die Tickets für die nächsten Play-offs angestanden. Das war unglaublich. Für mich war es das allererste Mal, dass ich so weit vorgerückt bin um die deutsche Meisterschaft. Ich habe immer noch die Bilder im Kopf wie die Leute in den Bäumen saßen während die Spiele liefen und einen Blick aufs Eis erhaschen wollten. Unser Manager Max Fedra hat das Stadion damals gut gefüllt. In der Familie reden wir heute noch viel über die Zeit in Augsburg. Und das Jahr 2010 mit den Emotionen, mit der Mannschaft – das hat verdammt viel Spaß gemacht.

    Augsburg hat sich für Sie im Nachhinein als Glücksgriff herausgestellt.

    Endras: Ich war sehr dankbar für die Chance, die mir Trainer Larry Mitchell gegeben hat. Es gab zu der Phase nicht viele deutsche Torhüter als Nummer eins in der Deutschen Eishockey-Liga. In dem Jahr hat das Umdenken in der Liga begonnen. Mittlerweile haben wir sehr viele deutsche Torhüter als Nummer eins. Das war auch ein Verdienst von Mitchell. Wenn die Nummer mit mir schief gegangen wäre, weiß ich nicht, ob sich das auch andere Vereine getraut hätten. Dann haben mehrere Klubs gesehen: das funktioniert, und so habe ich eine weitere Ausländerlizenz im Sturm oder in der Abwehr zur Verfügung. Mitchell hat mich schon in Landsberg gepusht, erst in der Oberliga und dann in der Zweiten Liga. Ich bin ihm sehr dankbar dafür und habe noch immer Kontakt zu ihm. Das hat uns zusammengeschweißt, genauso wie mit den anderen Jungs in der Truppe.

    Mit welchen Teamkollegen stehen Sie noch in Kontakt?

    Endras: Mit Benedikt Kohl, Florian Kettemer, Michael Kreitl, Thomas Jörg, Chris Heid und auch noch mit Steffen Tölzer. Es ist jetzt zehn Jahre her, aber das zeigt, wie stark uns die Zeit in Augsburg geprägt hat. Weil alles vernünftige Jungs waren, da waren keine Superstars dabei. Wir waren eine junge, sympathische Truppe.

    Der Umstand, dass bereits im Frühjahr 2010 bekannt war, dass die Mannschaft sich nach der Saison in alle Winde zerstreuen wird, hat dem Teamgeist offenbar nicht geschadet.

    Endras: Zu dem Zeitpunkt hat sich keiner Gedanken gemacht, was in der nächsten Saison passiert. Wir waren auf einer Welle der Euphorie. Als wir gegen Wolfsburg ins Finale eingezogen sind, das war einmalig. Augsburg war in der Saison 2018/19 mit dem Halbfinale gegen München ebenfalls nah dran. Aber weil der AEV mit unserem Erfolg das erste Mal so weit gekommen war, war die Euphorie noch eine andere. 2010 war es schon noch ein wenig old school.

    Anschließend haben Sie zwei Meistertitel mit Mannheim gefeiert. Wie ordnen Sie das ein?

    Endras: Man geht bei den Adlern mit einer ganz anderen Erwartungshaltung als in Augsburg in die Saison. Du weißt, dass du oben mitspielen musst. Das erwarten die Fans und der Klub. Entsprechend fallen der Etat und die Kaderplanung aus. Ich habe das alte, noch offene Curt-Frenzel-Stadion in Augsburg mitgemacht, wo man sich mit Mütze unterm Helm und Handschuhen in den Handschuhen warm gemacht hat, um nicht zu erfrieren. Augsburg war und ist ein richtiger Eishockeytempel. Ich denke, dass ich weiß, wo ich herkomme. Andererseits schätze ich es jeden Tag, dass ich hier in Mannheim in einer grandiosen Arena spielen darf.

    2010 folgte die WM in Köln und Mannheim, bei der Deutschland ins Halbfinale vorgestoßen ist und Sie zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt wurden. Erzählen Sie mal.

    Endras: Das Jahr war mein Durchbruch national und international. Ohne dieses Jahr wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Vielleicht wäre es anders auch gegangen, aber ab 2010 ist in Augsburg meine Karriere förmlich explodiert. In dieser Saison habe ich den bis heute gültigen DEL-Rekord mit 2074 gehaltenen Schüssen aufgestellt.

    Wie geht es in der Liga weiter, wird die DEL wie geplant Mitte September in die Saison starten?

    Endras: Darüber mache ich mir jeden Tag Gedanken. Bei uns ist der nächste Schritt das Sommertraining. Aber wir wissen noch nicht, wann es beginnt. Es ist gut, dass wir die reguläre Saison noch beenden konnten. Wir hoffen alle, dass die Corona-Krise bis September vorbei ist und wir alle spielen dürfen.

    Sie haben in der Vergangenheit Trainingscamps für Torhüter abgehalten. Was ist im Sommer geplant?

    Endras: Nichts ist geplant, denn es ist Nachwuchs unterwegs. Ende Juni erwartet meine Frau Lisa ein Kind. Es wird ein Bub, wir freuen uns sehr darauf.

    Noch eine Frage zu Ihrem Helm. Auf der Rückseite sind unter anderem blau-weiße Rauten für Ihre bayerische Heimat zu sehen und ich meine, eine Zirbelnuss erkannt zu haben. Warum wählten Sie das Augsburger Symbol?

    Endras: Sie sind der Erste, der das erkannt hat. In Mannheim weiß ja keiner, was die Nuss bedeutet. Meine Frau Lisa und ich renovieren gerade das Haus ihrer Eltern in Augsburg, das wird unser gemeinsames Zuhause. Wir freuen uns bald zu dritt auf die Zeit in Neusäß. Lisa kommt aus Augsburg, ich war auch lange da. Mein Vertrag in Mannheim läuft noch zwei Jahre, was danach kommt ist offen, aber das Haus in Augsburg wird unsere Heimat nach dem Eishockey.

    Rückblick: Die Panther gewinnen die Serie gegen Berlin mit 3:2. Die Ergebnisse aus Augsburger Sicht: 1:2, 2:1, 5:3, 3:5, 6:2.

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