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Eishockey in Augsburg: Nach Schicksalsschlag ist Job beim AEV "wie ein Sechser im Lotto“

Eishockey in Augsburg

Nach Schicksalsschlag ist Job beim AEV "wie ein Sechser im Lotto“

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    Andreas Bentenrieder (rechts) trainiert in dieser Saison die AEV-Jugend in der Deutschen Nachwuchs-Liga. Robert Merk (links) und Andreas Becher helfen ihm dabei.
    Andreas Bentenrieder (rechts) trainiert in dieser Saison die AEV-Jugend in der Deutschen Nachwuchs-Liga. Robert Merk (links) und Andreas Becher helfen ihm dabei. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Es ist Herbst 2010. Der Eishockeytrainer Andreas Bentenrieder fährt nach zwei Einheiten im Landsberger Eisstadion ins Fitnessstudio nach Peißenberg. Er will was für seinen Körper tun, aber der reagiert mit extremen Kopfschmerzen. „Die Ärzte nennen das Vernichtungsschmerz“, weiß der 46-Jährige – im Nachhinein.

    Damals ist Bentenrieder dem Tod nahe. Er verliert das Bewusstsein, wird mit einer Gehirnblutung per Hubschrauber nach Murnau und später nach München gebracht. „Ein Aneurysma ist geplatzt.“ Spezialisten in Großhadern veröden die Arterie. Während des Eingriffs tritt eine mögliche Nebenwirkung tatsächlich ein – Bentenrieder erleidet einen Schlaganfall. „Die Englein haben mir eine Zwangspause verordnet.“ Der gebürtige Mühldorfer hält es für Stressfolgen.

    Seit einigen Wochen bereitet Bentenrieder die AEV-Jugend auf die Saison in der Eliteliga DNL vor, es ist für ihn wie ein zweites Leben. 2010 hatten die Mediziner ihre Mühe, ihn nach der Operation wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen. Als es soweit ist, erkennt er Freunde und Familie nicht mehr. Bentenrieder kann nicht allein essen, hat Probleme mit der Sprache und es fällt ihm schwer zu schreiben. „Es war ein brutal harter Weg zurück“, gibt der gelernte Spengler zu. „Es gab Phasen, da wusste ich nicht, wie das Leben für mich weitergehen sollte.“

    Als Integrationshelfer kümmert er sich um Kinder

    Erst nach einem Jahr Reha und späterer Tagesklinik fühlt sich der A-Lizenztrainer wieder bereit für einen beruflichen Neuanfang beim fünftklassigen Eishockeyverein in Aachen.

    Es läuft so gut, dass ihm Ende 2011 der Oberligist Adendorfer EC (dritthöchste Klasse) ein Angebot macht. Der Oberbayer qualifiziert sich mit der Mannschaft aus der Nähe von Lüneburg sogar für den DEB-Pokal. „Ich bin wieder belastbar und sehe alles entspannter“, sagt er. Doch 2013 verlässt er nach „unterschiedlicher Auffassung in einigen Dingen“ Adendorf und orientiert sich beruflich vollkommen neu.

    Als Integrationshelfer kümmert er sich an einer Schule in der Nähe von Hamburg um Kinder, die an ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und dem Asperger Syndrom – eine Art von Autismus – leiden. Das erfordert ein Höchstmaß an Geduld. „Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten, mit einem der Kinder bin ich immer noch in Kontakt. In diesem Bereich ist Einfühlungsvermögen besonders wichtig.“

    Das Angebot aus Augsburg ist wie "ein Sechser im Lotto"

    In diesem Frühjahr denkt er wieder mehr an Eishockey. Dafür sorgen die Anrufe aus Augsburg. Die AEV-Jugend steigt als Meister der Bundesliga Süd in die DNL auf, Trainer Andreas Becher will kürzertreten und sucht einen Nachfolger. „Bente“, wie er genannt wird, kennt er aus Landsberg.

    Nach Gesprächen mit Becher, den früheren Nationalspielern Leo Conti sowie Michael Bakos und Panthercoach Larry Mitchell ist Bentenrieder hellauf begeistert. „Das ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Diese Menschen leben Eishockey und wir haben dieselbe Philosophie von Ausbildung.“

    Bentenrieder sieht sich als „ehrlichen und gradlinigen Trainertyp“. Ausführlich beschreibt er auf seiner Internetseite (www.coachab.de) seine Vorstellungen von Nachwuchsausbildung. Bentenrieder fühlt sich wohl an seinem neuen Arbeitsplatz. „Ich habe die Augsburger als sehr freundliche Menschen kennengelernt.“ Und er freut sich darüber, dass er seinen in Peiting lebenden Sohn Marijan, 9, häufiger sieht.

    Jeder Tag ist für ihn ein besonderes Erlebnis

    Zurzeit verbringt er die meiste Zeit mit 25 jungen Männern zwischen 16 und 19 Jahren. Die jungen AEV-Spieler müssen sich im Kraftraum und auf der Laufbahn die Fitness für die Saison in der höchsten Klasse aneignen. „Alle sind sehr engagiert bei der Sache und lernwillig.“

    Für den Neuling kann nur der Klassenerhalt das Ziel sein. „Den werden wir schaffen.“ Bentenrieder geht erst am 9. August mit seinem Team zum ersten Mal im Curt-Frenzel-Stadion auf das Eis, aber er strahlt eine positive Grundstimmung aus. Bei seiner Lebensgeschichte ist jeder Tag ein besonderes Erlebnis.

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