Früher, also ganz früher, zwischen 1998 und 2004, als der aufbrausende Hans Zach noch als Bundestrainer der deutschen Eishackler regierte, galt das Erreichen des Viertelfinales einer Weltmeisterschaft als das Nonplusultra für eine deutsche Mannschaft. Vor dem Turnier stapelte der gerne grantelnde Oberbayer Zach tief, um im Fall des Klassenerhalts zu jubeln. Ein Einzug in der Runde der besten acht Eishockey-Nationen wurde wie eine Sensation bejubelt. Die Zeiten haben sich geändert und spätestens mit dem ehemaligen NHL-Profi Marco Sturm als Bundestrainer ist ein neuer Geist hinter der Bande eingezogen. Das Selbstbewusstsein ist mit den Erfolgen gewachsen.
Der aktuelle Übungsleiter Harold Kreis knüpft an die Arbeit seiner Vorgänger an. Vor dem Turnier in Tschechien hatte der Coach im Interview mit dieser Redaktion noch gesagt: "Die Spieler haben eine andere Mentalität. Wir gehen wirklich in jedes Spiel hinein, unabhängig vom Gegner, und sagen, dass wir gewinnen können, wenn wir uns an den Spielplan halten und unsere Maximalleistung bringen. Und wenn noch ein bisschen Glück dazukommt." Zum Erfolg trägt bei, dass die deutschen Eishockeyspieler besser ausgebildet sind. Was daran abzulesen ist, dass sich die National Hockey League (NHL) immer öfter auf dem deutschen Markt umsieht und fündig wird.
Zum fünften Mal in Folge im Viertelfinale
In Ostrau hat die Nationalmannschaft bereits zum fünften Mal in Folge das Viertelfinale erreicht. Nach dem 4:2 am Samstag gegen Polen ist der DEB-Auswahl die K.-o.-Runde sicher. Das letzte Gruppenspiel am Dienstag (12.20 Uhr/ ProSieben und MagentaSport) gegen Frankreich entscheidet über die Platzierung. Kapitän Moritz Müller forderte seine Teamkollegen auf, den Fokus nicht zu verlieren. "Es wird kein Warmlaufen für das Viertelfinale. Wir wollen mit einem guten Gefühl in die nächste Runde gehen und dürfen den Fuß nicht vom Gas nehmen", sagte der Profi der Kölner Haie.
In der Runde der besten Acht gibt es drei mögliche Kontrahenten: Weltmeister Kanada, Gastgeber Tschechien oder Lieblingsgegner Schweiz. 2010, 2021 und im vergangenen Jahr waren die Schweizer für die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes das Sprungbrett ins Halbfinale. Auch bei Olympia-Silber 2018 setzte sich die deutsche Mannschaft in der K.-o.-Runde gegen die Eidgenossen durch.
Der mögliche deutsche Gegner spielt starkes Turnier
Die Schweizer spielen bislang ein starkes WM-Turnier. Mit sieben NHL-Profis zählt die Mannschaft von Coach Patrick Fischer zum Kreis der Titelfavoriten. Der Beleg: gegen WM-Gastgeber Tschechien siegten die Eidgenossen in Prag nach Penaltyschießen. Die Euphorie um die "Nati", wie die Schweizer ihre Auswahl nennen, mit Kapitän Roman Josi von den Nashville Predators ist riesig, nicht nur bei den Fans. "Roman Josi schreitet übers Eis wie einst Jesus übers Wasser", hob das Schweizer Nachrichtenportal Watson den Teamkapitän nach einem 8:0-Sieg gegen Dänemark in den Himmel.
Der mögliche Gegner wird allerdings erst am Dienstagabend feststehen. "Wir freuen uns, dass wir das erste Ziel mit der Teilnahme an der Endrunde erreicht haben. Wir konzentrieren uns morgen erst mal auf unser Spiel, dann schauen wir rüber in die andere Gruppe“, sagte Stürmer Dominik Kahun vor dem siebten WM-Match. Erfüllt die deutsche Auswahl ihre Pflichtaufgabe gegen Frankreich, würden sie als Dritter der Gruppe B auf den Tabellenzweiten der A-Gruppe treffen.
Die deutsche Mannschaft spricht sich aus
Nach einem freien Pfingstsonntag trainierte die deutsche Mannschaft am Montag in Ostrau. Auch wenn es jetzt wie am Schnürchen läuft, erinnerte Kapitän Müller an die schwierige Phase in der ersten Woche, als die DEB-Auswahl zwei deutliche 1:6-Schlappen in Folge gegen die USA und Schweden verdauen musste. Die Mannschaft setzte sich ohne den Bundestrainer zusammen und sprach offen an, wo die Schwachpunkte liegen und wie man sie beheben will. Mit Erfolg: Es folgten klare Siege gegen Lettland (8:1), Kasachstan (8:2) und zuletzt Polen (4:2).
Die Weltmeisterschaft geht in die zweite und entscheidende Woche. Der Fokus liegt auf dem Donnerstag mit allen Viertelfinals. In dieser Phase erinnerte Kapitän Moritz Müller daran, dass die jüngsten Erfolge der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft eine herausragende Leistung sind. „Ich verstehe, dass es von außen normaler wird, wenn wir das Viertelfinale erreichen. Für uns und mich ist das aber keine Selbstverständlichkeit. Es ist nicht leicht, die Endrunde bei einer WM zu erreichen", sagte der 37-Jährige, der ein wenig an den Tiefstapler Hans Zach erinnerte.