Als das Spiel seit einer halben Stunde beendet war, hatten sich auch die Gemüter wieder etwas beruhigt. Panther-Trainer Mike Stewart fand auf der Pressekonferenz sogar die Muße für einen lockeren Spruch. In der zweiten Drittelpause hatte ihn der Nürnberger Co-Trainer Mike Flanagan auf dem Weg in die Kabine wutentbrannt angegiftet. Um was es denn gegangen sei, wurde Stewart gefragt. „Er wollte wissen, wie es mir geht“, antwortete der. „Ich habe gesagt: Sehr gut, danke.“ Ganz so höflich war es in den 60 Minuten zuvor auf dem Eis aber nicht zugegangen. Die Gäste aus Nürnberg präsentierten sich aggressiv und gewannen verdient mit 3:0 (0:0, 1:0, 2:0). Damit steht es im Play-off-Viertelfinale 3:3, die Serie geht also über die volle Distanz. Die Entscheidung fällt am Dienstag (20 Uhr) im siebten und letzten Spiel, das in Nürnberg stattfindet.
„Nürnberg hat die bessere Tagesform gefunden, das muss man ehrlich sagen“, urteilte Stewart. Seine Mannschaft habe zwar die ein oder andere Chance gehabt, diese aber nicht genutzt. Personell hatte der Trainer einige Veränderungen vornehmen müssen. T. J. Trevelyan und Mark Cundari fehlten verletzt. Dafür kehrten Evan Trupp und Michael Davies zurück ins Team.
Für die physische Komponente hatte Stewart zudem Hans Detsch in den Kader genommen. Eine Maßnahme, die sich noch auszahlen sollte. Zunächst aber dominierten die Gäste und wirkten, ganz im Gegensatz zu den vergangenen beiden Spielen, körperlich präsenter. Zählbares brachte das aber zunächst nicht ein. Ein Faustkampf zwischen Augsburgs Ben Hanowski und Philippe Dupuis endete mit einem umjubelten Punktsieg des Lokalmatadors. Die Schussstatistik nach dem ersten Drittel gab einen deutlichen Hinweis auf den Spielverlauf: 24:15 für Nürnberg.
Beide Teams kämpften um jeden Zentimeter
Unverändertes Bild im zweiten Durchgang: Beide Teams kämpften um jeden Zentimeter Eis. Zunächst aber hielt die Augsburger Abwehr mit einem erneut glänzend aufgelegten Torwart Ben Meisner stand. Dann das Gegentor: Yasin Ehliz brachte einen Abpraller auf das Tor. Meisner parierte zwar, plötzlich aber jubelten die Gäste. Wie in Zeitlupe war der Puck durch die Schoner des AEV-Torwarts über die Linie gerutscht (35.).
Jetzt wurde es giftig. Höhepunkt war ein Zweikampf zwischen dem eingangs erwähnten Detsch und Nürnbergs Brandon Prust. Die beiden standen bei einem Bully nebeneinander und Detsch fand offenbar die richtigen Worte, um Prust aus der Contenance zu bringen. Schnell lagen die Handschuhe auf dem Eis, der anschließende Faustkampf endete mit einem Punktsieg der Gäste. Diesmal mussten aber beide Spieler mit Spieldauerdisziplinarstrafen gleich ganz in die Kabine. Der sportliche Nachteil der Gäste war natürlich größer, dementsprechend sauer reagierte Nürnbergs Bank.
Und vermutlich war es auch diese Szene, die der Nürnberger Co-Trainer noch einmal mit Stewart besprechen wollte. Der aber blieb cool und sah im letzen Drittel, wie sich seine Mannschaft nur mühsam vom Nürnberger Dauerdruck befreien konnte. Die Entscheidung fiel in der 57. Minute. Ehliz verwandelte einen Penalty zum 2:0 für die Gäste. Das 3:0 durch David Steckel ins leere Panther-Tor war nur noch Ergebniskosmetik (59.). „Uns hat heute das allerletzte Quäntchen Glück gefehlt“, sagte Stewart. „Jetzt freuen wir uns auf Spiel sieben, wenn es um alles geht.“ Nürnberg wird Augsburg mit frischem Selbstvertrauen empfangen, das war am Sonntagabend nicht zu überhören. Stellvertretend sagte Marco Pfleger: „Wir müssen vor dem nächsten Spiel nichts ändern. Augsburg muss was ändern, denn heute hatten sie keine Chance gegen uns.“
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