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Augsburger Panther: Dieser Trainer macht die Köpfe der AEV-Spieler fit für die Play-offs

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Dieser Trainer macht die Köpfe der AEV-Spieler fit für die Play-offs

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    Mentaltrainer Ulf Wallisch arbeitet in den Play-offs noch intensiver mit den Panther-Profis, hier Christoph Ullmann, als sonst.
    Mentaltrainer Ulf Wallisch arbeitet in den Play-offs noch intensiver mit den Panther-Profis, hier Christoph Ullmann, als sonst. Foto: Siegfried Kerpf

    Die Räume im Bauch des Curt-Frenzel-Stadions sind, nun ja, eher funktionell – blanke Betonwände, kaltes Neonlicht, robuste Türen. Ulfried Wallisch versucht etwas Gemütlichkeit in sein rund 15 Quadratmeter kleines Zimmer mit einer Liege, zwei Mini-Schreibtischen und zwei Stühlen zu zaubern. Eine tragbare Stehleuchte soll optisch signalisieren: Hier kannst du zur Ruhe kommen, hier wird nicht geschwitzt, geduscht oder massiert.

    Seit vier Jahren, seitdem Mike Stewart als Trainer die Kommandos an der Bande gibt, arbeitet der Österreicher aus Villach mit den Augsburger Panthern als Mentalcoach. Das ist in der Deutschen Eishockey-Liga noch eher die Ausnahme als die Regel.

    "In zehn Jahren werden alle DEL-Mannschaften mit Mentalcoaches arbeiten"

    Doch Wallisch ist sich sicher: "In zehn Jahren werden alle DEL-Mannschaften und überhaupt Teams im Spitzensport mit Mentalcoaches arbeiten. Das wird zum Standard." Zum Stab von Nationaltrainer Joachim Löw bei der erfolgreichen Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien gehörten auch zwei Trainer für den Kopf.

    Die Aufgabe von Wallisch ist nur schwer in einem Satz zu beschreiben. Überall dort, wo mehrere Menschen zusammenkommen, entstehen Konflikte. In einer Eishockey-Umkleide treffen knapp 30 Männer inklusive den Trainern zwischen August und April auf engstem Raum aufeinander, fast täglich für mehrere Stunden. Tageweise geht es auf Busreisen. "Es entstehen zwangsweise Konflikte und Krisen, doch die muss man als Chance sehen und nutzen", sagt der ausgebildete Zivilrechtsmediator und Diplom-Mentalcoach.

    Ihm geht es um andere als nur sportliche Aspekte. Zum einen sollen sich die Spieler mit dem Denken beschäftigen. Es gehe darum, sich selbst zu beobachten. "Ein Mentalcoach versucht, Blockaden zu stoppen. Etwa wenn ein Spieler immer wieder in einer bestimmten Situation oder an einem bestimmten Ort sich unwohl fühlt oder versagt."

    Der Mentalcoach erklärt in Kurzform, wie das Gehirn arbeitet. Die linke Hälfte ist für Vernunft, Logik und den Verstand zuständig. Die rechte Seite für Gefühle, Stimmungen und Kreativität. "Die rechte Gehirnhälfte ist für das Eishockeyspielen wichtig", sagt Wallisch. Er versucht die Geisteshaltung der Panther-Profis zu verstärken.

    Ein weiteres zentrales Thema seiner Arbeit mit dem Profi-Kader bis hin zu den Panther-Angestellten in der Geschäftsstelle ist eine optimale Regeneration. Der Schlaf vor Mitternacht sei in dieser Hinsicht wichtig. Denn nur so erhält der Körper die Chance, sich wirklich zu erholen.

    AEV-Coach Mike Stewart: "Das macht meinen Job leichter"

    Auch wenn die Spieler mit privaten Problemen kämpfen, sind sie bei Wallisch an der richtigen Adresse: "Bei mir können sie sich komplett fallen lassen. Was hier bei mir gesagt wird, dringt weder zum Trainer noch zum Klub-Management." Er kümmert sich darum, sucht im Gespräch nach Lösungen. Und Stewart erhofft sich, dass seine Schützlinge sich nur noch auf ihren Sport konzentrieren, sobald sie die Umkleide betreten.

    Um etwaige persönliche Probleme kümmert sich in erster Linie der Mentalcoach. "Ich habe nicht die Ausbildung und nicht die Zeit, das zu machen, was Ulf macht", sagt Stewart. Vom Typ sind die beiden zwar grundverschieden, das Ergebnis schätzt der sonst eher hemdsärmelige Panther-Coach jedoch sehr: "Wallisch macht es möglich, dass die Spieler in die Halle kommen, und sich nur auf Eishockey konzentrieren. Das macht meinen Job leichter."

    Vor und während der Saison kommt der Villacher immer wieder nach Augsburg. In Kärnten arbeitet der 50-Jährige als Fachgruppen-Obmann an der Wirtschaftskammer für Human-Energetik und ist für 1400 Gewerbetreibende zuständig. In den Play-offs begleitet er permanent die Mannschaft. Seine "Praxis" im Eisstadion ist an Trainingstagen von halb acht Uhr morgens bis 15 Uhr geöffnet. Wallisch beobachtet das Training, achtet auf die Körpersprache der Profis.

    Auch die Spiele verfolgt er intensiv und wechselt mindestens drei Mal seinen Standort. "Ich wechsele ständig die Perspektive, damit mein eigenes Gehirn in Höchstleistung bleibt."

    Nun muss es für die Panther darum gehen, die eigenen Stärken hervorzuheben

    Das 7:1 im ersten Play-off-Spiel gegen die Düsseldorfer EG beurteilt der Mentalcoach anders als die AEV-Fans. Er sieht es nicht nur positiv: "Die Mannschaften sind eigentlich auf Augenhöhe und es entscheidet die Tagesform. Der Sieg ist zu hoch ausgefallen."

    In der jetzigen Situation, da die Panther im Play-off-Viertelfinale mit 1:2 gegen die Düsseldorfer EG zurückliegen, gilt es, die eigenen Stärken hervorzuheben. Ulf Wallisch arbeitet täglich mit dem Team, er ist überall dabei, beobachtet, versucht, positive Energie zu liefern. "Es geht darum, den Spielern zu vermitteln, dass das eigene Vertrauen in die Mitspieler, in die Strategie des Trainers und in sich selbst bleibt", sagt Wallisch und fügt hinzu: "Wir alle arbeiten daran, die Serie zu holen. Und wir glauben daran."

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