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Augsburger Panther: Marco Sternheimer ist auf dem steinigen Weg zum Panther-Profi

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Marco Sternheimer ist auf dem steinigen Weg zum Panther-Profi

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    Marco Sternheimer (rechts) träumt von einer Karriere als Eishockeyprofi. Steffen Tölzer (links) hat dies geschafft, spielt seit Jahren für die Augsburger Panther in der Deutschen Eishockey Liga.
    Marco Sternheimer (rechts) träumt von einer Karriere als Eishockeyprofi. Steffen Tölzer (links) hat dies geschafft, spielt seit Jahren für die Augsburger Panther in der Deutschen Eishockey Liga. Foto: Ulrich Wagner

    Als Marco Sternheimer Ende November erstmals in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für die Augsburger Panther auflief, war dies nicht nur für den 19-Jährigen ein bewegender Moment. Sternheimer verkörpert ein Ideal der Augsburger Nachwuchsarbeit. Einen Spieler, der im Klub sämtliche Jugendteams durchläuft und den Sprung zu den Profis schafft. Auf Eigengewächse sind Vereinsverantwortliche ungemein stolz, sie dienen als Vorbilder und motivieren folgende Spielergenerationen.

    Sternheimer ist obendrein ein aufgeweckter Kerl, der sich keine Illusionen macht. Er weiß, seinem Traum ist er näher gekommen, nun aber kommt die entscheidende Phase. Innerhalb von drei, vier Jahren wird sich zeigen, ob sich die Profikarriere verwirklichen lässt. „Dieser Schritt ist wahnsinnig schwer“, betont Sternheimer. Im vergangenen Jahr machte der gebürtige Augsburger sein Abitur, seitdem legt er den Fokus gänzlich auf den Leistungssport. Mit ungewissem Ausgang. Nur rund zwei Prozent aller Nachwuchsspieler werden Profi.

    Den Stellenwert Sternheimers unterstreicht Michael Bakos. Er bezeichnet ihn als „Aushängeschild“ im AEV-Nachwuchs, er bringe Ehrgeiz und Willen mit. Denn darauf komme es schlussendlich an, meint Bakos und ergänzt: „Wir können dem Spieler lediglich helfen.“ Fast zwei Jahrzehnte verdingte sich der 38-Jährige als Eishockeyprofi, danach arbeitete er für den Deutschen Eishockey-Bund, ehe er im Sommer als Nachwuchsleiter und Cheftrainer des Augsburger EV einstieg.

    Bakos wehrt sich gegen pauschale Kritik, deutscher Nachwuchs bekomme keine Chance. Dieser benötige aber mehr Unterstützung. Die heutige Jugend sei wegen der Freizeitmöglichkeiten, sozialer Medien und Schulstress permanent gefordert, begründet Bakos.

    Beim AEV trainieren rund 300 Kinder und Jugendliche

    In Augsburg betreuen vier hauptamtliche und sieben ehrenamtliche Trainer rund 300 Kinder und Jugendliche. Vor allem bei den Kleinsten, in der Laufschule, hat der AEV Zulauf, berichtet Präsident Wolfgang Renner. Rund 300.000 Euro stehen zur Verfügung, der Etat setzt sich aus Mitgliedsbeiträgen, Sponsorengeldern und Zuschüssen zusammen. Geld bekommt der Klub zudem über einen Ausgleichsfonds, in den andere DEL-Klubs einzahlen, sollten sie Vorgaben nicht erfüllen (siehe „Das Fünf-Sterne-System“).

    Die Geschichte der Augsburger Panther

    1878: Gründung des Augsburger Eislauf Verein 1878

    1928: Eiskunstläufer Benno Wech als erster aktiver Sportler aufgenommen

    1937: Eishockeyabteilung wird gegründet

    1945: AEV tritt wenige Monate nach Kriegsende als Hockey Club Augsburg (HCA) an

    1948: Erster Titel: Der AEV wird süddeutscher Meister

    1953: Umbenennung des HCA in Augsburger Eislauf und Rollsport Verein (AERV)

    1954: Fred Nieder wird erster Augsburger Eishockey-Nationalspieler

    1962: Curt Frenzel wird 1. Vorsitzender und benennt den Verein in AEV zurück

    1968: AEV steigt in die 1. Bundesliga auf

    1978: Im Jahr des 100-jährigen Jubiläums steigt der AEV zum dritten Mal in die Bundesliga auf

    1981: AEV wird nach Konkurs sofort wieder Oberligameister und steigt in die 2. Liga auf

    1987: Erneuter Konkurs für den AEV, Lothar Sigl wird einer der Retter des Augsburger Eishockey

    1994: Ausgliederung der AEV-Profis aus dem Stammverein und Umbenennung in Augsburger Panther

    2010: Die Augsburger Panther werden sensationell Vizemeister

    2017: Die Panther erreichen mit Platz 6 das beste Hauptrundenergebnis ihrer DEL-Geschichte

    Renner beschäftigen zwei zentrale Themen: Die Einhausung der Eisfläche neben dem Curt-Frenzel-Stadion, die mehr Eiszeiten ermöglichen würde; und die Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport. Der AEV betreibt offiziell ein Internat, derzeit sind drei Jugendspieler in der Wohnanlage an der Ahorner Straße untergebracht. Außerdem arbeitet er mit Kooperationsschulen zusammen. Bakos macht den Schulen keinen Vorwurf, wünscht sich aber mehr Abstimmung. Sein Vorschlag: Regionale Talente aller Sportarten in Leistungssportklassen zusammenführen. Bakos betont: „Es muss mehr für einen jungen Menschen gemacht werden, damit er seine Leistung bringen kann.“

    Gegenüber Eishockeyzentren in Köln, Mannheim oder Berlin hat Augsburg einen entscheidenden Standortnachteil: das bayerische Schulsystem. Mitunter entscheidet sich ein Talent gegen Augsburg – nicht, weil die sportliche Ausbildung in einem anderen Verein besser ist, sondern weil in einem anderen Bundesland ein höherer Schulabschluss leichter zu bekommen ist.

    Während im Fußball Verantwortliche an der Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs und Profis gemessen werden, stehen Eishockey-Kollegen wie Bakos weit weniger unter Druck. Der Ex-Profi macht sich für ein Umdenken stark, Trainer sollten nicht nur am Erfolg gemessen werden, ebenso daran, ob sie junge Spieler weiterentwickeln.

    Nachwuchs ist ein heißes Thema im Eishockey

    Im Fußball ist längst der Kampf um Talente entbrannt, im Eishockey fehlen Anreize. Bakos führt aus: „Es fehlt eine Basis, dass ein Klub etwas von dem zurückbekommt, was er investiert hat.“ Beispiele: In einem DEL-Kader müssen keine selbst ausgebildeten Spieler stehen, zudem wird bei Vereinswechseln keine Ausbildungsentschädigung bezahlt. Noch nicht, merkt AEV-Chef Renner an und sagt: „Das ist ein heißes Thema.“

    Zwei- bis dreimal im Jahr lädt der AEV zu Sichtungen ein, gezielt scoutet er keine Spieler. Wer hochklassig spielen will, schließt sich meist eigeninitiativ einem Klub in den höchsten Nachwuchsligen an. Verlässt er mit 18 oder 19 Jahren den Nachwuchs, versucht er sich meist über einen Kooperationsverein in der dritten oder zweiten Liga für die elitäre DEL zu empfehlen.

    So spielte Augsburgs Marco Sternheimer zuletzt für das drittklassige Sonthofen, besitzt aber einen Vertrag bei den Panthern bis Frühjahr 2020. Ob er dauerhaft in der DEL Fuß fasst? Sternheimer kann das schwer beurteilen. „Aber ich denke, ich kann das schaffen.“

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