Nach dem Ende der Trainingseinheit am Donnerstagvormittag ist für Trevor Parkes noch nicht Schluss. Während die AEV-Center wie Evan Trupp und Drew LeBlanc noch Bully (Anspiel) üben, schießt Parkes aufs Tor. Das kann der Kanadier mit bisher 18 Saisontreffern zwar so gut wie kein Zweiter in der Mannschaft, aber er will in Form bleiben.
Um Torjäger zu sein, braucht man zwar auch Instinkt, aber es ist in erster Linie Wille und harte Arbeit. Trevor Parkes weiß, was er zu tun hat. "Ich mag auch die dreckigen Tore, die Abpraller", sagt der 26-Jährige, der seine zweite Saison in Augsburg spielt.
In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) rangiert der Kanadier gemeinsam mit dem Iserlohner Jack Combs (ebenfalls 18 Treffer) auf dem geteilten dritten Platz der Torjäger-Statistik. Nur Berlins Sean Backman (22) und der Mannheimer Chad Kolarik (19) trafen öfter. Parkes ist auf dem Weg, seine überragende Vorjahresbilanz mit 25 Toren und 25 Vorlagen einzustellen.
Stürmer wie Parkes sind auch bei russischen und Schweizer Vereinen begehrt
Stürmer seiner Kategorie sind nicht nur in der DEL, sondern auch bei zahlungskräftigen Schweizer Klubs oder in der russischen KHL gefragt. Bislang habe er jedoch noch nirgends unterschrieben. "Ich konzentriere mich darauf, mit dem Panthern in die Play-offs zu kommen. Den Rest übernimmt mein Agent", sagt der wuchtige Außenstürmer. Bereits zu Saisonbeginn waren Gerüchte aufgekommen, dass er in Köln einen Vertrag unterzeichnet habe.
"Das war komplett falsch", kommentiert die Nummer 84 der Augsburger Panther die Meldungen. Aktuell liegen offenbar zwei Angebote von DEL-Konkurrenten vor, aber der Kanadier lässt sich noch alle Optionen offen. Mike Stewart schätzt die Mischung aus Treffsicherheit, dosierter Härte und Disziplin im Spiel des Außenstürmers. "Er fährt seine Checks zu Ende. Dann fährt er vor das gegnerische Tor und er liebt es dort zu sein", lobt der AEV-Trainer.
Panther-Stürmer Trevor Parkes kann nicht nur abstauben
Zwar muss man als Stürmer zwischen den Bullykreisen Schläge der Verteidiger auf Arme, Beine und noch schmerzhaftere Stellen einstecken, aber dort spielt auch die Musik. Dort prallen die Pucks vom Torwart ab, die Parkes zu gern verwertet. Oder er kann die Scheibe mit der Kelle abfälschen. Aber der 26-Jährige hat bereits mehrfach bewiesen, dass er mehr als nur abstauben kann.
Die Geschichte der Augsburger Panther
1878: Gründung des Augsburger Eislauf Verein 1878
1928: Eiskunstläufer Benno Wech als erster aktiver Sportler aufgenommen
1937: Eishockeyabteilung wird gegründet
1945: AEV tritt wenige Monate nach Kriegsende als Hockey Club Augsburg (HCA) an
1948: Erster Titel: Der AEV wird süddeutscher Meister
1953: Umbenennung des HCA in Augsburger Eislauf und Rollsport Verein (AERV)
1954: Fred Nieder wird erster Augsburger Eishockey-Nationalspieler
1962: Curt Frenzel wird 1. Vorsitzender und benennt den Verein in AEV zurück
1968: AEV steigt in die 1. Bundesliga auf
1978: Im Jahr des 100-jährigen Jubiläums steigt der AEV zum dritten Mal in die Bundesliga auf
1981: AEV wird nach Konkurs sofort wieder Oberligameister und steigt in die 2. Liga auf
1987: Erneuter Konkurs für den AEV, Lothar Sigl wird einer der Retter des Augsburger Eishockey
1994: Ausgliederung der AEV-Profis aus dem Stammverein und Umbenennung in Augsburger Panther
2010: Die Augsburger Panther werden sensationell Vizemeister
2017: Die Panther erreichen mit Platz 6 das beste Hauptrundenergebnis ihrer DEL-Geschichte
Sobald Trevor Parkes die Scheibe erobert hat, schirmt er sie mit seinem 1,90 Meter großen und 97 Kilogramm schweren Körper perfekt ab. Zuletzt gegen Berlin demonstrierte der Angreifer seine feine Stocktechnik mit einem verwandelten Penalty gegen den Eisbären-Torwart Petri Vehanen.
Parkes rechnet sich nur geringe Olympia-Chancen aus
Zu Saisonbeginn absolvierte der 26-Jährige einige Einsätze im Trikot mit dem Ahornblatt. Da die National Hockey League (NHL) für die Olympischen Spiele vom 9. bis 25. Februar keine Pause einlegt, suchen die Kanadier ihr Personal in Europa. Der AEV-Profi erhielt eine Einladung zu einem Turnier in St. Petersburg. Doch zuletzt wurde er nicht mehr berücksichtigt. "Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass meine Olympia-Chancen nur noch sehr klein sind. Aber ich bin stolz, das Trikot getragen zu haben."
Der Kader der Augsburger Panther für die Saison 2017/18
Tor: Olivier Roy, Jonathan Boutin, Ben Meisner
Verteidigung: Braden Lamb, Scott Valentine, Steffen Tölzer, Mark Cundari, Derek Dinger, Arvids Rekis, Gabe Guentzel, Simon Sezemsky
Sturm: Drew LeBlanc, Trevor Parkes, Thomas Holzmann, Matt White (Zugang von den Milwaukee Admirals, AHL), Thomas J. Trevelyan, Michael Davies, Evan Trupp, Aleksander Polaczek, Daniel Schmölz (Schwenningen, DEL), Alexander Thiel, David Stieler, Jaroslav Hafenrichter, Christian Kretschmann (Krefeld Pinguine, DEL), Hans Detsch, Marco Sternheimer (AEV-Jugend)
Positiver Nebeneffekt: Über die Feiertage blieb ihm mehr Zeit für die Angehörigen. Seine Mutter und seine Lebenspartnerin Rachel besuchten den Profi. Er genoss die Feiertage. Die Silvesterparty feierte die Mannschaft gemeinsam mit den Frauen im Ratskeller. Gewöhnungsbedürftig sei es für ihn gewesen, dass die Menschen zu Mitternacht auf die Straße gehen, um Feuerwerk zu zünden oder anzusehen.
"Das kennen wir aus Nordamerika gar nicht. Da wird in den Fernseher geschaut." Im neuen Jahr warten die Heimspiele am Mittwoch gegen Bremerhaven und am Freitag gegen Wolfsburg. Mit seinen Toren will Trevor Parkes beitragen, dass die Panther noch ihr großes Ziel erreichen: "Wir wollen in die Play-offs und wir glauben noch daran."
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