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Corona-Krise: Handball, Eishockey und Basketball bangen um ihr Überleben

Corona-Krise

Handball, Eishockey und Basketball bangen um ihr Überleben

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    Basketball-Bundesligist Ratiopharm Ulm ist auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Wie geht in Zeiten von Corona mit dem Verein und der Liga weiter?
    Basketball-Bundesligist Ratiopharm Ulm ist auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Wie geht in Zeiten von Corona mit dem Verein und der Liga weiter? Foto: Horst Hörger

    Die Aufregung im Spitzensport ist groß, seitdem sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder am Donnerstag darauf geeinigt haben, Großveranstaltungen bis mindestens Ende Dezember 2020 zu verbieten – wenn eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich sind. Daniel Hopp etwa, Gesellschafter des Eishockey-Spitzenklubs Adler Mannheim, sprach von einem "Schlag in die Magengrube".

    Jennifer Kettemann, Managerin des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, befürchtet ein Vereinssterben jenseits des Profifußballs. Vor allem Profiligen und Klubs, die auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Geisterspiele sind jenseits des Fußballs keine Option, da TV-Gelder eine untergeordnete Rolle spielen.

    Lothar Sigl von den Augsburger Panthern hatte auf "andere Entscheidungen" gehofft

    Das gilt auch für die Augsburger Panther. Der Klub aus der Deutschen Eishockeyliga (DEL) generiert einen Großteil seines Etats direkt oder indirekt aus Zuschauereinnahmen. Lothar Sigl, Hauptgesellschafter der Panther, hat seinen Optimismus aber (noch) nicht verloren. Er sagt, dass die Entscheidungen der Politik jetzt erst einmal in aller Ruhe diskutiert werden müssten. Momentan wisse er auch nur, was in den Medien zu lesen stand. Sigl: "Wir hätten uns zweifellos andere Entscheidungen erhofft. Aber es ist noch nie der Stil im Eishockey gewesen, einfach aufzugeben."

    Seit über 30 Jahren leitet Lothar Sigl die Geschicke der Augsburger Panther. Mindestens 3000 Zuschauer pro Spiel sind im Curt-Frenzel-Stadion notwendig, damit der Klub wirtschaftlich über die Runden kommt.
    Seit über 30 Jahren leitet Lothar Sigl die Geschicke der Augsburger Panther. Mindestens 3000 Zuschauer pro Spiel sind im Curt-Frenzel-Stadion notwendig, damit der Klub wirtschaftlich über die Runden kommt. Foto: Ulrich Wagner

    Nüchtern stellt der Panther-Boss fest, dass in der Politik vor allem die Belange des Fußballs berücksichtigt werden. "Wenn ich das Interview mit Horst Seehofer in Ihrer Zeitung lese, dann sehe ich, dass der Innenminister nur die erste und zweite Fußball-Bundesliga erwähnt. Keinen anderen Sport, keine andere Liga." Ähnlich sieht das Mannheims Hopp: "Die Fußball-Bundesliga ist das wichtigste Produkt, aber das ist mir dann doch ein bisschen zu kurz gesprungen. Auch wir sind systemrelevant."

    Sigl will aber nicht zu hart mit den Politikern ins Gericht gehen. "Es ist schwierig, momentan Entscheidungen zu treffen. Trotzdem sind wir momentan die Betroffenen und müssen das Beste aus der Situation machen." In der kommenden Woche erwartet der Panther-Hauptgesellschafter zahlreiche Video- und Telefonkonferenzen innerhalb der Gremien der DEL. Dabei wird es wohl darum gehen, welche Auswirkungen ein Saisonstart hätte, der noch weiter nach hinten verlegt würde. Sigl betonte: "Wir geben nicht auf und arbeiten weiter – und irgendwann muss von der Politik zur Kenntnis genommen werden, dass hier ganz viele Sportarten vor einer höchst ungewissen Zukunft stehen. Es ist leider so, dass wir in einer reinen Fußballgesellschaft leben und keine Lobby mehr für andere Sportarten haben."

    Auch in der Eishockey-Liga DEL geht ohne Zuschauer nichts. Bei den Augsburger Panthern hofft man weiterhin darauf, die Saison mit Fans zu starten.
    Auch in der Eishockey-Liga DEL geht ohne Zuschauer nichts. Bei den Augsburger Panthern hofft man weiterhin darauf, die Saison mit Fans zu starten. Foto: Ulrich Wagner

    Basketball-Bundesliga Ratiopharm plant ohne Zuschauereinnahmen

    In der Basketball-Bundesliga treffen die Vereine schon Vorkehrungen, um das Überleben zu sichern. Für Ratiopharm Ulm war schon früh klar, dass man in der kommenden Saison, die Anfang November starten soll, finanziell kürzertreten müsse. Geschäftsführer Andreas Oettel ging noch Ende Juni davon aus, dass die Hallen in der Bundesliga zum Saisonstart vielleicht zu 25 Prozent gefüllt sein würden. Um mit dem Etat auf sicheren Beinen zu stehen, plante Ratiopharm Ulm deshalb vorsorglich ohne Zuschauereinnahmen. Diese und der Verkauf von Speisen und Getränken an Spieltagen in der Neu-Ulmer Arena machen rund ein Drittel des Etats der Basketballer aus.

    Früher Trainer, heute Sportdirektor bei Ratiopharm Ulm: Thorsten Leibenath.
    Früher Trainer, heute Sportdirektor bei Ratiopharm Ulm: Thorsten Leibenath. Foto: Alexander Fischer

    Sportdirektor Thorsten Leibenath sagte während eines Medientrainings am Freitag, dass der Klub wohl auf 30 bis 40 Prozent seines Etats verzichten müsse. Was das für Folgen hat, war in den vergangenen Wochen zu beobachten. Mit Archie Goodwin, Gavin Schilling, Derek Willis, Grant Jerrett, Tyler Harvey und Seth Hinrichs verließen etablierte Profis und Leistungsträger den Verein, der sich ihre Dienste schlicht nicht mehr leisten konnte. Stattdessen kamen unbekannte Spieler aus der NBA-Nachwuchsliga G-League oder aus Israel. Wie einschneidend die Lage für seinen Klub gerade ist, schrieb Geschäftsführer Thomas Stoll auf Twitter: "Ohne Corona hätte es eine Chance gegeben, das Team zusammenzuhalten. So keine Chance."

    Mit Hygienekonzepten, die sich am Vorbild des Profi-Fußballs orientieren, wollen die Ligen im Handball (derzeit geplanter Saison-Start: 1. Oktoberwoche), Eishockey (18. November) und Basketball (6. November) den Spielbetrieb ermöglichen – idealerweise vor Zuschauern. Auf die Vorgaben der von Bund und Ländern eingesetzten Arbeitsgruppe können sie bei ihren nun anstehenden Planungen kaum warten. Diese sollen Ende Oktober vorliegen – rechtzeitig für König Fußball, vielleicht zu spät für andere.

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