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Augsburger Panther im Interview: Dennis Endras: "Ich habe immer mehr gemacht als andere"

Augsburger Panther im Interview

Dennis Endras: "Ich habe immer mehr gemacht als andere"

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    Dennis Endras, Torhüter der Augsburger Panther.
    Dennis Endras, Torhüter der Augsburger Panther. Foto: Ulrich Wagner

    Dennis Endras geht heute in seine letzte DEL-Saison. Der künftigeNHL-Keeper erklärt, was ihn auszeichnet, was er jungen Spielern rät undwie er sich seine Zukunft in den USA mit Freundin Lisa vorstellt

    Die Panther haben viele neue Spieler. Plaudern Sie doch mal aus dem Nähkästchen. Welche Spieler haben denn ganz besondere Marotten?

    Endras: Wir haben wie jedes Jahr ruhige Spieler und Clowns.

    Wer ist ein Clown?

    Endras: Sean Bentivoglio und Mike Radja, die sind zumindest am lautesten in der Kabine.

    Wie sieht es auf dem Eis aus? Erwartet Sie persönlich mehr Arbeit als vergangene Saison?

    Endras: Da wird sich nicht viel ändern. Die Jungs sind gut drauf.

    Wie beurteilen Sie die neue Mannschaft?

    Endras: Wir hatten gute Ergebnisse in der Vorbereitung, aber 100prozentig sicher kann man sich da nie sein. Ich denke, dass wir ein ähnlich schnelles Team wie vergangene Saison haben.

    Vor einem Jahr waren Sie ein talentierter Torhüter mit hohem Entwicklungspotenzial, jetzt sind Sie Olympiateilnehmer, bester WM-Spieler und haben einen NHL-Vertrag in der Tasche. Fühlen Sie sich immer noch in einem Traum?

    Endras: Man kann nicht den ganzen Tag daran denken, ich bilde mir darauf auch nichts ein. Es waren zwei Superwochen bei der WM. So eine Auszeichnung zu wiederholen wird wohl unmöglich sein. Ich genieße, was passiert ist, und dann schauen wir weiter.

    Talent ist das eine, Arbeit das andere. Wie erklären Sie Ihren Erfolg?

    Endras: Ich habe schon mit vielen Torhütern zusammengespielt, die mehr Talent hatten, aber nicht vollkommen dahinterstanden. Mein größtes Ziel war von klein an für den ERC Sonthofen zu spielen. Dafür habe ich hart gearbeitet. Dass es bis in die Nationalmannschaft geht, konnte natürlich keiner ahnen. Aber ich habe schon immer mehr dafür getan als andere.

    Wer hat den größten Anteil daran?

    Endras: Meine Eltern natürlich, dann Trainer Larry Mitchell, mein Torwarttrainer Peppi Heiß, aber auch Sven Rampf.

    Inwiefern Rampf?

    Endras: Er war mit mir Torhüter in der Oberliga beim EV Landsberg und hat damals Larry Mitchell gesagt: Lass den Jungen spielen. Dann sind wir aufgestiegen und wieder war Sven ein Fürsprecher. Ich rufe ihn heute noch nach den Spielen an. Er ist ein guter Freund geworden.

    Gibt es so etwas wie den außergewöhnlichen emotionalen Moment in Ihrer Karriere?

    Endras: Das schönste WM-Erlebnis war für mich das Gesicht meines Vaters zu sehen, als ich den Preis für den besten Spieler bekam. Weihnachten ist gar nichts dagegen. Er war völlig von der Rolle.

    Was hat sich nach der WM im Frühjahr verändert?

    Endras: Der Rummel ist danach ein bisschen größer geworden. Es war schön, aber auch nervig. Einige Spielervermittler wollten was vom Kuchen abhaben, das hat mich gestört. Aber in Sonthofen kann man ganz gut das Handy ausmachen.

    Wie muss man sich die Kontaktaufnahme eines NHL-Vereins vorstellen. Ruft da der Generalmanager auf dem Handy an?

    Endras: Jeder Spieler, der die Chance hat, nach Übersee zu gehen, hat einen Berater drüben. Meiner heißt Al Roy, der ist noch jung, war früher selbst Torwart und hat nicht so viele Spieler unter Vertrag. Den haben mir Trainer Mitchell und der Düsseldorfer Korbinian Holzer empfohlen. Er macht einen guten Eindruck.

    Wie viele NHL-Vereine haben Interesse an Ihnen gezeigt?

    Endras: Boston wollte mich, ich hätte auch zu Washington, Dallas oder Phoenix gehen können. Minnesota Wild war sehr angetan von der Idee, dass ich mich lieber noch ein Jahr in Augsburg weiterentwickeln will als in der AHL unterzugehen.

    War es das lukrativste Angebot?

    Endras: Auf das Finanzielle haben ich nicht wirklich geschaut. Lukrativ sind die Verträge alle, für mich war es nicht entscheidend, ob ich ein bisschen mehr oder weniger kriege. Ich habe gehört, dass Minnesota für junge Spieler aus Europa eine gute Adresse ist. Das ist ein bisschen wie Augsburg, habe ich mir überlegt. Das klingt nicht schlecht.

    Was haben Sie mit Ihrem Bonus für die Unterschrift gemacht. Festgeld, Aktien oder griechische Staatsanleihen?

    Endras: Dollars.

    Hat Freundin Lisa davon profitiert?

    Endras: Wir waren im Urlaub.

    Sind Sie großzügig oder sparsam?

    Endras: Ich würde mir keinen Porsche kaufen, aber ich lebe auch gerne. Wenn ich essen gehe, schaue ich nicht auf den Preis.

    Welchen Wunsch würden Sie sich eher erfüllen. Ein Ferrari ist nach der Antwort zuvor wohl kein Anreiz. Was ist Ihnen lieber? Ein Haus auf Ibiza oder eine eigene Alpe in den Allgäuer Bergen?

    Endras: Die Alpe natürlich. Da komme ich her. Es gibt nichts Schöneres als die Haustür aufzumachen und es ist ruhig. Ich bin nicht der Partytyp, sondern genieße lieber die Natur. Da gehöre ich hin.

    Wie bereitet man sich auf die NHL vor - mit einem Englischkurs, Besänftigungsprogramm für die Freundin oder dem Kauf von langen Unterhosen, weil der Winter in Minnesota kalt sein soll?

    Endras: Das mache ich nicht. Bevor ich den NHL-Vertrag unterschrieb, habe ich das Ganze mit meiner Freundin Lisa durchgekaut und wir haben uns dazu entschlossen, 2011 nach Übersee zu gehen. Sie wird mitkommen und macht gerade eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Aber für mich zählt jetzt erst einmal dieses Jahr. Ich hoffe, dass die Panther und ich eine gute Saison haben werden. Mir ist es auch egal, wie Minnesota in diesem Jahr abschneidet. Solange ich nicht dort bin, kann ich es ohnehin nicht ändern.

    Wie waren die Erfahrungen beim Development Camp in Minnesota im Juli?

    Endras: Es ist alles ein bisschen professioneller als in Deutschland. Du hast einen Fitness-Coach, du hast einen Ernährungsberater - sobald du in das Stadion kommst, schwirren die Betreuer um dich herum. Sie passen auf, was du isst und wie du dich auf das Training vorbereitest.

    Gab es ein außergewöhnliches Erlebnis?

    Endras: Ich musste einmal dringend vom Eis, habe mein Zeug einfach auf den Boden geworfen und bin zur Toilette gerannt. Als ich zurückkam. hing meine Ausrüstung an meinem Platz. Ich dachte zunächst irgendeiner will mich veräppeln, aber ein Betreuer hat mir gesagt, dass er dafür gesorgt hat. Das war mir unangenehm, weil ich dachte, jetzt hält er mich bestimmt für einen arroganten Europäer.

    Wie sieht der aktuelle Kontakt zu den Minnesota Wild aus?

    Endras: Wir sind so verblieben, dass ich in Augsburg spiele. Minnesota will einige Male den Torwarttrainer rüberschicken. Im Oktober kommt er wahrscheinlich zum ersten Mal.

    Gibt es weitere Absprachen?

    Endras: Für Minnesota beginnt die NHL-Saison Anfang Oktober mit Gastspielen in Finnland. Da wollen die Wild, dass ich auch vorbeischaue. Aber es ist noch nicht klar, wie das mit den Wechselmodalitäten ausschaut. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke erkundigt sich gerade, ob es die Statuten zulassen, dass ich für einige Tage hin- und herwechsle.

    Sie sollen also dort für Minnesota spielen?

    Endras: Die Wild haben ein Vorbereitungsspiel und zwei NHL-Partien. Ich denke nicht, dass ich in der Punktrunde zum Einsatz kommen würde, aber allein mit den Jungs auf dem Eis zu sein oder auf der Bank zu sitzen, wäre super. Dann hätte ich mein erstes NHL-Spiel in der Statistik.

    Wie sieht der weitere Fahrplan aus?

    Endras: Wenn wir mit den Panthern fertig sind - also wenn das Finale gespielt ist -, werde ich hinüberfliegen und mir das alles anschauen. Vielleicht können sie mich in der NHL oder beim AHL-Farmteam in Houston gebrauchen. Wenn ich erst spät kommen sollte, dann kann es natürlich sein, dass die Trainer für mich keine Verwendung haben. Dann könnte ich mit der Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft.

    Kann sich das Thema NHL störend auf den DEL-Alltag auswirken?

    Endras: Ich glaube nicht. Ich denke eher, dass mich die Sache beflügeln wird. Es passiert nicht alle Tage, dass man einen NHL-Vertrag unterschreibt.

    Was raten Sie einem jungen Torhüter für seine Karriereplanung?

    Endras: Nach meinen Erfahrungen kommt es vor allem auf eines an: Spielen, Spielen, Spielen - egal ob Oberliga oder Bayernliga.

    Was wünschen Sie sich für die "letzte" Saison mit den Panthern?

    Endras: Dass ich und die Jungs gesund bleiben. Sportlich heißt das Ziel wieder, unter die ersten Zehn zu kommen. Egal ob Erster oder Zehnter - wir wissen, was anschließend möglich ist. Interview: Peter Deininger

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