Es ist fast wie immer. Max Fedra telefoniert. Was soll der Manager der Augsburger Panther sonst auch anderes tun. Der 57-Jährige liegt in Hemd, Jeans und barfuß auf dem hellen Sofa im Wohnzimmer der Doppelhaushälfte in Ottmarshausen westlich von Augsburg. Ein ermutigendes Zeichen, denn vor wenigen Wochen war der Geschäftsführer des Eishockeyklubs dem Tod näher als dem Leben.
„Mir geht es so weit wieder ganz gut, die Reha-Klinik in Burgau war hervorragend“, sagt Fedra wenige Minuten später im Esszimmer. „Du kriegst ja nach so einem Herzinfarkt gar nichts mehr mit“, erzählt er in breitem niederbayerischen Dialekt. Der Manager, der Augsburg 2010 zur Vizemeisterschaft führte, weiß nichts mehr von seiner Zeit auf der Intensivstation des Zentralklinikums. „Erst nach drei Wochen Reha in Burgau habe ich begriffen, wie es mich erwischt hat und wo ich bin.“
Was passiert ist, muss seine Frau Lisa erzählen. Am 9. Oktober 2011 hat es Max Fedra „erwischt“, und er hat es wohl auch glücklichen Umständen zu verdanken, dass er lebt. „Es war ein warmer Spätsommertag“, erinnert sich seine Frau Lisa. Ihr Mann fährt vormittags ins Curt-Frenzel-Stadion, um nach dem Rechten zu sehen. Schließlich steht am Abend das Panther-Heimspiel gegen den EHC München an. Der Geschäftsführer kommt mittags zurück. Um 13.30 Uhr „habe ich einen Schlag gehört und dann ein Röcheln“, beschreibt Lisa Fedra die dramatische Situation. Ihr Mann liegt hilflos auf dem Boden.
Anruf bei finnischen Arzt rettet Leben
Die 49-Jährige reagiert schnell, ruft den Notarzt und holt einen Nachbarn zur Hilfe. Petri Vehkakoski kommt sofort und beginnt mit einer Herzdruckmassage. Da der Finne, der als Manager bei MAN Diesel arbeitet, nicht ganz sicher ist, ob er alles richtig macht, ruft seine Frau in Finnland bei einem befreundeten Arzt an. Der Nachbar leistet mithilfe der fernmündlichen Tipps aus Finnland vorbildlich Erste Hilfe, bis das Rettungsteam eintrifft. Der Eishockey-Manager wird im Zentralklinikum in ein künstliches Koma versetzt, sein Leben hängt an einem seidenen Faden. Doch Max Fedra erholt sich vergleichsweise schnell. Der Niederbayer aus Niederhatzkofen, der für die Eishockeyklubs in Landshut, München, Hamburg und seit 2005 in Augsburg als Geschäftsführer gearbeitet hat, muss ganz von vorne anfangen. „Er wusste nicht mal, was eine Semmel ist. Essen, sprechen – alles war weg“, erinnert sich seine Frau. Die Punktspiele der Augsburger Panther, das schier endlose Ringen beim verkorksten Umbau des Frenzelstadions – von einer Sekunde auf die andere nebensächlich. Max Fedra, der manchmal polternde, zwei bis drei Schachteln Zigaretten rauchende und das Schafkopfspiel liebende „Wirtshausbub“, muss wieder Leben lernen.
Der ehemalige Eishockeyspieler zeigt seine Kämpfernatur, genauso wie bei seinen schweren Depressionen, an denen er in Hamburg und in Augsburg mehrmals erkrankte. Max Fedra lässt sich, wie er mit Galgenhumor sagt, auch von seinem „Sudden Death“ (plötzlicher Tod, auch ein Begriff aus dem Eishockey, wenn ein Tor das Spiel beendet) nicht bezwingen.
Bald will er wieder ein Panther-Spiel besuchen und an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. In den kommenden Wochen folgt eine ambulante Reha. Lisa Fedra bremst jedoch: „Du hast eine zweite Chance bekommen, man soll sich das zu Herzen nehmen.“ Die Landshuterin will nicht, dass sich ihr Mann sofort ins Berufsleben stürzt. Stadionumbau, Spielerverträge, der tägliche Kampf um das finanzielle Überleben des Eishockeyklubs – alles kann noch warten. Am Donnerstag kam Fedra nach Hause. Seine Frau sagt: „Auch wenn er manchmal ein rechter Grantler ist: Ich bin froh, dass ich ihn wieder habe.“