Jürgen Arnold, der Aufsichtsratsvorsitzende DEL, hat im Gespräch mit unserer Redaktion auf den enormen Zeitdruck hingewiesen, unter dem die Eishockey-Liga steht: "Es gibt jede Menge Denkmodelle. Allerdings wollen wir jetzt zunächst einmal diesen 13. November im Fokus behalten, weil es eigentlich der letzte Termin ist, der uns eine reguläre Saison inklusive einer Play-off-Meisterrunde im Modus "Best-of-five" ermöglichen würde."
Andererseits droht bei einem verfrühten Start der finanzielle Kollaps für die DEL: "Es gibt sicher mehrere Situationen, die fatal wären. Würde man beispielsweise in die Saison starten und müsste sie dann wieder abbrechen, wäre das vor allem ein emotionaler Worst-Case. Es wäre aber noch viel fahrlässiger, wenn wir am 13. November mit der Hoffnung, dass sechs Wochen später Zuschauer zugelassen werden oder der Staat das Ganze schon subventionieren wird, die Saison beginnen würden. Sollte dann die Nachricht kommen, dass beides nicht möglich ist, müssten wir die Spielzeit aus wirtschaftlichen Gründen stoppen. Das wäre ebenfalls emotional, aber auch finanziell eine Katastrophe." Im Gegensatz zum Fußball sind die Eishockey-Vereine auf die Zuschauereinnahmen angewiesen.
Arnold: Wenn die DEL in die Saison startet und die Einnahmen ausbleiben, wäre das die "Katastrophe"
Wenn die DEL-Vereine Mitte November mit der Hoffnung starten, dass Anfang Dezember Zuschauer zugelassen sind und sich diese Hoffnung zerschlägt, würde das laut Arnold enorme Risiken bergen: "Das Schlimmste in diesem Fall wäre, wenn wir mit der Vorbereitung beginnen, zum Teil die Spieler aus der Kurzarbeit holen und dann das Ganze unmittelbar vor dem geplanten Saisonstart wieder einstellen müssten. Dann hätten die Klubs Kosten, aber überhaupt keine Einnahmen."
Fakt ist aber auch: Je später die DEL startet, "umso größer müsste dann die Zuschauer-Zulassung oder auch die Subvention durch den Staat sein", so Arnold. Auch alternative Modelle mit einem späteren Saisonstart gebe es bereits, so der DEL-Chef. Überhaupt eine Spielzeit zu haben, sei für die Sportart überlebenswichtig: "Wir werden daher auch alles versuchen, dass wir diese Saison in irgend einer Form über die Runden bringen – sofern es denn wirtschaftlich gesehen den Klubs gegenüber vertretbar ist."
Arnold wünscht sich, dass auch kleine Sportarten wie Eishockey als systemrelevant gesehen werden
An die Politik hat Arnold einen klaren Wunsch: "Ich würde mir von der Politik wünschen, dass sie auch die System-Relevanz "kleinerer" Sportarten wie Eishockey, aber auch Handball oder Basketball erkennt und deren Weiterleben ermöglicht. In unserem speziellen Fall geht es darum, einerseits Zuschauer zuzulassen und andererseits mit Subventionen die Klubs zu unterstützen, damit dieser Sport weiter ausgeübt werden kann."
Lesen Sie hier das komplette Interview: DEL-Chef Arnold will an Auf- und Abstieg festhalten: "Werden uns an Vertrag halten"
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