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Eishockey-Weltmeisterschaft: Welches Ziel hat Deutschland? Trainer Söderholm spielt im Team Vorsicht

Eishockey-Weltmeisterschaft

Welches Ziel hat Deutschland? Trainer Söderholm spielt im Team Vorsicht

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    Bundestrainer Toni Söderholm spricht während des Tests mit seinen Spielern. Auf eine WM-Zielsetzung will sich der Finne noch nicht festlegen.
    Bundestrainer Toni Söderholm spricht während des Tests mit seinen Spielern. Auf eine WM-Zielsetzung will sich der Finne noch nicht festlegen. Foto: Matthias Balk, dpa

    Auf die Taktik von Hans Zach war Verlass. Auf dem Eis ließ der ehemalige Bundestrainer (1998 bis 2004) Beton anrühren. Gegenüber den Medien stapelte der Oberbayer aus Bad Tölz tief. Der Abstieg in die B-Klasse sei normal, der Klassenerhalt eher mit dem WM-Titel gleichzusetzen. Duselte sich Deutschland doch irgendwie ins Viertelfinale, dann sonnte sich Zach im Überraschungserfolg. Das Vorgehen war weder neu noch originell. Aber der als Alpen-Vulkan titulierte Coach fuhr glänzend damit. Nun ist auch sein Nach-Nachfolger auf die Maurer-Linie eingeschwenkt. "Ich werde keine Ziele nennen. Die Diskussion führt uns nirgendwo hin", sagte Toni Söderholm wenige Tage vor dem WM-Start.

    Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft enttäuschte in Peking

    Vor den Olympischen Spielen in China hatte das Trainerteam des Deutschen Eishockey-Bundes noch von Edelmetall geträumt. Was als Silbermedaillengewinner von 2018 nachvollziehbar ist. Doch dann scheiterte die Mannschaft frühzeitig in Peking und verpasste sogar das Viertelfinale. Söderholm hat gelernt und fährt in der Videokonferenz vor dem WM-Auftakt eine ebenso defensive Variante wie Zach. "Wir werden die Zielsetzung mit der Mannschaft in Helsinki ansprechen. Das haben wir noch nicht gemacht, weil wir wussten, dass die Mannschaft ziemlich spät zusammen kommt."

    Tatsächlich konnte der Finne erst wenige Tage vor dem Turnierauftakt am Freitag (19.20 Uhr/Sport 1) gegen Weltmeister Kanada sein endgültiges Personal benennen. Auch ein Grund ist, dass die Liga nach den vielen Corona-Verschiebungen eine Woche mehr Zeit als geplant benötigte. Für Eishockey-Profis ist das jedoch Alltag, wie Sportdirektor Christian Künast berichtete. "Ich kann mich erinnern, dass ich einen Tag nach einer Niederlage im vierten DEL-Finale zur Nationalmannschaft gereist bin. "

    Nicht jammern, sondern spielen: Söderholm muss improvisieren

    Nicht jammern, sondern spielen heißt die Maßgabe. Im besonders intensiven Olympiajahr musste der Bundestrainer allerdings auch schmerzliche Absagen verkraften. Dominik Kahun spielte zwar beim enttäuschenden 3:1 am Sonntag in Schwenningen gegen Österreich. Der ehemalige NHL-Stürmer musste verletzt wieder abreisen. "Ich hätte den Dominik schon gern dabei gehabt", sagte Söderholm. Der 44-Jährige deutete zumindest an, wie schwierig die Personalplanung zuletzt war und fügte an: "Man merkt, dass einige Spieler 60, 70 Spiele in den Beinen haben. Vieles hat mentale Energie gekostet. Es gab Spieler, die ein bisschen kurzfristig abgesagt haben, die vor einem Monat vielleicht noch Kraft hatten. Jetzt, wo die Saison vorbei war, war das auf einmal anders."

    Die Stars im Team einiger WM-Neulinge sind die Profis aus der National Hockey League. Torwart Philipp Grubauer von den Seattle Kraken, Verteidiger Moritz Seider aus Detroit und Stürmer Tim Sützle aus Ottawa sollen die Mannschaft mitreißen. Obwohl Seider (21) oder auch Stützle (20) zu den Jungen zählen, hofft der Bundestrainer nicht nur auf Tore und Pässe. "Ich erwarte von Tim und Mo, dass sie auch führen."

    Auf der anderen Seite feiert im zarten Alter von 30 Jahren Daniel Schmölz seine WM-Premiere. Der für Nürnberg spielende Füssener verdiente sich die Berufung mit konstanten Leistungen in der DEL. Überraschend, dass auch der vom ERC Ingolstadt zu den Augsburger Panthern gewechselte Angreifer Samuel Soramies (23) dabei ist.

    DEB-Auswahl für die WM: Mit Leon Draisaitl ist nicht zu rechnen

    Alle Kaderplätze hat Söderholm noch nicht vergeben, hofft auf Nachzügler aus Nordamerika. Unwahrscheinlich ist, dass NHL-Star Leon Draisaitl nach Europa kommen wird. Die Edmonton Oilers sind in den Play-offs gut unterwegs, ebenso wie der Augsburger Nico Sturm mit Colorado Avalanche. Der Klub aus Denver gewann am Dienstag gegen die Nashville Predators mit 5:3 und kam in der Best-of-seven-Serie mit einer makellosen Bilanz von vier Siegen weiter.

    Am Dienstag bestieg das zuletzt mit sieben Nationalspielern von Meister Berlin und zwei Profis von Vizemeister München verstärkte DEB-Team das Flugzeug nach Helsinki. Die Tage bis zum Auftakt gegen Kanada will Söderholm intensiv nutzen, um die taktischen Feinheiten einzuüben. Danach bleibt wegen des dicht gedrängten Spielplans kaum Zeit dafür.

    DEB-Torwart Philipp Grubauer will nichts weniger als Gold

    Wo das Nationalteam steht, das bei der WM 2021 das Halbfinale erreichte und dann in Peking mit nur einem mühsamen 3:2-Erfolg gegen Außenseiter China abstürzte, traut sich der Bundestrainer nicht einzuschätzen. Viel offensiver dagegen kommt sein Torhüter daher. Philipp Grubauer formulierte unmissverständlich, warum er nach Helsinki fliegt. "Natürlich ist unser Ziel Gold zu holen", sagte der gebürtige Oberbayer, der nach 15 Jahren in den USA und Kanada den unerschütterlichen Glauben der nordamerikanischen Sportler an den maximalen Erfolg verinnerlicht hat. Irgendwo zwischen Nichts und Gold - die WM verspricht Spannung.

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