Sie waren die komplette vergangene Eishockey-Saison gehandicapt. Wie spielt es sich mit einer Metallplatte und mehreren Schrauben im rechten Fuß?
Holzmann: Die ersten Minuten gehen gut, aber je länger ich im Schlittschuh war, desto stärker sind die Schmerzen gekommen. Während der Spiele konnte ich in den Drittelpausen den Schlittschuh ausziehen, aber ein Training komplett durchzustehen war kaum möglich. Nach spätestens einer Stunde wurde der Fuß taub und die Beweglichkeit war eingeschränkt. Ich war so froh als die Platte nach dieser Saison draußen war, das hat sich sofort besser angefühlt.
Wann ist die Verletzung passiert?
Holzmann: In der Playoff-Serie gegen den EHC Red Bull München im Frühjahr 2019. Beim Auftreten habe ich sofort gespürt, dass der Mittelfuß gebrochen war, die Stabilität hat gefehlt.
Warum haben Sie trotz der Verletzung noch drei Play-off-Spiele mit gebrochenem Fuß gespielt?
Holzmann: Der Fuß wurde mit Band geklebt. Sonst kann man nicht viel machen. Im Schlittschuh drin ist der Fuß stabilisiert. Dann ist es nur eine Frage, ob man die Schmerzen aushält. Das ging einigermaßen. In den Play-offs beißt man die Zähne zusammen. Die ersten Minuten waren immer zäh, danach gings irgendwie. Wenn die Halle voll ist, die Emotionen und das Adrenalin dazu kommen, dann hält man das schon aus.
"Ein Spiel zu verpassen - das ist die Hölle"
Gehört es bei Eishockey-Profis zum Berufsethos, dass man nicht jammert sondern bei jedweden Verletzungen die Zähne zusammenbeißt und weiterspielt? Erwartet das der Trainer, setzt man sich selbst unter Druck?
Holzmann: Egal welche Verletzung ich bisher hatte: Das schlimmste war für mich ein Spiel zu verlieren, also nicht anzutreten. Sobald es geht, spiele ich. Nach dem Fußbruch 2019 habe ich einen Tag lang Pause gemacht und war beim Arzt. Tags darauf stand ich wieder auf dem Eis und wollte es probieren. Es hat geschmerzt, aber war auszuhalten. Ich glaube nicht, dass man es von uns erwartet. Ich erwarte das von mir selbst. Ein Spiel, und dann noch ein Play-off-Spiel zu verpassen - das ist die Hölle. Da muss schon mehr passieren um auszusetzen.
Damit ist wohl auch zu erklären, dass sie einige Male in der Saison 2019/20 ausgesetzt haben. Mit vier Toren und vier Vorlagen zählt Ihre 14. DEL-Spielzeit statistisch zu ihren schwächeren Jahr in der höchsten Klasse. Dennoch haben die Panther ihren Vertrag vergleichsweise schnell verlängert. Wie liefen die Verhandlungen?
Holzmann: Das lief relativ einfach. Die Statistik zeigt nicht die ganze Wahrheit. Sie zeigt, dass ich in der abgelaufenen Saison mit Abstand die geringste Eiszeit in meinen fünf Augsburger Jahren hatte. Das muss man bedenken. Ich erwarte mehr von mir, auch was die reine Punktestatistik angeht. Aber man muss auch sehen, das ich eine andere Rolle hatte. Da sind zwar nicht so viele Punkte heraus gekommen, aber ich hoffe, dass ich der Mannschaft trotzdem weiterhelfen konnte.
Welche Rolle hatten Sie?
Holzmann: Ich sollte körperbetonter spielen. Ich sollte die Reihe mit den jungen Spielern anführen und dadurch bekommt man weniger Eiszeit. Das schmeckt einem nicht immer, aber ich habe es akzeptiert und alles gegeben.
Hat der Verein mit der Vertragsverlängerung ihren Einsatz trotz Handicap honoriert, oder ist für Dankbarkeit kein Platz in der DEL?
Holzmann: In Augsburg herrscht schon eine spezielle Situation. Das Verhältnis zwischen den Spielern und dem Verein ist schon sehr gut. Da spielt mit herein, dass man eine Mannschaft nicht zerreißt, die erfolgreich ist. Die Panther haben nicht das meiste Geld in der DEL, deshalb müssen wir über den Charakter und das Team kommen. Es ist wichtig die richtigen Leute zusammen zu halten.
"Spaß macht es mir nicht, Geisterspielen zuzusehen"
Einspruch: Jeder Profi aus jedem Klub versichert, dass man einen ganz tollen Charakter in der Kabine hat ...
Holzmann: Ich weiß, keiner macht sein Team schlecht, insbesondere wenn er neu in der Mannschaft ist. Aber sie werden keinen Ex-Spieler finden, der schlecht über Augsburg redet, zumindest nicht aus den letzten Jahren. Es ist schwer gegen uns zu spielen, weil wir extrem zusammen halten.
Die Fußball-Bundesliga hat nach den Corona-Einschränkungen als erste Liga wieder den Spielbetrieb aufgenommen. Wie intensiv haben sie das verfolgt?
Holzmann: Ich habe es registriert. Hinter dem Fußball stehen mächtige Interessen und es kommt viel Druck. Aber Spaß macht es mir nicht, einem Geisterspiel zuzusehen. Es schmerzt viel mehr, wie es andere Sportarten getroffen hat. Und eine Option sind Geisterspiele für Eishockey nicht. Dennoch werden wir weiterverfolgen, wie die Fußball-Bundesliga in der Saison den Spielbetrieb angeht, mit wie vielen Zuschauern und unter welchen Bedingungen.
Startet die DEL wie geplant am 18. September in die neue Saison?
Holzmann: Ich kann es mir nicht vorstellen. Bis dahin kann sich noch viel ändern, aber uns ist ja nicht geholfen, wenn man nur die Hälfte der möglichen Zuschauerzahl ins Curt-Frenzel-Stadion lässt. Da geht zu viel Geld verloren. Die Mannschaft und der Spielbetrieb sind damit nicht zu finanzieren. Und die Liga hat jetzt angedeutet, dass es nicht vor November losgeht.
Üblicherweise beginnt im Mai das Trockentraining im Kraftraum des Curt-Frenzel-Stadions. Wie haben es die Panther zuletzt mit teils drastischen Corona-Einschränkungen organisiert?
Holzmann: Wir konnten uns Gewichte und ein Fahrrad ausleihen und so habe ich wochenlang zuhause in einem Raum alleine trainiert. Man kann erstaunlich viel machen. Unser Riesenproblem: Wir haben kein Ziel, auf das wir unser Training ausrichten. Drei Monate bleiben im Sommer für den Formaufbau. Das ist streng getaktet bis zu dem Punkt im August, an dem man aufs Eis geht. Ohne den Starttermin der DEL genau zu kennen ist es schwierig. Normalerweise wäre ich jetzt schon in Füssen auf dem Eis.
Ich wünsche mir, dass wir deutlich weiter oben stehen als zuletzt
Die Spieler mussten in den vergangenen Wochen sogenannte Corona-Zusatzklauseln unterzeichnen und einem möglichen Gehaltsverzicht bis zu 25 Prozent zustimmen. Augsburg meldete als einer der ersten DEL-Vereine, dass alle Profis unterzeichnet haben. In einigen Kadern sollen Kollegen lange gezögert haben. Ihre Meinung zu diesem Thema?
Holzmann: Man muss das einsehen, denn es hilft ja nicht, wenn die Klubs die Corona-Krise finanziell nicht überleben. Hauptgesellschafter Lothar Sigl hat das von Anfang an sehr transparent mit uns besprochen. Er hat uns alles erklärt, denn es ist wichtig die Zusammenhänge zu kennen und zu wissen, was los ist. Wir kennen seine Probleme, die Sorgen des Klubs. Die Lage für alle ist schwierig, aber wir halten zusammen. Ich denke, dass es überall funktionieren wird.
Im Zuge der Gehaltsreduzierungen sprach sich der Kölner Moritz Müller für die Gründung einer Spielergewerkschaft aus. Wie sehen sie das Thema?
Holzmann: Es ist eine gute Idee, wenn die Spieler einen Repräsentanten bei wichtigen Entscheidungen mit am Tisch haben würden. Das ist in anderen Sportarten auch der Fall. Die Umsetzung wird jedoch schwierig, wenn die Hälfte der Spieler (die Ausländer, Anm. d. Red.) im Sommer gar nicht im Land ist.
Trainer Tray Tuomie ist bestätigt worden und geht in sein zweites Jahr als Cheftrainer in Augsburg. Ein Teil der Panther-Anhängerschaft lehnt ihn ab und in Heimspielen gab es regelmäßig Pfiffe gegen ihn. Können Sie sich das erklären?
Holzmann: Nein. Aber nach einem traumhaften Jahr von Mike Stewart, als wir ins Halbfinale gegen München eingezogen sind und die Endspielserie nur knapp verpasst haben ist, war es klar, dass es jeder Nachfolger schwer haben wird. Die Erwartungen steigen sofort, zumal wir auch die Champions Hockey League erstmals in der Klubgeschichte erreicht haben. Es war ein schwieriger Start für Tray, weil auch der Druck groß gewesen ist. Damit muss man umgehen können.
Ihre Wünsche für die kommende Saison?
Holzmann: Für mich Gesundheit. Und als Team wünsche ich mir, dass wir deutlich weiter oben stehen als zuletzt. Wenn wir als Mannschaft gut harmonieren, können wir höher klettern. Aber der erste Wunsch ist, dass wie so schnell wie möglich vor Zuschauern spielen.
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