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Eishockey: Leon Draisaitl knackt den nächsten Rekord - und hätte es fast verpasst

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Leon Draisaitl knackt den nächsten Rekord - und hätte es fast verpasst

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    Leon Draisaitl ist jetzt der punktbeste Deutsche, der je in der NHL gespielt hat.
    Leon Draisaitl ist jetzt der punktbeste Deutsche, der je in der NHL gespielt hat. Foto: Daniel Lea, dpa

    Am Tag danach hatten die Edmonton Oilers ein Dutzend Journalisten aus Deutschland zur Online-Presserunde mit Leon Draisaitl eingeladen. Dank der Zeitverschiebung nach Kanada kamen die gerade vom Abendessen, während der Eishockey-Profi auf das Mittagsschläfchen verzichten musste. Seiner guten Laune konnte das nichts anhaben. Immerhin hatte er am Vorabend einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere erreicht. Zum 6:1-Sieg der Oilers gegen die Winnipeg Jets steuerte er ein Tor und eine Vorlage bei. Damit hat er 510 Scorer-Punkte auf dem Konto, einen mehr als der bisherige Rekordhalter Marco Sturm. Der spielte von 1997 bis 2012 in der NHL und arbeitet nun als Assistenz-Trainer der Los Angeles Kings.

    Für Marco Sturm war der Rekord nur eine Frage der Zeit

    Sturm ist also seinen Rekord los, was aber ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen sei, schrieb er am Mittwoch auf Instagram und gratulierte artig. 1006 Spiele hatte Sturm für 509 Punkte benötigt. Draisaitl erledigte es in 485 Partien.

    Allzu sehr scheint das alles den 25-jährigen Kölner aber nicht zu interessieren. Von dem Rekord habe er gar nichts gewusst, bis ihn ein Mitarbeiter der Oilers darauf aufmerksam gemacht habe, sagt er. „Ich bin jetzt nicht der Typ, der sich jede Statistik merkt oder tagtäglich an irgendwelche Meilensteine denkt.“ Trotzdem sei er natürlich „sehr, sehr stolz darauf“. Sturm sei immer einer gewesen, zu dem er aufgeschaut habe. „Ich habe einen Riesenrespekt davor, was Marco und die anderen Deutschen in der NHL erreicht haben. In dieser Scorerliste ganz oben zu stehen bedeutet mir natürlich sehr viel. Ich habe aber zu viel Respekt vor den anderen, um da einen großen Deal draus zu machen.“

    Leon Draisaitl antwortet mit stoischer Gelassenheit

    Mit strenger Hand leitet der Pressechef der Oilers die Fragerunde. Wer etwas sagen will, muss die virtuelle Hand heben. Der Auserwählte bekommt die knappe Aufforderung „Go ahead“. Mikro an. Frage stellen. Mikro aus. Draisaitl spricht. Natürlich stößt einer zu spät zur Runde. Und stellt die gleichen Fragen noch einmal. Mit stoischer Gelassenheit erzählt Draisaitl also zweimal, dass es zwar schön sei, individuelle Rekorde zu brechen oder Auszeichnungen zu bekommen – vergangene Saison wurde er zum wertvollsten Spieler der gesamten NHL gewählt. „Aber im Endeffekt ist Eishockey ein Teamsport, in dem es darum geht, als Mannschaft erfolgreich zu spielen und hoffentlich eine Meisterschaft zu gewinnen.“

    Deutscher Superstar in der NHL: Leon Draisaitl.
    Deutscher Superstar in der NHL: Leon Draisaitl. Foto: Marius Becker, dpa

    Wenn Draisaitl solche Sätze sagt, wirkt das nicht aufgesetzt oder auswendig gelernt, auch wenn er sie schon hunderte Male gesagt hat. Er ist einer, der einfach nur spielen will. Daran ändert auch das fürstliche Jahressalär von 8,5 Millionen Dollar nichts. In Kanada haben ihn seine Leistungen zum Superstar gemacht. Dort ist Eishockey Volkssport Nummer eins. Mal schnell einen Kaffee trinken gehen ist für Draisaitl in Edmonton ein Unterfangen, als würde Messi selbiges auf dem Münchner Marienplatz versuchen. In Deutschland dagegen fliegt Draisaitl immer noch überraschend tief unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung, auch wenn er 2020 zum Sportler des Jahres gewählt wurde. Auch das stört Draisaitl nicht, ganz im Gegenteil. Unaufgeregt spricht er über das Glück, als Eishockeyspieler weiterhin das machen zu dürfen, was er am meisten liebe. Dass er weiter seinen Traum träumen dürfe, einmal den Stanley Cup zu gewinnen.

    Der Stanley Cup ist das große Ziel

    Eine Prognose für die Play-offs will Draisaitl aber nicht wagen. „Weil wir kein einziges Spiel gegen drei Viertel der Liga gemacht haben. Und wir haben überhaupt keine Ahnung, was da auf uns zukommt.“ Coronabedingt hatten die sieben kanadischen NHL-Teams eine eigene Division gebildet und nur gegeneinander gespielt. Insgesamt gibt es vier solcher Gruppen, deren Mannschaften erst spät in den Play-offs aufeinandertreffen.

    Möglichst bis zum Finale wollen Draisaitl und die Oilers dabei sein. „Ich glaube, dass wir ein gutes Team haben und dass wir auf jeden Fall eine Chance haben, den Stanley Cup zu gewinnen“, sagt der Kölner. „Der Favorit sind wir wahrscheinlich nicht. Aber jeder, der in die Play-offs reinkommt, hat eine Chance, am Ende ganz oben zu stehen.“

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