Es gibt Fragen, die kann Darin Olver leicht beantworten. Beruf? Eishockeyprofi. Die Augsburger Panther sind seine dritte Station in Europa nach Bremerhaven (zweite Liga) und Straubing (DEL).
"Trainer Larry Mitchell wollte mich unbedingt haben und hat mir versprochen, dass ich Mittelstürmer spielen kann", nennt er die Gründe für den Wechsel, der sich für den Mann aus Übersee gelohnt hat. Olver darf die erfolgreichste Reihe mit Brett Engelhardt sowie Colin Murphy führen und hat in 13 Spielen bereits 13 Scorerpunkte gesammelt. "Bislang funktioniert es hervorragend", freut sich der 24-Jährige.
Er ist in der Nähe von Vancouver in Kanada geboren, aber der Begriff Heimat lässt ihn nachdenklich werden. "Ich habe die meiste Zeit in den USA gelebt und bin dabei häufig umgezogen - Kalifornien, Washington, Idaho." Olver zählt US-Staaten auf, in denen er gelebt hat. Sein Vater John ist Eishockeytrainer, und dieser Job macht aus Menschen manchmal Nomaden. Zurzeit arbeitet Olver senior in Boise, Idaho. Darin schaute im Sommer vorbei. "Ich habe vor allem Golf gespielt." Doch als Heimatbasis betrachtet er die Stadt nicht. "Ich bin ja nur ein paar Wochen da, dann geht es zurück nach Europa."
Heimat der Großeltern
Olver hat sich früh für den Wechsel nach Deutschland entschieden. Nachdem er keine Aussicht hatte, einen NHL-Vertrag bei den New York Rangers zu bekommen, entschied er sich gegen ein Engagement in der unterklassigen AHL - und für die Heimat seiner Großeltern. Sie sind in den 50er Jahren von Karlsruhe nach Kanada ausgewandert. Als Darins Mutter Diana geboren wurde, waren sie noch nicht eingebürgert.
Deshalb besitzt Diana auch die deutsche Staatsangehörigkeit und Darin hat seit zwei Jahren neben einem kanadischen Pass einen deutschen Personalausweis. Das hilft ihm beruflich enorm weiter. Da er keine Ausländerlizenz in Anspruch nimmt, ist er als Arbeitnehmer in der Deutschen Eishockey-Liga gefragt. Sein Vertrag in Augsburg läuft bis Saisonende, die Panther können ihn per Option um ein weiteres Jahr verlängern. Auch sein 21-jähriger Bruder Mark geht mit dem Puck aufs Eis. Er stürmt für die Northern Michigan University, die Profirechte hat sich die Organisation der Colorado Avalanche (NHL) gesichert. "Auch Mark hat deutsche Papiere, aber ich glaube nicht, dass er so schnell nach Europa kommt", so Darin.
Freundin Lindsay als wichtiger Beistand
Olver vermeidet deutsche Worte. "Hier spricht fast jeder englisch, deshalb habe ich kaum Gelegenheit, Deutsch zu lernen." Den "Kulturschock" des ersten Jahres hat er überwunden. "Der Anfang in Bremerhaven war nicht einfach. Es gab nur wenige Importspieler und viele Deutsche hatten ihre eigenen Cliquen." In Augsburg hat er viele Kollegen aus Nordamerika und die Mannschaft passt vom Altersdurchschnitt gut zusammen. "Auch wir Frauen treffen uns häufig", sagt Olvers Freundin Lindsay. Die Amerikanerin ist ein wichtiger Rückhalt für den Eishockeyprofi. "Nur wenn sie im Auto am Steuer sitzt, ist mir nicht ganz wohl", erzählt er lächelnd von den Mühen der Partnerin, sich auf die manuelle Gangschaltung einzustellen.
Lindsay nimmt es mit Humor und ist im Gegenzug froh, Darin in schwierigen Situationen helfen zu können. "Gerade im vergangenen Jahr war Darin zeitweise sehr unglücklich." Ein Kreuzbandriss im Knie zwang ihn zu einer Pause von fast drei Monaten. "Anschließend bin ich zu früh wieder aufs Eis." Deshalb kam er bis zum Saisonende nicht mehr richtig in Fahrt. "Manchmal habe ich noch Beschwerden im Knie", gibt er zu. Bei der Arbeit ist davon nichts zu sehen.
Am heutigen Freitag in Hannover stürmt Olver wahrscheinlich mit Brett Engelhardt und Uli Maurer, der für den gesperrten Colin Murphy nachgerückt ist. "Zum Glück ist Murphy am Sonntag wieder dabei." Um 14.30 Uhr gegen Meister Berlin benötigen die Panther alle Kräfte.