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Eishockey: NHL-Eishockeystürmer Stützle läuft zu großer Form auf

Eishockey

NHL-Eishockeystürmer Stützle läuft zu großer Form auf

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    Eishockey-Nationalstürmer Tim Stützle spielt eine grandiose Saison für die Ottawa Senators in der NHL.
    Eishockey-Nationalstürmer Tim Stützle spielt eine grandiose Saison für die Ottawa Senators in der NHL. Foto: Maximilian Haupt, dpa

    15 Minuten Zeit bekommen die deutschen Journalisten, um ihre Fragen in der Online-Konferenz zu stellen. Das ist wenig. Schließlich sitzt da ein junger Mann vor einer gelben und einer roten Wand irgendwo in der Umkleide der Ottawa Senators, der zu den größten Eishockey-Hoffnungen hierzulande zählt. Tim Stützle läuft in seinem dritten Jahr in der National Hockey League (NHL) zu großer Form auf. Mit 28 Toren und 35 Vorlagen liegt Stützle auf Rang 24 der Scorerwertung. Klingt nicht spektakulär, aber an dieser Position bewegt sich der deutsche Stürmer in illustrer Gesellschaft. Alexander Owetschkin, der zweitbeste Scorer aller Zeiten hinter der NHL-Legende Wayne Gretzky, liegt aktuell auf Position 38.

    Doch während der Russe und bekennende Putin-Freund Owetschkin, 37, auf die Zielgerade seiner Karriere einbiegt, gehört dem 21-Jährigen die Zukunft. Als er versucht, seinen Lauf zu erklären, dreht er sich auf seinem Stuhl in Ottawa nach links und rechts: "Ich habe sehr viel Selbstvertrauen in meinem Spiel und weiß, dass ich gut werden und sein kann in der Liga", erzählt der aktuelle beste Torjäger seines Teams. Erst vor wenigen Tagen war er zum Spieler der Woche in der NHL gekürt worden, nachdem der gebürtige Viersener vier Tore und sechs Vorlagen bei den Senators verbucht hatte. Beim 6:1 der Senators am Dienstag gegen die Detroit Red Wings verbuchte der Außen sein 28. Saisontor und bereitete zudem zwei weitere Treffer vor.

    Ebenso hoch eingeschätzt wie Superstar Draisaitl

    Die Mannschaft aus der Hauptstadt Kanadas befindet sich im Umbruch und zählt noch nicht zu den NHL-Spitzenteams. Doch Stützle soll eine Stütze für eine goldene Zukunft in der Stadt am Ottawa River sein. Vor drei Jahren zogen die Senators beim Draft, der Talentziehung, den Deutschen an dritter Stelle. So früh wurde außer Stützle nur ein Deutscher auserwählt: Leon Draisaitl, der derzeit mit 36 Toren und 52 Vorlagen auf Platz zwei der NHL-Scorerliste steht.

    Wenn die Nummer 18 der Senators so weitermacht, wird er auch bald ganz vorn in der Liga sein. Sein Coach D. J. Smith baut immer mehr auf den Deutschen. Deutliches Zeichen: Stützle spielt auch Über- und Unterzahl. "Der Trainer vertraut mit eigentlich in allen Situationen. Ich spiele super viel, in fast jedem Spiel über 20 Minuten. Das gibt mir weiterhin viel Selbstvertrauen", erzählt der Angreifer, der mehr kann als im Angriff zu glänzen. Wer vorne regelmäßig trifft und zudem noch das Vertrauen des Trainers bekommt, auch im Penaltykilling Tore zu verhindern, ist auf dem Weg zu einem kompletten Profi. "Ich spiele oft gegen die Topreihe der anderen Mannschaft. Gegen die besten Spieler der Welt zu spielen, ist Ansporn für mich, immer besser zu werden."

    Solche Sätze hören Trainer und Journalisten immer wieder. Stützle jedoch setzt seine Ansagen auf dem Eis um. Auch deshalb bauen die Senators auf das Talent aus Germany, wollen ein Team um ihn herum aufbauen und haben ihn mit dem höchsten Kontrakt der Klubgeschichte ausgestattet. Da nach dieser Saison sein Vertrag ausgelaufen wäre, banden die Senators ihre Zukunftshoffnung gleich für die nächsten acht Spielzeiten ab 2023/24 für 66,8 Millionen Dollar (umgerechnet 63,1 Millionen Euro) an sich. Macht knapp acht Millionen Euro pro Saison. Es ist auch eine Wette auf die Zukunft.

    Stützle kennt keine Star-Allüren

    Tim Stützle weiß, wem er sein üppiges Gehalt auch zu verdanken hat: den Millionen Fans im Eishockey-verrückten Kanada. Star-Allüren kennt er nicht und erzählt von Begegnungen in seiner Heimat Ottawa. "Es gibt immer Leute, die Fotos machen wollen. Ohne die Fans wäre ich nicht der, der ich bin und hätte keinen so guten Vertrag unterschrieben. Deswegen bin ich dankbar, wenn die Leute mich erkennen." In seiner knappen Freizeit – "wir sind ja ständig unterwegs und spielen alle zwei Tage" – genießt er die Auszeit auf seiner Couch. Und: "Es ist sehr kalt in Ottawa. Ich gehe auch mal in ein Bad hier um die Ecke, das heiße Whirlpools hat."

    An die Nationalmannschaft oder die Weltmeisterschaft im Mai dieses Jahres denkt der 21-Jährige keine Sekunde lang. Das sei zu weit weg. Bei seinem Premieren-Einsatz im Mai vergangenen Jahres reiste er angeschlagen an und musste nach einer Knieverletzung vorzeitig heimkehren. Stützle blickt selbstkritisch auf das Turnier in Finnland zurück: "Ich wollte unbedingt meine erste WM spielen. Im Endeffekt bin ich Risiko eingegangen und bin am gleichen Knie getroffen worden." Deshalb will er nur zur WM im Frühjahr kommen, wenn er vollständig gesund ist. "Ich will kein Risiko eingehen, dass ich den Sommer verpasse." Denn gerade als junger Spieler sei das die Zeit, um sich weiterzuentwickeln. So klingt einer, der nicht nur zu den Guten, sondern zu den Besten in der NHL zählen will. Stützle ist auf dem Weg dorthin.

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