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Interview: AEV-Trainer Stewart ist immer noch von Saison enttäuscht

Interview

AEV-Trainer Stewart ist immer noch von Saison enttäuscht

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    Hatte in der vergangenen Saison wenig Grund zur Freude: Mike Stewart, Trainer der Augsburger Panther.
    Hatte in der vergangenen Saison wenig Grund zur Freude: Mike Stewart, Trainer der Augsburger Panther. Foto: Daniel Karmann, dpa (Archiv)

    Wie lange hat es gedauert, die Enttäuschung über das Verpassen der Play-offs zu verdauen?

    Mike Stewart: Ich bin noch nicht fertig damit. Wir als Klub, ich als Trainer und General Manager haben so viel Zeit und Energie investiert, deshalb wird es noch länger dauern, bis ich das komplett verdaut habe.

    Sie haben bis zuletzt daran geglaubt, es noch zu packen?

    Stewart: Das ist mein Job als Leader, denn ich setze das Energie-Niveau. Wenn der Chef es nicht mehr glauben würde, dann wäre es den Spielern eh wurscht. Außerdem habe ich schon unglaubliche Dinge in meiner Karriere erlebt.

    Wie weit haben Sie das Saison-Aus schon aufgearbeitet?

    Stewart: Nach dem letzten Spiel war mein Job als Trainer erledigt und ich bin in die Rolle des Sportdirektors geschlüpft. Am Montag hatte ich 26 Einzelgespräche mit den Spielern und danach haben Hauptgesellschafter Lothar Sigl und ich eine Zusammenfassung gemacht.

    Was waren die Gründe für das Verpassen der Play-offs?

    Stewart: Wir waren zu abhängig von unserem Powerplay. Bei fünf gegen fünf haben wir zu wenig Tore geschossen. In der Defensive waren wir zu Beginn der Saison zu wacklig. Erst als Torwart Olivier Roy gekommen ist, hat sich die Mannschaft in der Abwehr gefangen. Außerdem ist die Liga noch ausgeglichener geworden. Dieses Jahr waren wir vier Spieltage vor Ende der Hauptrunde als Zwölfter elf Punkte entfernt vom vierten Platz. Vor einem Jahr waren wir als Sechster ebenfalls elf Punkte vom vierten Platz entfernt. Das sind die Fakten. Es lag alles viel dichter beisammen. In unserer stärksten Phase im Dezember und Anfang Januar hat nur München mehr Punkte gesammelt. Aber die untere Hälfte der Liga hat auch gewonnen. Unter dem Strich: Wir haben uns von den Narben der ersten Saisonhälfte nicht erholt. Wir haben nie das Selbstvertrauen wieder zurück gewonnen.

    Welche Konsequenzen ziehen Sie aus der Saisonanalyse?

    Stewart: Wir werden das Gesicht der Mannschaft verändern. Wenn auch nicht so radikal wie früher. Ich denke, es wird sechs bis sieben Neubesetzungen geben. Frisches Blut ist nie schlecht, auch wenn ich nach wie vor glaube, dass uns nicht viel gefehlt hat. Es war richtig, mit dieser Mannschaft in die Saison zu gehen. Aber unser Business ist immer im Fluss und jetzt glauben wir, dass es Zeit ist für ein paar neue Impulse.

    Sie setzen auf Tempo-Eishockey: Wird sich an dieser Grundausrichtung etwas ändern?

    Stewart: Nein, ich glaube weiterhin daran, dass modernes Eishockey sehr viel mit Tempo zu tun hat. Das sieht man sehr gut am Beispiel München, die so früh wie kein anderes DEL-Team den Gegner attackieren. Aber wir wollen körperlich ein wenig größer werden.

    Inwieweit hinterfragen Sie sich selbst, schließlich ist am Ende der Trainer dafür verantwortlich, wenn die Mannschaft schlecht spielt?

    Stewart: Ich hinterfrage mich immer. Was ich an Lothar Sigl schätze ist, dass er Leistung und Ergebnis voneinander trennen kann. Er schaut: Wie ist die Arbeit des Trainers? Hat das Hand und Fuß? Hören die Jungs ihm noch zu? Ich denke, dass ich das bestätigt habe. Für mich als Trainer ist es dagegen schwer zu trennen zwischen dem Plan der Organisation, dem Alltag, dem Saisonverlauf und wie die Jungs rausgehen und spielen. Es geht darum, dass wir unseren Plan komplett in all diesen Teilen ausführen. Das ist uns heuer leider nicht überall gelungen. Aber ich will es besser machen und freue mich jetzt auf die Arbeit im Sommer.

    Gibt es etwas, dass Sie im Rückblick anders gemacht hätten?

    Stewart: Es ist immer leicht, im Rückblick zu sagen, das oder das wäre besser gewesen. Das oder das hätten wir früher machen müssen. In dem Moment, in dem wir die Entscheidungen getroffen haben, waren es die richtigen Entscheidungen für uns.

    Was sagen sie zu dem Vorwurf, dass nicht alle Spieler komplett fit waren und einige ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hatten?

    Stewart: Ich will nicht unhöflich sein, aber das ist ein Schmarrn. Beim Eistraining denke ich vielmehr, dass ich es ein wenig zurückschrauben sollte. Wir haben mit Sven Herzog den besten Fitness-Coach der Liga. Zudem haben wir unser Tracking-System, mit dem wir genau sehen, welcher Spieler wie viel und wie schnell im Training und in jedem Spiel gelaufen ist. Außerdem: In diesem Olympischen Winter war der Spielplan extrem eng. Die Jungs sind auf dem Zahnfleisch daher gekommen.

    Der Vertrag mit dem kanadischen Torwart Olivier Roy wurde verlängert, wer wird zweiter Mann? Jonathan Boutin oder Ben Meisner?

    Stewart: Es ist möglich, dass es einer der beiden wird, aber es ist noch nicht entschieden.

    Spielmacher Drew LeBlanc bleibt trotz anderer Angebote in Augsburg, Top-Torjäger Trevor Parkes wird dagegen schon als Abgang nach München vermeldet. Stimmt das?

    Stewart: Wir arbeiten noch daran, ihn hier in Augsburg zu halten.

    Aber die Hoffnung ist eher klein?

    Stewart: Hoffnung ist Hoffnung.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Stewart: Ich werde auf einen Scouting-Trip nach Nordamerika gehen und mir in 16 Tagen 13 Spiele anschauen.

    Der vergangene Sommer war Ihrem Bekunden nach einer der entspanntesten überhaupt, da die Mannschaft nahezu komplett blieb. Der kommende Sommer dürfte arbeitsreicher werden.

    Stewart: Ja, aber das gehört dazu. Es ist viel Arbeit, eine Mannschaft zu bauen und in diesem Sommer müssen wir wieder mehr Spieler zu uns nach Augsburg holen. Aber Eishockey ist meine Leidenschaft. Wenn mir das keinen Spaß machen würde, müsste ich mir einen anderen Job suchen.

    Sie sind in Augsburg Trainer und Manager in Personalunion – eine Konstellation, die es nur selten gibt. Wie schwer oder leicht ist es Ihnen gefallen, Ihren Vertrag zu verlängern?

    Stewart: Richtig leicht. Das gesamte Umfeld funktioniert sehr gut. Jobs, in denen du unter großem Druck stehst, sind zwar nicht immer angenehm. Ich bin hier aber noch nicht fertig mit meiner Arbeit. Dazu wollen wir ein paar Kleinigkeiten im Hintergrund ändern.

    Können Sie uns ein Beispiel nennen?

    Stewart: Die Infos aus unserem Tracking-System müssen wir vielleicht noch besser in unsere Arbeit integrieren. Damit können wir schon während des Spiels sehen, ob ein Spieler müde wird. Und ob wir seine Minuten auf dem Eis anders managen müssen.

    Letzte Frage: Wer wird deutscher Meister?

    Stewart: München. Die haben von oben bis unten die meiste Qualität und Tiefe im Kader. Und sie haben eine gute Mischung aus technischen Fähigkeiten und Härte. Don Jackson ist ein super Trainer. München ist der Favorit, auch wenn in dieser Liga viel schief gehen kann. Das ist anders als mit Bayern München in der Bundesliga.

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