Wie haben Sie als Betreuer vor Ort das Eishockey-Drama nach der 3:2-Führung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft erlebt? Nach 71 Minuten siegte Russland in der Verlängerung 4:3...
Marco Nachrichter: Ich habe aufgehört, ab einem gewissen Zeitpunkt vor dem Spiel darüber nachzudenken, weil man zu nervös und angespannt ist. Uns hat knapp eine Minute zu Gold gefehlt. Da kommen einem danach schon die Tränen, so wie jetzt. Unter dem Strich wird etwas bleiben. Das was in Deutschland abgegangen ist, bekommen wir hier in Südkorea gar nicht mit. Alle Bekannten und Verwandten haben mir mitgeteilt, dass das Land durchdreht.
Für Sie waren es die ersten Winterspiele. Wie haben Sie Olympia in Pyeongchang erlebt?
Nachrichter: Es war komplettes Neuland für mich, und ich empfinde es immer noch als Riesenehre, dass ich dabei sein durfte. Es hat sich über die Jahre hinweg ausgezahlt, dass ich hart an mir gearbeitet und auch ein wenig Glück gehabt habe. Das Turnier war deutlich größer als eine Eishockey-Weltmeisterschaft. Der Umfang ist immens, auch durch den Erfolg jetzt. Ich nehme alles mit. Das ist etwas fürs Leben. Das kann mir keiner mehr nehmen.
Haben Sie sich noch andere Wettbewerbe angesehen? Die Eishockey-Mannschaft hatte zum Beispiel vor ihrem ersten Spiel die Goldmedaille von Laura Dahlmeier live vor Ort bejubelt?
Nachrichter: Ich habe ein Eishockeyspiel der koreanischen Frauen-Nationalmannschaft angeschaut. Das meiste hat mir meine Frau am Telefon erzählt oder mir geschrieben, wenn Deutschland Gold geholt hat.
Womit waren Sie beschäftigt?
Nachrichter: Ich bin fast rund um die Uhr in der Umkleidekabine am Schleifen, am Flicken, am Nähen und am Nieten gewesen. Ich musste die Ausrüstung beieinanderhalten, weil die Spieler jetzt keine neuen Teile mehr haben wollen. Ich bin der Erste, der kommt und der Letzte, der geht. Aber wer kann schon von sich behaupten, dass er beim Olympia-Finale hinter der Bande stand?
Wie geht es nun für Sie weiter?
Nachrichter: Wir müssen alles zusammenpacken, das dauert bestimmt bis zehn Uhr nachts. Am Montag geht es dann zurück nach Deutschland. Am Dienstagvormittag zum ersten Training der Panther will ich auch wieder im Curt-Frenzel-Stadion arbeiten. Weil die Jungs warten ja auf mich.
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