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Augsburger Panther: Mike Stewart - der Mann mit den zwei Gesichtern

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Mike Stewart - der Mann mit den zwei Gesichtern

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    Mike Stewart wird neuer Panther-Trainer.
    Mike Stewart wird neuer Panther-Trainer. Foto: imago sportfotodienst

    Es war ein wochenlanges Versteckspiel. Die Panther hatten bereits im März mitgeteilt, dass sie einen neuen Trainer haben, wollten den Namen aber nicht preisgeben. Mike Stewart war noch beschäftigt in der zweiten Liga. Mit den Fischtown Pinguins in Bremerhaven bestritt er das Finale in der DEL2 gegen die Bietigheim Steelers. Das 3:4 am Dienstag war die entscheidende vierte Niederlage, am Donnerstagabend folgte die offizielle Bestätigung des Trainerwechsels – in Augsburg und

    Bei der Abschiedsfeier am Donnerstag war Wehmut im Spiel. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung, aber ich hatte sehr schöne drei Jahre in Bremerhaven.“ Der Kanadier mit dem österreichischen Pass hat einen Eishockeyboom im Norden ausgelöst. „Darauf bin ich stolz, aber nun beschäftige ich mich mit den Panthern. Wahrscheinlich komme ich am Montag nach Augsburg. 2001 war ich ja schon als Spieler da – mit den Frankfurt Lions.“

    Stewart: „Abenteuer für die ganze Familie“

    Stewart will den nächsten Schritt in seiner Trainerlaufbahn gehen. „Es ist ein Abenteuer für die ganze Familie.“ Die Zustimmung seiner Frau und der drei Kinder zu bekommen, war kein Problem. „Wir haben sehr viele gute Sachen über Augsburg gehört.“ Sohn Mack spielt Eishockey, die beiden Töchter Avery und Bryn schwärmen für Eiskunstlauf. Sie sind derzeit in Kanada, Vater Mike sieht sich demnächst nach einer Bleibe in Augsburg um.

    Seine Philosophie für die Spielerkabine ist bekannt: „Mir ist wichtig, dass wir als Team zusammenarbeiten. Ich habe meine Linie als Trainer, aber Kommunikation ist ebenso wichtig. Spieler der aktuellen Generation sind anders als die zu meiner Zeit. Ich stehe auf schnelles, aggressives Eishockey, in der die Abwehrarbeit besonders wichtig ist.“ Ein Trainerwechsel kann wie ein Elektroschock oder Hallo-Wach-Signal für die Profis sein, glaubt Stewart. „Ich kann laut werden, aber letztendlich kommt es darauf an, das Beste aus jedem einzelnen Spieler herauszuholen.“

    Der ehemalige Verteidiger gilt als analytischer Mensch, der gerne in die taktische Welt des Eishockey eintaucht und die Einzelheiten jedes Spiels in zahlreichen Videoclips ganz genau seziert. „Ich wäre auch gerne Arzt geworden“, verrät Stewart. Egal ob als Trainer oder als Zuschauer bei einer medizinischen Behandlung – ihn interessieren viele Details.

    Gerne geht er neue Wege. Als er nach der Uni (Michigan State) eine Profikarriere einschlug, besuchte er eine Boxschule, um den körperlichen Anforderungen im nordamerikanischen Eishockey zu genügen. „Ich war der einzige Weiße im Klub.“ Stewart wusste sich zu behaupten. Über 100 Kämpfe hat er im Eishockey bestritten. Sie waren Teil seines Spiels. „Iron Mike“ nannten ihn die Kollegen.

    Der Faustkampf hat ihm nicht geschadet. „Ich habe noch alle Zähne“, erzählt er lächelnd in seinem österreichisch-amerikanischen Slang wie er auch für Schauspieler Arnold Schwarzenegger (Terminator) typisch ist. „Ich bin ein bissel verrückt“, räumt er ein, wenn er darauf angesprochen wird, warum er seine Emotionen an der Bande manchmal kaum bändigen kann. Aber da ist auch der andere Stewart – jener, der im Anzug und mit Krawatte Anweisungen an seine Spieler gibt und freundliche Worte für den Gegner findet. Der neue Cheftrainer ist ein Mann mit zwei Gesichtern. „Ich bin ja auch vom Sternzeichen Zwilling.“ Ein harter Kerl, der über 100 mal im Gesicht genäht wurde, und sich als Gentleman fühlt.

    Stewart ist es gewohnt, mit weniger Geld auszukommen

    „Anstand“, so betont er, sollen auch seine Panther verkörpern, die deshalb an Spieltagen Bekleidungsvorschriften einhalten müssen. Auf Video hat sich Stewart einige Spiele der Augsburger aus der vergangenen Saison angesehen. Er kann die Fähigkeiten der Profis einschätzen, die geblieben sind oder bereits verpflichtet wurden. „Da sind einige gute Jungs dabei.“ Um neue Profis zu finden, kann er seine weitreichenden Verbindungen spielen lassen. „Viele meiner ehemaligen Kollegen sind jetzt Manager in der AHL oder ECHL, frühere Coaches von mir arbeiten in der NHL. Ich habe aber auch Kontakte nach Schweden, Finnland oder Russland und werde in den nächsten Wochen viele Stunden am Telefon verbringen.“

    Der Trainer kann ein Team nach seinen Vorstellungen bauen, das Budget der Panther ist für DEL-Verhältnisse aber klein. „Das war in Bremerhaven auch nicht anders. Ich bin Realist. Wir wollen das Beste daraus machen.“ Der schwache Euro im Vergleich zum US-Dollar macht die Suche nach Verstärkung aus Nordamerika nicht einfach. Ob Ivan Ciernik oder Louie Caporusso wieder einen Vertrag bekommen – darüber wird Stewart nächste Woche mit Pantherchef Sigl ebenso diskutieren wie über Kandidaten für die Position des Assistenztrainers.

    Wenn er nicht an Eishockey denkt, liest Stewart gerne ein Buch. „The Weasel: A Double Life in the Mob“ von Adrian Humphreys ist der aktuelle Favorit. Die Krimi-Hauptfigur führt ein Doppelleben. Das gefällt Stewart, dem Mann mit den zwei Gesichtern – noch besser als das DEL-Sonderheft der Eishockeynews.

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