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Eishockey: DEB-Präsident Reindl vor Deutschland Cup: "Wir sind wieder da"

Eishockey

DEB-Präsident Reindl vor Deutschland Cup: "Wir sind wieder da"

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    In Sorge um die Eishockey-WM 2021: Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes.
    In Sorge um die Eishockey-WM 2021: Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes. Foto: Tobias Hase/dpa

    Knapp acht Monate lang ging im deutschen Eishockey coronabedingt nichts. Ausgerechnet jetzt, wo die Infektionszahlen sprunghaft steigen und es wieder einen Teil-Lockdown im Land gibt, wird wieder Eishockey gespielt. Unter größten Anstrengungen findet von Donnerstag an in Krefeld der Deutschland Cup statt.

    Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl, spricht im Interview über die Bedeutung des Turniers, die Corona-Infektion von Bundestrainer Toni Söderholm, die allgemeinen Probleme des Eishockeys und die WM 2021. 

    Nach monatelanger Spielpause findet nun der Deutschland Cup in schwierigen Zeiten statt. Welche Bedeutung hat das Turnier für Sie?

    Franz Reindl: Ganz klar, das ist ein Lebenszeichen unseres Sports: Wir sind wieder da. Die Nationalmannschaften wieder in den Blickpunkt zu rücken, ist total wichtig. Es geht sportlich und medial um die Eishockey-Präsenz. Für die Nationalspieler und den Bundestrainer Toni Söderholm war und ist die Zeit besonders schwierig - er hatte ja das Nationalteam zuletzt vor einem Jahr beim Deutschland Cup betreut. Du brauchst aber den Wettbewerb und den haben wir jetzt.

    Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm hat sich mit dem Coronavirus infiziert.
    Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Foto: Armin Weigel/dpa

    Ausgerechnet jetzt fällt Söderholm wegen einer Corona-Infektion aber aus. Wie sehr schmerzt sein Fehlen?

    Reindl: Toni tut mir echt leid, seine große Enttäuschung ist absolut verständlich. Aber er und sein Trainerteam haben für diese äußerst komplizierte Situation eine gute Lösung gefunden mit Steffen Ziesche, Thomas Popiesch und Ville Peltonen in beratender Funktion. Natürlich sollte der Bundestrainer vor Ort sein, aber die Pandemie stellt uns immer wieder vor unerwartete Hindernisse, deshalb werden wir auch noch die Herausforderung bewältigen. 

    Zuschauer gibt es keine - wie groß ist das finanzielle Minus?

    Reindl: Die Zuschauereinnahmen fallen komplett weg. Das sind etwa 300 000 Euro, die fehlen. Wir haben aber auch Sponsoren und TV-Verpflichtungen. Und die Tatsache, präsent zu sein, den Eishockeysport zu zeigen, die Nationalmannschaft zusammenkommen zu lassen, geht einfach vor. Natürlich haben wir einen finanziellen Schaden. Aber das biegen wir schon irgendwie hin. 

    Auch die zweite Liga startet nun genauso wie die Oberliga, nach dem Deutschland Cup beginnt das DEL-Vorbereitungsturnier. Gleichzeitig steigen aber die Infektionszahlen sprunghaft an - werden wir noch eine DEL-Saison erleben?

    Reindl: Das ist eine ganz schwierige Frage. Ich persönlich rechne damit. Das ist aber mehr eine Hoffnung. Ich hoffe auch auf einen Start komplett mit allen Teams.

    Hoffen Sie irgendwann auf Zuschauer, sollte die DEL starten?

    Reindl: Wenn ich mir Zahlen anschaue, in andere Länder gucke oder das Geschehen weltweit beobachte, dann gehe ich nicht davon aus. Aber wir brauchen dann eben andere Konzepte und die aufgezeigten Überbrückungshilfen für den Profisport. Wir müssen das Beste daraus machen und dürfen nicht aufgeben.

    Ein Ausfall der DEL-Saison ist für Reindl ein "echtes Horrorszenario"

    Was würde ein Jahr ohne DEL-Saison bedeuten?

    Reindl: Die Folgen wären besonders für die Spieler und die Angestellten, aber auch für alle Organisationen dramatisch. Für den Nachwuchs ganz besonders, das macht mir langfristig echt Sorgen. Viele Stadien werden möglicherweise schließen. Durch den Wegfall des Nachwuchs- und Breitensports, des Hobbyeishockeys und so weiter werden den Betreibern viele Belegungszeiten und damit Einnahmen vom Eishockeysport fehlen. Ohne Nachwuchseishockey ist die Lücke aber auf Dauer riesig. Das ist ein echtes Horrorszenario.

    Sollte die DEL nicht starten können, wie weit würde es das deutsche Eishockey zurückwerfen?

    Reindl: Wir sehen den Aufschwung schon jetzt absolut als unterbrochen an. Die Folgen sind erst feststellbar, wenn wir wieder gegen andere Nationen spielen. Und wie gesagt, Jammern hilft keinem.

    Der Vertrag mit Krefeld zur Austragung des Deutschland Cups läuft aus. Wie geht es im kommenden Jahr weiter?

    Reindl: Es ist das letzte Vertragsjahr, aber wir sind sehr zufrieden mit Krefeld. Für dieses Corona-Turnier kann ja auch niemand etwas. Von daher ist es als Art Entgegenkommen absolut erste Option, nächstes Jahr wieder nach Krefeld zu gehen. Dann macht man andere Dinge eben ein Jahr später.

    Wären Sie dann überhaupt als DEB-Präsident noch dabei? Im kommenden Jahr soll ein neuer Präsident beim Weltverband IIHF gewählt werden. Sie gelten als Kandidat.

    Reindl: Wir erleben auch international gerade ein Horrorszenario. Wir mussten etliche Turnier in den vergangenen Monaten absagen und werden am 18. November bei der nächsten IIHF-Versammlung weitere Einschnitte vornehmen müssen. Da stehen die Wahlen total hinten an. Erst nächstes Jahr im September wird gewählt.

    2021 soll die WM in Lettland und Belarus stattfinden. Angesichts der Proteste dort und des Vorwurfs des Wahlbetrugs gegen Machthaber Lukaschenko macht die lettische Politik Druck, nicht in Minsk spielen zu lassen. War die Vergabe mit an Belarus ein Fehler?

    Reindl: Ich glaube nicht. Die IIHF ist sehr demokratisch aufgestellt. Über die WM-Vergabe entscheiden ja alle Repräsentanten aus circa 80 Ländern. Beide Länder und Verbände haben sich gemeinsam beworben. 2017 gab es die Entscheidung für Riga und Minsk, die sehr knapp zuungunsten Finnlands ausfiel. Es war eine echte Kampfabstimmung. So ist es in der Demokratie. Woanders entscheiden teilweise nur Gremien. Bei uns gibt es einen demokratischen Prozess.

    Dennoch: Ist die WM allein aus politischen Gründen haltbar?

    Reindl: Die Entwicklung schreitet voran. In Riga laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Wir Deutschen spielen ja in Riga. Beide Verbände arbeiten hervorragend miteinander. Sportlich und organisatorisch gibt es keine Schwierigkeiten. Die Corona-Situation und die politische Situation sind aber auch Fakt. Die IIHF hat einen externen Experten-Kreis aus verschiedenen Bereichen wie Sport, Politik, Gesundheit und Sicherheit gebildet. Dieser Expertenkreis wird uns Fakten für eine Entscheidung vorlegen. Im November bei der IIHF-Versammlung werden wir eine Entscheidung treffen.

    Sollte Deutschland die K.o.-Runde erreichen, könnte auch sie in Minsk spielen. Hätten sie Verständnis für Spieler, die nicht bei der WM oder in Belarus spielen wollen?

    Reindl: Ich glaube, die Spieler können das sehr gut einschätzen und werden dabei auch tiefergehende Fragen stellen: Wie war es bei der WM 2014 in Minsk? Kann der Sport helfen, Brücken zu bauen? Was sagen die Fans? Darf man dann nach China gehen? Vor so einer Diskussion würde ich mich nicht scheuen, im Gegenteil, das ist total wichtig. Den offenen Dialog finde ich gut.

    Wie ist Ihr Gefühl derzeit: Wird es nächstes Jahr wegen Corona überhaupt wieder eine WM geben?

    Reindl: Ich hoffe es sehr, habe aber große Sorge vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung.  

    Zur Person: Franz Reindl (65) gewann als Spieler mit Deutschland bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck Bronze. Später wurde er beim DEB Sportdirektor, Generalsekretär, Interims-Bundestrainer, WM-Organisationschef und ist seit 2015 Präsident. Reindl ist international gut vernetzt, Mitglied im Exekutivkomitee des Weltverbands IIHF und gilt als möglicher künftiger IIHF-Präsident. (dpa)

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