In der Fuggerstadt ist der älteste Eislaufverein Deutschlands zu Hause. 1878 gegründet spielen die Profis der Panther immer noch in der Tradition des Augsburger EV. Eine Reise durch die Geschichte des AEV anhand des Alphabets.
Ambros: Paul Ambros ist einer von nur zwei Spielern, dessen Nummer nicht mehr vergeben wird. Das Trikot mit der Fünf des legendären Verteidigers hängt unter dem Dach des Curt-Frenzel-Stadions. Der elffache Deutsche Meister führte den AEV in die Bundesliga und verließ Augsburg 1972. Der Tiger vom Hopfensee starb im Juni 2015 im Alter von 82 Jahren.
Beamer: Duanne Moeser wird von seinen Freunden nur „Beamer“ genannt. Der in Waterloo geborene Kanadier ist der legitime Nachfolger vom Ambros. Auch sein Trikot hängt unter dem Hallendach, auch die Nummer Sieben des 55-Jährigen wird nicht mehr vergeben. Mit 143 Toren ist er immer noch Rekordtorschütze des AEV in der Deutschen Eishockey-Liga. Der Ex-Torjäger und jetzige Sportmanager ist das Gesicht des AEV schlechthin. Kann inzwischen perfekt Deutsch, bewahrt aber ähnlich wie Howard Carpendale seinen kanadischen Akzent als Markenzeichen.
Cowboy: Im Winterhalbjahr hat Mike Stewart seine Männerherde meist gut im Griff. Im Sommer steigt der Panthercoach auf der Ranch seines Onkels nahe Calgary als Cowboy in den Sattel und jagt Kälber, um ihnen das Brandzeichen ins Fell zu drücken. Stewarts größter DEL-Erfolg ist der sechste Vorrundenplatz mit den Panthern 2017 und eine mitreißende Viertelfinal-Serie gegen Nürnberg, die die Augsburger am Ende unglücklich mit 3:4 Partien verlieren.
Dennis: Der gebürtige Sonthofener Dennis Endras startet in Augsburg richtig durch. Trainer Larry Mitchell schenkt dem Allgäuer das Vertrauen in der DEL. 2010 wird sein großes Jahr. Mit dem AEV holt er zuerst die Vizemeisterschaft. Bei der Heim-WM in Mannheim und Köln führt er das Nationalteam unter die besten vier Nationen der Welt und Endras wird zum wertvollsten Turnierspieler gewählt.
Edmonds: Eine der wenigen Nieten auf dem Trainerposten zieht Eishockey-Boss Lothar Sigl 2005 mit Randy Edmonds. Der Kanadier kommt in der DEL und in Augsburg nicht zurecht. Als der AEV eine 1:9-Klatsche in Köln kassiert und der Manager Max Fedra das Powerplay als „Herumgeschubse“ bezeichnet, ist die Zeit von Edmonds im Curt-Frenzel-Stadion bald danach abgelaufen. Im November muss der Kanadier gehen und wird durch seinen Landsmann Paulin Bordeleau ersetzt.
Frenzel: Curt Frenzel ist Gründer der Augsburger Allgemeinen, Verleger, Klub-Präsident und großer AEV-Förderer. Frenzel war treibende Kraft bei der Überdachung des Stadions, das bis heute seinen Namen trägt. Der umtriebige Unternehmer kaufte dem großen FC Bayern München die Eishockey-Abteilung ab, weil die Münchner mit dem Eissport nicht zurechtkamen.
Gründungsjahr: 1878 zählt Augsburg nur 60.000 Einwohner, das Pfund Mehl kostet 38 Pfennige und ein Arbeiter verdiente an einem Zehn-Stunden-Tag 1,20 Mark pro Tag. In diesem Jahr gründen zehn Augsburger Geschäftsleute und Fabrikanten den Augsburger Eislauf-Verein.
Hammer: So nennt sich Motivationstrainer Chris Hamilton, den AEV-Coach Rich Chernomaz im Dezember 2002 verpflichtet. Für den Hammer gibt es viel zu reparieren, denn das Team trifft selten ins Tor und kassiert überwiegend Niederlagen. Er redet viel mit den Spielern, Kommunikation soll der Schlüssel zum Erfolg sein. Doch am Ende kann Hamilton nicht helfen. Die Panther verpassen die Play-offs.
Intimfeind: Nicht nur im Eishockey zählen die direkten Nachbarn zu den Intimfeinden. Deswegen mag der AEV-Fan den EVL-Anhänger nicht gut leiden. Einfallsreichtum zeigen die Augsburger Schlachtenbummler bei einem Freundschaftsspiel im August 2005 und verschönern die oberbayerische Stadt. Mit Schmähungen wie „Landsberg brennt“ oder „Heute macht der AEV die Mistgabelschwinger platt“ kleben die Fans Pamphlete an Schaufenster oder klemmen sie hinter die Scheibenwischer parkender Autos. Die Stadt stellt Strafanzeige gegen unbekannt. Das Spiel verläuft eher langweilig, der Favorit aus Augsburg siegt 6:1.
John: Eva Klein aus der Marketing-Abteilung der Panther kümmert sich auch um die Wohnungen der Spieler. Vor Jahren kam eine kuriose Beschwerde eines Mieters, der unter einem Pantherprofi wohnte. Er hört nachts Peitschenknalle und lautes Stöhnen. Das störe ihn nicht übermäßig, aber viel peinlicher ist, dass ihn seine fünfjährige Tochter fragt: Du Papa, was macht denn der Eishockeyspieler da oben? Die Panther lösen in einem kurzen Gespräch mit John Smith (Name geändert, der Redaktion jedoch bekannt) das Problem.
Kohlenlauf: Mitte November 2000 ist die sportliche Lage wieder einmal prekär. Trainer Daniel Naud wagt ein Experiment. Motivationstrainer und Ex-Handball-Nationalspieler Jörg Löhr lässt die Profis vor rund 1600 Zuschauern knapp sechs Meter lang über glühende Kohlen laufen. Das nächste Spiel gewinnen die Panther nach 3:5-Rückstand gegen die Eisbären Berlin noch mit 8:5. Geht doch. Am Saisonende verpasst das Team jedoch die Play-offs.
Lothar: Der Rederzhausener Lothar Sigl legt eine einmalige Karriere hin – vom AEV-Fan zu einem der mächtigsten Eishockey-Macher in der Deutschen Eishockey-Liga. Nach dem Konkurs 1987 eingestiegen leitet der hauptberufliche Gastwirt die Panther seit über 30 Jahren. Egal ob Schnitzel klopfen oder Spieler verpflichten – der Panther-Hauptgesellschafter lässt bis heute nichts anbrennen.
Mops: Ein beliebtes Lied der AEV-Fans, das mit der einprägsamen wie schlichten Zeile beginnt: Ein Mops kam in die Küche. Refrain alle: die Küche. Und stahl dem Koch die Bratwurst, die Bratwurst und so weiter und so fort. Einer oder gar drei Mohren kommen zwar nicht vor, dennoch entspricht das ansonsten harmlose Liedchen nicht den heutigen Anforderungen der politischen Korrektheit. Dennoch Kult.
Negativ-Rekord: Im Januar 2011 summiert sich die Pleiten-Serie der Panther auf 16 Niederlagen am Stück. Trainer Larry Mitchell ist ratlos und denkt darüber nach einen Mentalcoach zu engagieren. Doch in der 17. Auswärts-Partie in Hamburg platzt der Knoten: 3:1-Sieg gegen die Freezers. Doch es geht noch schlimmer. Zwischen Oktober 2014 und Februar 2015 verliert der AEV sogar 19 Mal am Stück.
Oktoberfest-Ausflug: Auch Torjäger genehmigen sich mal eine Maß Bier und so besuchen Sergej Vostrikov und sein Kumpel Igor Maslennikov im Oktober 2001 die Wiesn in München. Auf dem Rückweg zu ihren Autos pöbelt ein halbes Dutzend Männer die AEV-Stars an. Als die Angreifer versuchen, Vostrikovs Frau die Handtasche zu entreißen, kommt es zu einem Handgemenge. Die Eishockey-Profis wissen sich zu wehren und kommen mit Prellungen und einer Gehirnerschütterung vergleichsweise glimpflich davon. Die Polizei schnappt zwei der Täter.
Pouzar: Eine Saison (1990/91) leistet sich der AEV den Weltstar Jaroslav Pouzar. Der Tscheche hatte zuvor drei Mal den Stanley-Cup mit den Edmonton Oilers gewonnen und begeistert ein Jahr lang nicht nur die Fans. Auch ehemalige Mitspieler wie Torwart Thomas Schön, Georg Hetmann, Andreas Römer oder Andreas Möckl schwärmen bis heute von dem eleganten Außen.
Quatsch: Mit diesem Wort kommentiert Dietrich Adam die immer wieder aufkommenden Gerüchte, wonach die Augsburger gar nicht aufsteigen wollten. In der Saison 1985/86 legt die Mannschaft von Trainer Heinz Zerres mit 60:0 einen sagenhaften Punkterekord in der Zweiten Liga hin. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Spieler eigenwillige Verträge erhielten. Neben dem Grundgehalt wurden für Siege und die Tor-Differenz extra Prämien bezahlt. Doch am Saisonende sind in der entscheidenden Phase die beiden Torhüter Klaus Merk und Thomas Schön verletzt, und das Team verpasst den Bundesliga-Aufstieg. Die Spieler verdienen gut, der Klub steht mit leeren Händen da.
Römer: Die Römer gründeten Augsburg, aber auch drei Römer-Brüder spielten für den AEV: Ulrich, Michael und Andreas. Der Jüngste bringt es auf die meisten Partien für den AEV in der Oberliga, der Zweiten Bundesliga und im ersten DEL-Jahr. Andreas Römer ist torgefährlich, hat aber auch eine kurze Zündschnur. Wenn gerauft wird, steckt er meistens mittendrin. Umso erstaunlicher ist, dass der Ex-Profi später als Schiedsrichter aufs Eis geht. Andreas Römer pfeift darauf, was die anderen von ihm denken: „Alle sagen: Jetzt hat man den Bock zum Gärtner gemacht. Und eigentlich kann ich selbst gar nichts dagegen sagen.“
Sergej: Sein Stock war eigentlich viel zu lang. Wenn der Russe Sergej Vostrikov in seinen Schlittschuhen stand, reichte sein Schläger mindestens bis zur Nasenspitze. Doch bis heute weist der 1999 aus Bozen verpflichtete Stürmer eine Rekord-Quote auf. In 198 DEL-Einsätzen für Augsburg erzielte Vostrikov 195 Punkte (86 Tore, 109 Vorlagen).
Tor-Rekord: Den Rekord für das schnellste DEL-Tor hält noch immer ein Panther-Profi. Am 11. September 1998 trifft Andre Faust fünf Sekunden nach dem Eröffnungsbully gegen Nürnberg. Anschließend verlieren die Gastgeber das Match mit 3:4 – doch die Bestmarke steht.
Umbau: Die Renovierung des Curt-Frenzel-Stadion ab 2010 gerät erst zur Lachnummer, die die Fernsehsender deutschlandweit genüsslich aufgreifen, weil die Tribünen viel zu flach errichtet werden. Die Zuschauer sehen schlecht auf das Spielfeld. Mit Plakaten „Wo ist der Puck?“ verschaffen die Fans ihrem Ärger Luft. Die Fehlplanung der Architekten wird durch einen Abriss der Tribünen korrigiert. Nach drei Jahren Bauzeit bekommen die Augsburger eine der schönsten Eishallen in Deutschland. Kosten: Rund 32 Millionen Euro.
Vizemeister: Im Jahr 2010 erreichen die Panther unter Larry Mitchell als Achter die erste Play-off-Runde. Obwohl bereits feststeht, dass die Mannschaft danach auseinanderfällt, spielt sich das Team in einen Rausch und wirft die Spitzenklubs Mannheim (1. Runde), Berlin (Viertelfinale) und Wolfsburg (Halbfinale) aus dem Rennen. Erst Hans Zach mit den Hannover Scorpions stoppt den AEV im Finale. Dennoch feiert die Mannschaft später auf dem Rathausbalkon den größten Erfolg der Klubgeschichte.
Wilkie: Die Anzahl der NHL-Spiele sind normalerweise ein Indikator für die Klasse eines Spielers. Nicht so bei Bob Wilkie, der 18 Mal in der weltbesten Liga gespielt hatte, bevor er im September 1995 nach Augsburg kommt. Doch der Verteidiger stolpert derart dilettantisch über das Eis, dass die Zuschauer den eigenen Spieler und Hauptgesellschafter Lothar Sigl beschimpfen. Nach sechs DEL-Einsätzen mit 43 Strafminuten beenden die Augsburger das Missverständnis und schicken den Kanadier wieder nach Hause.
Xaver: Der Füssener Xaver Unsinn ist als Nationalcoach eine Trainer-Legende und steht auch mal an der Bande im Curt-Frenzel-Stadion. Der 2012 verstorbene Mister Eishockey betreut den AEV zwischen 1968 und 1970. Sein Erkennungszeichen, den Pepita-Hut, vergibt Bundestrainer Marco Sturm beim Deutschland-Cup in Augsburg an den jeweils wertvollsten Spieler einer Partie.
Yarema: Brendan Yarema ist ein verrückter Vogel, der mit zerrissener Hose und wuschligem Haar die Gegner schwindlig spielt und die eigenen Mitspieler nervt. Denn der Kanadier quasselt, ständig am Espresso nippend, die Kollegen nieder, die sich eigentlich auf das Match konzentrieren wollen. Doch der nervige Zeitgenosse glänzt an der Scheibe und erzielt in der Saison 2005/06 in nur 48 Partien 23 Tore und gibt 19 Vorlagen.
ZSKA Moskau: Der Armeeklub mit den Weltstars Igor Larionov, Sergej Makarov, Vladimir Krutov, Vjatscheslav Fetissov und Diktator-Trainer Viktor Tichonov zählte zu den berühmtsten Eishockeyteams der Welt. Am 16. August 1988 gibt sich die Sowjet-Mannschaft im Curt-Frenzel-Stadion die Ehre und siegt 12:1. Den Ehrentreffer erzielt AEV-Verteidiger Sepp Neumüller.