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Interview mit Lothar Sigl: Curt-Frenzel-Stadion: Saubere Lösung statt Kosmetik

Interview mit Lothar Sigl

Curt-Frenzel-Stadion: Saubere Lösung statt Kosmetik

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    Lothar Sigl
    Lothar Sigl

    Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl spricht im Interview über die Probleme mit der Projektleitung des Stadion-Umbaus und die Aussichten der Mannschaft. Deren Angriff verstärkt künftig Riley Armstrong.

    Der verpfuschte Stadion-Umbau hat für eine Negativstimmung unter vielen Fans des deutschen Eishockey-Vizemeisters gesorgt. Wie sehen Sie als Panther-Hauptgesellschafter die sportliche Entwicklung?

    Sigl: Wir stehen nicht so schlecht, wie es oberflächlich in der Tabelle aussieht. Wir haben noch 15 Vorrunden-Heimspiele, sind knapp am 10. Platz dran und arbeiten hart daran die Play-offs zu erreichen.

    Larry Mitchell hat aber beklagt, dass Anhänger einige Spiele sehr negativ sehen.

    Sigl: Das hat er wegen der baulichen Situation früher möglicherweise nicht so gehört, weil diese Fans weiter weg standen. Ich vergleiche die Stimmung mit dem vergangenen Jahr. Da hatten wir auch eine längere Phase des Misserfolgs. Ich sehe das entspannt - ganz im Gegensatz zur zweiten emotionalen Baustelle Curt-Frenzel-Stadion.

    Dabei sollte der Umbau den Verein doch voranbringen...

    Sigl: Bei mir sind im April 2009 große Hoffnungen geweckt worden, als der Stadtrat beschloss, dass das Stadion von Grund auf saniert wird. Ein langer Kampf schien endlich erfolgreich zu sein. Leider war anschließend der Umgang im Tagesgeschäft mit Projektleitung und Architekten nicht so erfreulich und durch die Sichtproblematik im ersten Heimspiel am 3. Oktober eskalierte die Situation in ungeahntem Ausmaß.

    Aber sie wussten, dass der Umbau bis Sommer 2012 erhebliche Einschränkungen mit sich bringen würde...

    Sigl: Uns war klar, dass so eine Baustelle über drei Sommer nicht ohne Einschränkungen geht. Wir jammern nicht, dass wir auswärts trainieren mussten und bis Oktober nicht in Augsburg spielen konnten. Es war klar dass wir bis Dezember mit wenigen Zuschauern klar kommen mussten. Das entscheidende wird jetzt sein: Kommen die Fans in der zweiten Saisonhälfte?

    Bislang waren es im Schnitt 3000 Zuschauer, wie ist die finanzielle Lage?

    Sigl: Wir müssen den Gürtel so eng schnallen wie wir es immer gemacht haben und werden die Saison meistern, wie wir es immer irgendwie geschafft haben. Wer weiß schon zum heutigen Zeitpunkt, wie die sportliche Entwicklung sein wird. Vielleicht spielen wir in den Play-offs wieder eine gute Rolle.

    Fühlen Sie sich von den Zuschauern im Stich gelassen?

    Sigl: Auf keinen Fall. Die Stadt wollte uns von Oktober bis Dezember nur 2650 Zuschauerplätze zur Verfügung stellen, die wir mit Eigeninitiative auf 2902 gesteigert haben. Die höhere Kapazität von über 5000 Plätzen bekamen wir erst Ende dieses Monats, deshalb haben wir über 90 Prozent Auslastung erreicht. Selbst wenn wir Tabellenführer wären, hätten wir nicht viel mehr aufnehmen können.

    Paradoxerweise bricht die große Solidarität im Sport häufig erst dann aus, wenn ein Verein in der Insolvenz ist, wie die Beispiele Frankfurt und Kassel zeigen, die teilweise über 5000 Fans in den unteren Klassen anlocken...

    Sigl: Das ist traurig. Wenn sie vorher gekommen wären, hätten die Vereine diese finanziellen Probleme möglicherweise erst gar nicht bekommen. Ich habe keine Erklärung für ein derartiges Sozialverhalten. Wir wollen es auf keinen Fall ausprobieren. Ich setze auf die Reaktion unserer Anhänger in den nächsten drei Monaten. In den vielen Heimspiele - allein sieben im Januar - wollen wir sportlich den Anschluss schaffen und hoffen, dass viele Zuschauer kommen werden - auch weil sie dem Augsburger Eishockey helfen wollen. Einen ersten Fingerzeig könnte bereits die Partie am Sonntag gegen Mannheim bringen. In der Mannschaft, so habe ich das Gefühl, gibt jeder alles um das Team nach vorne zu bringen. Keiner will nach der Vorrunde die Saison beenden.

    Glauben Sie, dass die Sitzplätze auf der Osttribüne angenommen werden?

    Sigl: So richtig werden wir das erst sehen, wenn gegen München oder Ingolstadt keine Stehplätze mehr zur Verfügung stehen sollten. Der Zuschauer in Augsburg muss umdenken: Es gibt kaum ein DEL-Stadion, in dem auf der Geraden viele Stehplätze erhalten blieben.

    Wie lässt sich die negative Grundstimmung der Fans beim Thema Stadion-Umbau vertreiben?

    Sigl: Nur mit einer kosmetischen Maßnahme kriegen wir den Makel sicher nicht los. Darum ist es nach wie vor unsere eindeutige Forderung: Keine Erhöhung der Eisfläche, kein Flickwerk, sondern eine saubere Lösung. Es ist von der Stadt Augsburg und den 60 Stadträten ein anderes Stadion beim Architekten bestellt worden. Wenn alle ihre Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler wahrnehmen, kann es nur eine Entscheidung geben: Rückbau der Tribünen.

    Derzeit wird an drei Lösungsvorschlägen für das Sichtlinienproblem gearbeitet, die am 27. Januar dem Stadtrat präsentiert werden sollen...

    Sigl: Ich habe versucht, die vom Oberbürgermeister Kurt Gribl angekündigte Transparenz zu leben und mich über den Stand der Dinge zu erkundigen. Der Schwenninger Architekt Uwe Schlenker und der Augsburger Ingenieur Rudolf Reisch, die die Machbarkeitsstudie der Panther-Fans optimieren sollen, durften mir aber auf Weisung der WBG-Projektleitung keine Auskunft geben. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht für mich anders aus.

    Wie tief sitzt der Frust?

    Sigl: Sehr tief. Wir haben Jahrzehntelang um den Umbau gekämpft und der Stadtrat beschloss einen Super-Masterplan. Es war immer klar, dass dieser Umbau nur in Etappen zu verwirklichen sein wird, aber es war Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Was wir jetzt bekommen sollen, ist kein gutes Endresultat. Das Problem der Sichtlinien wird in irgendeiner Form zu reparieren sein. Doch es ist der vollkommen falsche Weg, das Projekt auf eine Kostendeckelung von 16,2 Millionen und die DEL-Tauglichkeit zu reduzieren, wie es die WBG und die Architekten Hermann + Öttl gemacht haben.

    Warum?

    Sigl: Das Curt-Frenzel-Stadion ist kein isoliertes Fußballstadion auf der grünen Wiese, sondern es muss eine für den Breitensport und die Öffentlichkeit nutzbare Sportstätte sein. Das bleibt derzeit vollkommen unberücksichtigt. OB Gribl hat den Umbau zur Chefsache erklärt und damit Verantwortung für das Projekt übernommen. Wir hoffen, dass er die Nöte und Ängste aller Nutzer ernst nimmt. Es kann nicht sein, dass so viel Geld investiert wird und eine Murkshalle herauskommt, mit der weder Zuschauer noch Profis und Breitensport leben können.

    Zurück zum Sport. Auf welche Spieler setzen sie die größten Hoffnungen?

    Sigl: Wir haben mit Olver, Tallackson und Clarke wohl den besten Sturm der Liga. Die anderen müssen den Anschluss finden. Deshalb haben wir mit dem Kanadier Riley Armstrong auch einen Stürmer verpflichtet. Wir wollen uns unabhängiger von Verletzungen machen und den Konkurrenzkampf anfeuern.

    Wann spielt Armstrong zum ersten Mal?

    Sigl: Theoretisch könnte es am Sonntag gegen Mannheim klappen. Wir hatten bereits im Sommer zu ihm Kontakt, doch er hatte sich damals verpokert.

    In den nächsten Wochen soll auch die Trainerfrage geklärt werden. Larry Mitchell ist offensichtlich ein begehrter Mann?

    Sigl: Davon gehe ich aus.

    Was können Sie ihm bieten?

    Sigl: Das weiß er. Hier kann er seine Philosophie verwirklichen ohne dass er gegängelt wird. Aber zur Zeit lässt sich nicht abschätzen, welche Stadion-Bedingungen wir in Augsburg nächste Saison haben. Deshalb können wir ihm nicht irgendwelche Zusagen geben, die wir dann vielleicht nicht einhalten können. Für ihn wird das größte Problem sein: Kann er mit unserem Budget eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine stellen?

    Was passiert wenn Mitchell gehen sollte. Gibt es einen Plan B?

    Sigl: Damit beschäftige ich mich erst, wenn es soweit ist.

    Die Mannschaft muss wohl auf alle Fälle runderneuert werden. Endras, Kohl, Kettemer, Olver - die besten deutschen Profis werden gehen oder es wird ihnen zumindest nachgesagt. Es dürfte schwierig werden, gleichwertigen Ersatz zu beschaffen?

    Sigl: Sie wissen doch gar nicht, welche Spieler wir bereits unter Vertrag haben. Wir werden im August auf alle Fälle wieder ein Team haben.

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