Viel mehr Drama geht nicht: Erst lag Leon Draisaitl mit den Edmonton Oilers in der Endspielserie mit 0:3 zurück. Die Mannschaft kämpfte sich mit Leidenschaft zurück und glich zum 3:3 aus. Im siebten und entscheidenden Match triumphierten jedoch die Florida Panthers und stürzten das Team aus der kanadischen Öl-Metropole gefühlsmäßig in die Hölle.
Der gebürtige Kölner wollte seine Emotionen nicht verbergen. Als die Panthers, einer nach dem anderen, den Stanley Cup in die Höhe stemmten und mit ihren Fans feierten, stand Draisaitl mit sichtlich geröteten Augen in der Umkleide und fasste seine Enttäuschung in Worte. "Viel schlechter ging es mir noch nicht, um ehrlich zu sein. Es tut sehr weh gerade. Aber ich bin enorm stolz auf die Mannschaft", sagte der 28-Jährige, der ganz offensichtlich verletzt die Finalserie bestritt.
Draisaitl will nicht über Verletzungen reden
Von seinen überragenden Werten bei den Toren und Vorlagen war der Edmonton-Stürmer meilenweit entfernt und spielte angeschlagen. Mindestens ein Finger war wohl gebrochen. Doch Details wollte Draisaitl unmittelbar nach Spielschluss in der Arena nahe Miami nicht preisgeben. "Da müssen wir jetzt nicht drüber reden", sagte er und fügte an: "Ich glaube, es wird einige Zeit weh tun auf jeden Fall. Einfach auf die nächste Saison fokussieren dann." Ob der deutsche Nationalspieler allerdings in Edmonton bleibt, erscheint fraglich. Sein mit gut acht Millionen Dollar Jahresgage dotierter Vertrag läuft nach der kommenden Saison aus.
Will Edmonton nicht riskieren, einen der besten Profis der Liga ohne Gegenwert zu verlieren, müssen sich beide Parteien in den kommenden Monaten auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen – oder der Stürmer läuft künftig womöglich erstmals für einen anderen NHL-Klub auf.
Aufmunterung vom Augsburger Nico Sturm
Mit der verpassten Chance bleibt Nico Sturm vorerst der letzte von fünf Deutschen neben Philipp Grubauer, Tom Kühnhackl, Uwe Krupp und Dennis Seidenberg, die den Stanley Cup in die Höhe stemmten. Der Stürmer der San Jose Sharks verfolgte die Finalserie und ist sich sicher: "Leon Draisaitl wird viel aus dieser Erfahrung lernen und irgendwann auch den Stanley Cup gewinnen", sagt der Augsburger.
Mit einem Sieg in Spiel sieben hätte sich Edmonton in die Eishockey-Geschichtsbücher eingetragen. Erst einem Team war es bislang gelungen, einen 0:3-Rückstand in der Finalserie zu drehen. 1942 hatten die Toronto Maple Leafs auf diese Weise den Stanley Cup gegen die Detroit Red Wings gewonnen. So aber stemmte in der 132-jährigen Geschichte des riesigen Silberpokals mit Panthers-Kapitän Alexander Barkov erstmals ein Finne die Trophäe als Erster in die Höhe.
Die frühe Führung der Gastgeber in der fünften Minute von Carter Verhaege im Überzahlspiel glichen die Gäste durch Mattias Janmark zum 1:1 (7.) aus. Im zweiten Drittel drängte das Team aus Florida mit Macht auf die erneute Führung, die Sam Reinhart in der 36. Minute gelang. Die Oilers warfen im letzten Drittel alles in die Waagschale, aber es fehlte das nötige Quäntchen Glück, um die abermalige Wende zu schaffen.
Schwacher Trost: McDavid zum wertvollsten Spieler gewählt
Der offensichtlich angeschlagene Draisaitl konnte seiner Mannschaft wie schon in den Finalspielen zuvor kaum noch helfen. Sein Stürmerkollege Connor McDavid erhielt die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Play-off-Serie. Ein schwacher Trost im Moment der Niederlage nach dem 107. und letzten Saisonspiel.